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Der britische Premierminister, Rishi Sunak vor der Downing Street No. 10 in London

© REUTERS / REUTERS

Rishi Sunak : Indiens beliebtester Schwiegersohn

Mit nunmehr 50 Tagen im Amt hat Rishi Sunak seine Vorgängerin Liz Truss politisch überlebt - Grund für eine Würdigung aus indischer Perspektive

Von Anu Pande

Als Rishi Sunak für das Amt des britischen Premierministers kandidierte, debattierten viele Inder, ob das Vereinigte Königreich nun endlich den Kohinoor, einen der größten geschliffenen Diamanten der Welt und Teil der Kronjuwelen, an Indien zurückgeben würde. Einige hofften auch, dass sich die Briten endlich für das Massaker von „Jallianwala Bagh“ im April 1919 entschuldigen würden. Wieder andere jubelten darüber, dass der ehemalige Kolonisator von den ehemaligen Kolonisierten regiert werde. Mit nunmehr 50 Tagen im Amt hat Sunak bereits seine Vorgängerin Liz Truss politisch überlebt. Bislang aber bleiben aus indischer Sicht Zeichen einer Annäherung aus.

Beide Ereignisse wurden als Diwali-Bonus gefeiert

Die Feierstimmung verebbte, als Liz Truss die Wahl gewann, aber sie kehrte zurück als Truss nach nur sechs Wochen zurücktrat und Sunak Ende Oktober Premierministerin wurde. Der Zeitpunkt schien günstig: Indien feierte gerade Diwali, das große Hindufest, bei dem der Sieg des Guten über das Böse gefeiert wird. Nicht nur Sunak, die derzeit prominenteste Person indischer Herkunft, besiegte seinen Rivalen bei den Wahlen. Auch die indische Kricketmannschaft schlug den Erzrivalen Pakistan in einem Spiel. Die beiden Ereignisse wurden als ein doppelter Diwali-Bonus für über 1,3 Milliarden Inder gefeiert.

Rishi Sunak - derzeit der beliebteste Schwiegersohn in Indien
Rishi Sunak - derzeit der beliebteste Schwiegersohn in Indien

© AFP

Sunaks Aufstieg ist für viele Inder bedeutend

Sunak ist nicht der erste indisch-stämmige Regierungschef im Ausland. Auch andere Länder, darunter Portugal oder Irland, haben oder hatten indisch-stämmige Regierungschefs. Bedenkt man jedoch, dass Indien von 1757 bis 1947 aus London regiert wurde, ist Sunaks Aufstieg für viele Inder bedeutend. 75 Jahre nach der Unabhängigkeit interpretieren die indischen Medien Sunaks Aufstieg als Revanche: „Indischer Sohn erhebt sich über das Empire. In Großbritannien schließt sich der Kreis der Geschichte“, so der TV-Sender NDTV. „Vom Zeitalter des Empire zum Rishi Raj“, verkündete die Times of India.

Indischer Sohn erhebt sich über das Empire

TV-Sender NDTV

Ein beliebter „Meme“ auf den sozialen Medien war ein Bild von den Sunaks und ihrem ihrem Hund in der Downing Street - daneben ein Schild vor einem Club aus der Kolonialzeit: „Hunde und Inder nicht erlaubt“.

Der Jubel in Indien über Sunaks Wahlsieg spiegelt auch die Vorliebe wider, globale Leistungsträger indischer Herkunft als „Inder“ zu bezeichnen. Kamala Harris, US-Vizepräsidentin oder Sundar Pichai, CEO von Google wurden in Indien gefeiert, obwohl sie oder sogar schon ihre Vorfahren die indische Staatsbürgerschaft aufgegeben hatten.

Sunak wiederum wurde im englischen Southampton geboren, aber seine Hochzeit - mit Akstata Murty, Tochter des indischen Wirtschaftsmagnaten Narayana Murty - feierte er in Indien. Seine Verbindung zu Murtys IT-Konzern Infosys, sein schneller Aufstieg in der britischen Regierung, sein gepflegtes Auftreten - Sunak wird auch als „dishy Rishi“ bezeichnet - und das Nettovermögen des Paares von geschätzten 730 Millionen Pfund machen ihn nun zum beliebtesten Schwiegersohn Indiens.

Auch Modi hofft auch engere Beziehungen

Sunaks Popularität beruht auch auf seiner Kritik am Nachbarland China, dem Indien mit großem Misstrauen begegnet. Im Sommer hatte Sunak China als „größte Bedrohung“ für die wirtschaftliche und nationale Sicherheit Großbritanniens bezeichnet. In seinem Glückwunschschreiben an Sunak bezeichnete der indische Premierminister Narendra Modi die indische Diaspora in Großbritannien als eine „lebendige Brücke“. Sunak wiederum twitterte ein Bild mit Modi. Darunter hieß es: „Eine starke Freundschaft“ und „In Freundschaft vereint“.

Dass dies nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Hindi geschrieben wurde, hat viele Inder begeistert. Eine andere Frage ist, ob die Brücke der Freundschaft die beiden Nationen wirklich näher zusammenbringt.

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