Potsdam-Mittelmark: Zugreisende saßen im Fläming fest
Zahlreiche Sturmschäden durch Unwetter
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Potsdam-Mittelmark - Tornadoähnliche Windböen haben am Samstagabend im Fläming zu erheblichen Schäden geführt. Betroffen waren nach Auskunft der Rettungsleitstelle Brandenburg vor allem die Regionen Niemegk, Bad Belzig, Wiesenburg und Treuenbrietzen. Insgesamt mussten die freiwilligen Feuerwehren zu 25 Einsätzen ausrücken, für sie galt der Ausnahmezustand. In den meisten Fällen waren umgestürzte Bäume von den Straßen zu räumen.
An der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt bei Medewitz wurde eine Bahn-Oberleitung erheblich beschädigt. Etwa 120 Bahnreisende auf der RE-7-Strecke Berlin-Dessau blieben dort stecken, wie ein Sprecher der Bundespolizei am Sonntag mitteilte. Sie seien mit Taxen weiterbefördert oder nach Berlin zurückgebracht worden. Nach Angaben der Bahn waren bei einer Gewitterfront mit Windhose Gegenstände durch die Luft gewirbelt und Bäume beschädigt worden. Das habe zu einem Kurzschluss geführt.
Die Oberleitung sei auf einer Länge von etwa 200 Meter beschädigt worden. Mehrere Regionalzüge seien ausgefallen. Nach Angaben des Bahnsprechers haben die Reparaturarbeiten auf der Strecke bis Sonntagmorgen um 4.35 Uhr gedauert. „Der Schaden war beträchtlich, sodass die Arbeiten relativ aufwendig waren“, sagte der Sprecher. Für die Reisenden sei ein Schienenersatzverkehr eingerichtet worden. Dies sei organisatorisch kompliziert gewesen, weil Busse nicht sofort verfügbar waren.
Gegen 18.45 Uhr sind heftige Sturmböen auch über die A 9 bei Niemegk gezogen, teilte die Polizei mit. Entlang der Autobahn knickten Hunderte Bäume ab, Äste und Zweige flogen über die Fahrbahn. Zudem gab es Starkregen und Hagelschlag. Zwischen Niemegk und Linthe kam es zu einem Unfall, als ein Autofahrer wegen des Unwetters abbremste und sein Hintermann dies zu spät sah. Auf dem Rastplatz Fläming lösten sich durch den Wind Abfallbehälter und beschädigten Autos. Personen wurden nicht verletzt. Die Aufräumarbeiten der Feuerwehren dauerten bis Mitternacht an.
Auch in den umliegenden Ortschaften kam es durch umgestürzte Bäume zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen. Auf der L 85bei Mühlenfließ stürzte ein Baum auf einen Pkw. Besonders betroffen waren die Orte Jeserig, Nichel und Schlalach, meldet die Freiwillige Feuerwehr Niemegk. Auf der Landstraße zwischen Jeserig und Nichel brauchten die Einsatzkräfte mehrere Stunden, um die Fahrbahn wieder passierbar zu machen. Ein Brücker Landwirtschaftsbetrieb unterstützte mit einem Radlader die Aufräumarbeiten. Teilweise mussten Straßen auch wegen herabgestürzter Stromleitungen gesperrt werden. Noch am Sonntag waren die freiwilligen Feuerwehren im Einsatz, um weitere Straßen und Wege freizuräumen.
Augenzeugen berichteten von tornadoähnlichen Windböen. Das Unwetter sei von Südwest nach Nordost durch den Fläming gezogen, sagte der Meteorologe Thomas Endrulat vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam den PNN. Am Sonntag war noch nicht klar, ob tatsächlich ein Tornado durch den Fläming gezogen ist. Dazu müssten noch die Schadensbilder ausgewertet werden, sagte Endrulat. Wahrscheinlicher sei, dass es starke Gewitterböen waren.
Hagen Ludwig (mit dpa)
Hagen Ludwig (mit dpa)
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