Potsdam-Mittelmark: Zukunftsvision für Werder
Bürger und Stadtverordnete haben nach langen Debatten ein Leitbild für Werder entworfen. Mit langfristigen Zielen, an denen sich die Politik aus dem Rathaus orientieren soll.
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Werder (Havel) - Nach fünf Jahren Diskussion steht nun das Leitbild der Stadt Werder (Havel) fest. Die Stadtverordnetenversammlung hat das gemeinsam mit den Bürgern erarbeitete Leitbild am vergangenen Donnerstag beschlossen. Initiatorin der Leitbild-Idee war 2012 die CDU gewesen, es hatten sich aber alle Fraktionen an der Endfassung beteiligt. Im März 2016 war ein Entwurf fertig gestellt worden, den die CDU gemeinsam mit den Freien Bürgern erarbeitet hatte. Die übrigen Fraktionen reichten daraufhin Änderungsvorschläge ein.
„Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden“, sagte die Grünen-Vertreterin Elke Rietz auf PNN-Anfrage. „Es sind Ideen aller Fraktionen eingeflossen und so ist eine gute Grundlage für weitere Diskussionen entstanden.“ Per Internet konnten sich außerdem Werders Bürger mit eigenen Vorschlägen beteiligen. Das Leitbild stelle eine Handlungsorientierung für alle Stadtverordneten dar, erklärt Stadtsprecher Henry Klix. Es solle aber ständig an die sich ändernden Gegebenheiten angepasst werden.
Leitbild für Werder benennt sechs zentrale Herausforderungen
Die Leitbild-Vorlage, die am Donnerstag beschlossen wurde, benennt zunächst sechs Herausforderungen, denen sich die Stadt in den kommenden Jahrzehnten zu stellen hat: den demografischen Wandel, die Entwicklung des Obstanbaus, die Energiestrategie, die Entwicklung der Verkehrsverbindungen, die Zukunft als Wirtschaftsstandort und den Tourismus sowie die Entwicklung zum Mittelzentrum. Danach definiert das Leitbild Kernziele, die die Stadt anstreben möchte – wie etwa „die Wahrung einer intakten Umwelt“ oder „die Lebensqualität und Attraktivität als weltoffene und tolerante Stadt zu erhöhen“.
Unter dem Punkt „Stadt und Bürger“ heißt es, dass ein respektvoller Umgang, Rücksicht aufeinander und gegenseitige Toleranz das Miteinander in Werder prägen sollen. Auch soll der Dialog zwischen Stadt, Politik und Bürgern kontinuierlich fortgesetzt werden, um hohe Transparenz und Bürgerbeteiligung zu erhalten. Daneben soll die Entwicklung zu einer kinderfreundlichen Stadt weiter voranschreiten.
Gute Schulen, attraktiver Wirtschaftsstandort
Um die jüngsten Werderaner geht es auch beim Thema „Soziales und Bildung“: Die frühkindliche Bildung soll in Werder gefördert werden, ebenso sollen Sozial- und Bildungszentren entwickelt und das vorhandene Bildungsangebot erweitert und vervollkommnet werden. Bei den letzten Haushaltsverhandlungen hatte die Stadt das Programm „Fit für die Zukunft“ gestartet, bei dem der Fokus auf dem Ausbau und der Erneuerung von Kitas, Schulen, Sport und Spieleinrichtungen liegt. In das Programm fließen knapp fünf Millionen Euro, der größte Teil davon – rund 2,2 Millionen – in die Erweiterung des Grundschulbereichs der Carl-von-Ossietzky-Schule. Zu „Soziales und Bildung“ gehört es in Werder aber auch, „Daseinsvorsorge für Menschen aller Altersgruppen“ und „Kommunikationsflächen für Jung und Alt“ zu schaffen.
Werder möchte zudem für Unternehmen noch attraktiver werden, unter anderem durch die Sicherung des heimischen Obst- und Weinanbaus und den Bau neuer Gewerbeflächen, wie es in den Leitlinien im Bereich „Wirtschaft und Finanzen“ steht. In den Havelauen waren erst vor Kurzem neue Gewerbeflächen entstanden, die aber nach kurzer Zeit bereits wieder vergeben waren. Wichtig sei es auch, gute Rahmenbedingungen für die Ausbildung von qualifizierten Fachkräften zu schaffen. Allein im Stadtgebiet sind derzeit in Handwerk und Industrie 30 Lehrstellen unbesetzt.
SPD will sozialen Wohnungsbau weiter fördern
Im Bereich „Infrastruktur und Bauen“ möchte sich Werder vor allem um bessere Verkehrsanbindungen kümmern. Insbesondere im Innenstadtbereich sollen die Verkehrsströme entlastet werden. Daneben sollen Rad- und Wanderwege ausgebaut und die Voraussetzungen für schnelleres Internet geschaffen werden. Bereits jetzt erreichen laut Telekom der Großteil der Stadt und die meisten Ortsteile jedoch mit VDSL-Verbindungen Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde. Die SPD plädierte bei der Stadtverordnetensitzung am Donnerstag dafür, auch mehr sozialen Wohnungsbau im Zusammenwirken mit Bund und Land zu fördern. Hierfür sollen neue Flächen ausgewiesen werden, auf denen preisgünstiger Wohnraum entstehen kann.
Zum Punkt „Tourismus, Kultur und Umwelt“ heißt es im Leitbild, Werder solle seine zentrale Lage vor der Landeshauptstadt Potsdam und der Bundeshauptstadt Berlin nutzen, um seinen überregionalen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Dafür sollen die Ortsteile entlang der Havel besser mit der Inselstadt vernetzt werden. Kunst und Kultur sollen außerdem gefördert sowie Rad- und Wassertourismus erweitert werden. Seit Mai 2014 müssen Urlauber in der Blütenstadt eine Kurtaxe von 1,50 Euro pro Tag entrichten. Die Einnahmen aus dem Kurbeitrag decken jedoch die Ausgaben im Tourismusbereich nur zum Teil.
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