Von Thomas Lähns: Zwischen Rotkäppchen und Traktoren
Bürgermeister Knuth ist zurzeit unterwegs in den Kitas und fragt nach Wünschen an die Stadtverwaltung
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Beelitz - „Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul? Bernhard Knuth macht eine dramatische Pause, schaut zu den Kindern – und antwortet dann in tiefem Ton: „Dass ich dich besser fressen kann!“ Die Geschichte vom Rotkäppchen ist vielleicht nicht die beste Bettlektüre für den Mittagsschlaf, „aber etwas anderes wollen die Kinder nicht hören“, sagt Sylvia Eckert. Die Leiterin der Wittbrietzener Kita „Landwichtel“ beobachtet durch die Tür, wie sich ihre Schützlinge vergnügt in die Kissen drücken, während ihr heutiger Gast ihnen vorliest. Als er fertig ist, klappt er das Buch zu, flüstert noch ein „Schlaft gut!“ und schließt leise die Tür hinter sich. Die Hälfte der gut zehn Kinder schlummert tatsächlich.
Der Beelitzer Bürgermeister ist dieser Tage in den kommunalen Kitas unterwegs: Er führt Gespräche mit den Leiterinnen, hakt nach, wo die Verwaltung helfen kann – und nimmt sich Zeit für die kleinen Beelitzer. „Kinder verdienen die gleiche Wertschätzung, wie Erwachsene“, sagt Bernhard Knuth, der die Spargelstadt für Familien noch lebenswerter machen will. Und dazu gehören vor allem gut ausgestattete Kitas und Schulen mit zufriedenen Mitarbeitern, findet er. Die kleineren Wünsche können sofort erfüllt werden: In der Buchholzer Kita „Storchennest“ zum Beispiel ist die Stadt gerade dabei, eine Terrasse und einen Buddelkasten zu bauen. Die Eltern leisten ihren Teil, indem sie unter anderem den Zaun erneuern. Für die „Kaniner Zwerge“ gab es von der Stadt neue Sitzmöbel für den Außenbereich. Demnächst soll dort auch die alte Scheune zu einem Pavillon umgebaut werden. Finanziert werden solche kleinen Projekte aus einem dafür vorgesehenen Etat im Haushalt. Aber auch für die größeren Anliegen hat der Bürgermeister ein offenes Ohr, denn der Haushalt für das kommende Jahr wird gerade vorbereitet.
Sechs kommunale Kitas gibt es in Beelitz, 730 Kinder werden zurzeit dort betreut. Die Zahl werde sich laut aktuellen Prognosen bis 2018 leicht verringern und bei zirka 600 Knirpsen einpegeln, sagt Dörthe Kiesel aus dem Beelitzer Hauptamt. Sie und der Bürgermeister wollen erst alle Tagesstätten und dann die Schulen besuchen. „Es war uns wichtig, dass wir in den Ortsteilen anfangen, denn hier wird unwahrscheinlich viel geleistet“, sagt Bernhard Knuth, der auch die kleinen Kitas wie in Wittbrietzen unbedingt erhalten will. Hier sind die Altersgruppen durchmischt, die Kinder würden schon dadurch soziale Kompetenz entwickeln.
25 Kinder zwischen null und sechs Jahren werden in der Kita „Landwichtel“ betreut. Der Flachbau stammt noch aus DDR-Zeiten, wurde einst als LPG-Büro errichtet. In den vergangenen Wochen ist das Gebäude gründlich renoviert worden, erst seit wenigen Tagen ist wieder geöffnet. Die Kinder waren während der Arbeiten zuhause – oder im Urlaub. Die sechsjährige Mercedes berichtet stolz, dass sie mit ihren Eltern in Disneyland war, und auch die anderen beeindrucken den Bürgermeister mit Reiseberichten aus Dänemark oder Bayern. Während die Jüngsten schlafen – und vielleicht vom Rotkäppchen träumen – haben sich die älteren Kinder im Nebenraum zum Mittagessen versammelt. Mittendrin: Bürgermeister Knuth. Der Rathauschef hat sich – obwohl eigentlich viel zu groß – auf einen der Kinderstühle niedergelassen, und schon das bringt ihm Sympathiepunkte ein. Früher wollte er sogar mal Grundschullehrer werden, erzählt er später. Freimütig berichten die Kinder, dass sie gerade Steine im Wald gesammelt haben, die sie am Nachmittag bemalen und dann auf ein Bild kleben wollen. Zuvor stürzen sie sich aber noch auf die Königsberger Klopse, die für heute auf dem Speiseplan stehen.
Nachdem das Gebäude in Augenschein genommen wurde, gibt Kita-Leiterin Eckert noch eine Führung über den Hof. Nach ihren Wünschen an die Verwaltung befragt, fällt ihr erst einmal nicht so viel ein. Das Haus ist renoviert, die Außenanlagen sind auch in Ordnung. Nur hier und da könnte ein Spielgerät mal wieder gewartet werden. Die eigentliche Attraktion befinde sich allerdings nebenan, erzählt Frau Eckert. Gebannt würden die Kinder über den Zaun zuschauen, wenn die Traktoren und Landmaschinen über den LPG-Hof brausen. Noch so eine Sache, die es nur auf dem Lande gibt.
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