Potsdam-Mittelmark: Zunehmende „Rohheit“ als Problem
Brandenburger Polizeichef Burghard Neumann zu Gast bei der CDU Werder
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Brandenburger Polizeichef Burghard Neumann zu Gast bei der CDU Werder Von Thomas Lähns Werder. Die Achtung vor anderen Menschen sei offenbar nicht mehr so ausgeprägt – anders kann sich Burghard Neumann, Leiter des Polizeischutzbereiches Brandenburg, die Kriminalitätsstatistik des vergangenen Jahres nicht erklären: „Rohheitsdelikte“ haben in Werder um 42,6 Prozent zugenommen, Fälle, in denen Menschen von anderen Menschen angegriffen werden. „Das passiert jedoch nicht Zuhause, sondern auf öffentlichen Plätzen", so der Polizeichef. Allein am vergangenen Wochenende, zum Beginn des Baumblütenfestes, sei es zu 20 Straftaten gekommen – vorwiegend Körperverletzungen. „Wie sicher ist es in Werder?“, dieser Frage ging am Montagabend der hiesige CDU-Ortsverband nach. Steigende Zahlen registrierte die Polizei auch bei Sachbeschädigungen: Um 24,9 Prozent hätten solche Delikte 2003 zugenommen. Einen großen Anteil daran hätten Farbschmierereien. „Die größeren Städte wie Brandenburg, Beelitz und Werder schaffen es nicht, dem zu Leibe zu rücken“, so Neumann. Der Polizeichef spricht bewusst nicht von Graffiti – das sei in seinen Augen etwas anderes. In Brandenburg an der Havel habe sich nun eine spezielle Ermittlungsgruppe gebildet, welche die Täter anhand der Schriftzüge ausfindig macht. Das Problem bei der Ahndung solcher Vergehen: Oft liege keine Sachbeschädigung vor, zumindest würden Schmierereien vom Gesetz her nicht als solche behandelt. Momentan werde ein neuer Gesetzesentwurf im Bundestag behandelt, nach dem auch das „Verunstalten“ von Gebäuden oder Fahrzeugen strafbar werden soll, berichtete die CDU-Abgeordnete Katherina Reiche am Montag in Werder. „Der volkswirtschaftliche Schaden durch solche Verunstaltungen beträgt in Deutschland jährlich eine viertel Milliarde Euro.“ Die Regierungskoalition habe jedoch bereits nach der ersten Lesung Ablehnung signalisiert, so Reiche. In Werder hat die Polizei im vergangenen Jahr insgesamt 3154 Straftaten aufgenommen, das seien 230 mehr als im Vorjahr. Gegenüber der zunehmenden Rohheit und dem Vandalismus steht ein Rückgang bei Diebstählen aller Couleur von 20 Prozent. Insgesamt 835 mal wurde geklaut, und in 78 Fällen davon auch eingebrochen. Typische Jugendvergehen sind laut Statistik also auf dem Vormarsch, in Werder ist jeder dritte Straftäter unter 21 Jahre alt – für die Gäste am Montagabend eine besonders beängstigende Tatsache. Dabei betreibe die Polizei eine umfangreiche Präventionsarbeit, unterhalte Sicherheitspartnerschaft mit Gemeinden und kläre an Schulen auf. „Es fehlt einfach die Abschreckung“, mutmaßte ein Anwesender. Den steigenden Kriminalitätszahlen kann die Polizei jedoch Eines entgegensetzen: Die Aufklärungsquote in Werder wurde von 52,4 auf 62,1 Prozent verbessert – bundesweit ein Spitzenwert, so Neumann. Das ergebe sich sowohl aus der Professionalität der eingesetzten Beamten als auch aus der Aufmerksamkeit der Bürger: Oft würden diese durch Hinweise zur Verbrechensaufklärung beitragen. Durch die Polizeireform in Brandenburg sei mitunter erreicht worden, dass wieder mehr „Grün“ auf der Straße unterwegs ist, und Werder hat im vergangenen Jahr ein eigenes Kriminalkommissariat bekommen. Eine Sorge bleibt dem Polizeichef aber noch: Nur 30 Prozent der Brandenburger kennen ihren Revierpolizisten, in Werder sei das nicht anders. Ihn vorzustellen will der CDU-Ortsverband demnächst übernehmen.
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