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Stefan Leitl feierte am Freitagabend gegen den 1. FC Nürnberg sein Debüt als Trainer von Hertha BSC.

© imago/Nordphoto/IMAGO/nordphoto GmbH / Engler

Update

0:0 beim Debüt von Stefan Leitl: Hertha BSC stoppt gegen Nürnberg die Niederlagenserie

Im ersten Spiel nach Cristian Fiél zeigt Hertha eine kämpferisch überzeugende Leistung. Die Idee des neuen Trainers Leitl ist bereits erkennbar. Trotzdem reicht es nur zu einem 0:0.

Stand:

Stefan Leitl stand an der Seitenlinie. Er hatte die Arme weit ausgebreitet. Es war ein Zeichen des Protests. Einem Verteidiger des 1. FC Nürnberg war der Ball im eigenen Strafraum an die Hand gesprungen. Die Berliner – Spieler wie Fans – forderten einen Elfmeter. Die Szene wurde vom VAR überprüft.

Als Schiedsrichter Harm Osmers das Zeichen zum Weiterspielen gab und die Kulisse wütend pfiff, hatte Leitl schon wieder in den Arbeitsmodus zurückgefunden. Er hatte Innenverteidiger Linus Gechter zu sich geholt und gab ihm frische Anweisungen.

Seit Anfang der Woche ist Stefan Leitl neuer Trainer von Hertha BSC. Er soll die taumelnde Mannschaft der Berliner vor einem weiteren Absturz bewahren, und er tut das offensichtlich mit der nötigen Gelassenheit. Sein erstes Spiel mit Hertha war zugleich sein 204. in der Zweiten Liga. Keiner der aktuellen Trainer der Spielklasse bringt so viel Erfahrung mit wie er.

Vieles sah unter dem neuen Coach schon besser aus als unter seine Vorgänger Cristian Fiél, und zumindest die Serie von vier Niederlagen fand am Freitagabend ein Ende. Vor 41.752 Zuschauern im Olympiastadion – dem schlechtesten Besuch dieser Spielzeit – holte Hertha BSC durch das 0:0 gegen den 1. FC Nürnberg zumindest einen Punkt. „Heute waren die drei Punkte drin“, sagte Fabian Reese, der Kapitän der Berliner. „Wir waren die bessere Mannschaft.“

Es war ein Bauchgefühl

Stefan Leitl über die Entscheidung, Tjark Ernst wieder zur Nummer 1 zu machen

„Sehr fokussiert, mit einem klaren Plan, sehr souverän und sehr kommunikativ“, so hat Herthas Sportdirektor Benjamin Weber den neuen Trainer in den ersten Tagen erlebt. Und zu Aktionismus neigt er offenbar auch nicht. Im Vergleich zum letzten Spiel unter Fiél nahm Leitl nur zwei personelle Veränderungen vor. Florian Niederlechner spielte wieder als Mittelstürmer; für ihn musste Michael Cuisance auf die Bank.

Zudem kehrte Tjark Ernst nach fünf Spielen als Ersatzmann ins Tor zurück. Eine eher überraschende Entscheidung. „Es war ein Bauchgefühl“, sagte Leitl. Und eine Entscheidung, die nicht nur für die Partie gegen Nürnberg gilt. „Tjark spielt, solange er nicht gesperrt oder verletzt ist“, erklärte der neue Trainer.

Herthas Mannschaft gruppierte sich in einem 4-3-3 mit zwei klaren Achtern (Michal Karbownik und Ibrahim Maza). Die Berliner postierten sich sehr hoch, liefen die Nürnberger bereits an deren Strafraum an – ein Mittel, das auch auf den früheren Stationen Leitls schon zu beobachten war. Hertha ließ die Gäste dadurch kaum ins Spiel kommen, eroberte verlorene Bälle mit viel Eifer und Leidenschaft sofort wieder zurück.

Tjark Ernst erlebte bei seiner Rückkehr ins Tor eine recht geruhsame erste Halbzeit. Bis zur Pause kam kein einziger Ball auf sein Tor. Das Geschehen spielte sich vornehmlich in der gegnerischen Hälfte ab. Umschaltmomente der zuletzt formstarken Nürnberger, vor denen Leitl explizit gewarnt hatte, unterbanden die Berliner bereits in der Entstehung. Vor allem Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny tat sich in dieser Hinsicht positiv hervor.

Voller Einsatz. Herthas Linksverteidiger Deyovaisio Zeefuik im Duell mit Nürnbergs Caspar Jander.

© imago/Jan Huebner/IMAGO/Michael Taeger

„Wir waren sehr griffig in den Zweikämpfen, was uns im einen oder anderen Spiel gefehlt hat“, sagte Reese. „Und wir hatten einen klaren Plan, wo der Ball gewonnen werden soll.“ Möglichst tief in der gegnerischen Hälfte nämlich.

Die Nürnberger hatten damit einige Probleme. Ihr Mittelfeldspieler Jens Castorp gab nach dem Schlusspfiff zu. „Ich glaube nicht, dass wir in dieser Saison viele schwerere Spiele hatte.“

An Einsatz mangelte es bei Hertha diesmal definitiv nicht, eher an einer klaren Idee im Spiel nach vorne. Die Versuche, die letzte Verteidigungslinie der Nürnberger mit langen Pässen zu überspielen, endeten anfänglich zumeist im Nichts. Erst Mitte der ersten Hälfte hatten die Berliner eine erste gute Chance. Nach einer Flanke von Fabian Reese setzte der eingelaufene Derry Scherhant einen Kopfball über das Tor.

Leitl wollte das Spiel unbedingt gewinnen

Reese und Scherhant bildeten die Flügelzange der Berliner. Als sie einmal die Seiten tauschten, und Scherhant über links kam, wurde es sogar richtig gefährlich. Reese kam halbrechts im Strafraum zum Abschluss, hatte, wie Leitl es ausdrückte, „einen freien Fuß in der Box“, scheiterte aber an Nürnbergs Torhüter Jan Reichert.

Erst nach der Pause machten die Gäste nachdrücklich auf sich aufmerksam, allerdings waren es zunächst die Club-Fans, die mit dem Wiederanpfiff reichlich Pyrotechnik abfackelten und unter anderem die restlichen Feuerwerksraketen vom Silvesterabend zündeten.

Aber auch die Nürnberger Mannschaft trat nun etwas forscher auf als in der ersten Hälfte. Dadurch wurde es eine offenere Angelegenheit. Nach einem Ballverlust der Gäste im Mittelfeld schaltete Hertha über Scherhant und Niederlechner schnell um, Reese aber traf nur das Außennetz.

Leitl brachte Mitte der zweiten Hälfte mit Cuisance und Mittelstürmer Luca Schuler frische Kräfte. Sein Team mühte sich weiterhin mit Macht um den dritten Heimsieg der Saison und bestimmte weiterhin das Spiel. In der Schlussphase versuchte es Herthas neuer Trainer sogar mit zwei zentralen Stürmern, weil er zu seinem Einstand unbedingt gewinnen wollte.

Letztlich aber waren die Berliner in der Offensive nicht zwingend genug, um die Partie für sich zu entscheiden. Und trotzdem: „Es war ein Schritt nach vorne“, sagte Stefan Leitl.

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