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Potsdam-Mittelmark: Zwei Pflaumensorten sind zu wenig

Teltows Stadtverordnete bemängeln Pflanzenliste / Bauamt weist Vorwürfe zurück

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Teltow - Die Zahl städtischer Satzungen und Vorschriften nehme stetig zu und trage immer mehr dazu bei, die Bürger zu gängeln, klagte FDP-Fraktionschef Hans-Peter Goetz im jüngsten Teltower Hauptausschuss. Seit Jahren registriere er, dass kommunale Regelungen aufgestellt würden, die in der Praxis keiner mehr kontrollieren könne. Oft erhebt er deshalb in Ausschüssen mahnend den Finger, um dafür zu plädieren einen Teil der Vorschriften wieder zu streichen.

Anlass bot diesmal eine Pflanzenliste für das neue Wohnbauvorhaben „Webersiedlung“ in Ruhlsdorf. Dort sollen auf einer brach liegenden Ackerfläche von 1,5 Hektar etwa 15 Einfamilienhäuser gebaut werden. Dem Grünordnungsplan entsprechend sind auf den durchschnittlich 500 Quadratmeter großen Grundstücken drei Bäume sowie mehrere Sträucher zu pflanzen. Die Pflanzenliste bietet hierfür eine Auswahl an über 70 Gehölzen, die für den Bodentyp und den Standort geeignet sind. Die Liste schränke zu sehr ein, monierte CDU-Fraktionschef Erhard Wigand, da nur zwei Pflaumensorten aufgeführt seien und Goetz war unzufrieden, weil nur eine Fliedersorte empfohlen wird, obwohl er noch fünf andere kenne, die ebenso geeignet seien.

Die Pflanzenliste sei nicht ganz glücklich, schloss sich auch Carola Fanter (BIT) der Kritik an: „Man kann die Wahl nicht so einschränken, da ja mancher lieber Exoten in seinen Garten pflanzen will“. Den Sinn der Pflanzenliste stellte auch SPD-Vertreter Frank Fromm in Frage, da sich gezeigt habe, dass die Vorgaben kaum kontrolliert würden. Im nächsten Bauausschuss soll das Thema nun erneut erörtert werden.

Dass die Kontrolle der Anpflanzungen oftmals fehle, bestätigten auch Ralf Dieter und Ute Grams vom Bauamt. Trotzdem plädieren beide dafür, dass die Stadt hier ihren Einfluss geltend machen sollte. Denn bisherige Erfahrungen hätten gezeigt, dass nur sehr wenige Bürger freiwillig die Pflanzenliste einhalten würden, wie Beispiele aus dem Musiker- und Postviertel belegen. Rollrasen und Thuja-Hecken wären den meisten lieber, da pflegeleichter. Hingegen habe sich die Stadt mit ihren Grünzügen viel Mühe gegeben und Wert auf einheimische Pflanzen gelegt, sieht Ralf Dieter noch Aufklärungsbedarf. „Aber man sollte die Leute nicht einfach vor den Kopf stoßen, sondern mehr auf die Zusammenhänge und Funktionen von Ausgleichspflanzungen hinweisen.“

Die städtebauliche Zielsetzung trage nicht nur dazu bei, das Ortsbild zu erhalten, sondern es gehe auch um Belange des Biotop- und Artenschutzes. So sind heimische Gehölze widerstandsfähiger gegen Krankheiten und sie bieten Vögeln und Kleinsäugern wichtigen Lebensraum. Die meisten Ziergehölze wie Thuja oder Kirschlorbeer stehen dagegen nicht auf dem Speiseplan heimischer Tiere. Auch als Lärm-, Sicht- und Windschutz dienen Bäume und Sträucher. Aber ihre Hauptaufgabe ist vor allem für eine Mikrofauna im Boden zu sorgen. Es geht also um stabile Naturkreisläufe und diese Lebensfunktion erfüllen fremdländische Sorten eher selten. Trotzdem lasse die Pflanzenliste noch genügend Spielraum, um auch solche Pflanzen in die Gartengestaltung einzubeziehen, sieht Ralf Dieter in der Festsetzung keine Einschränkung. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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