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2:0-Serienführung verspielt: Spandau 04 verliert das entscheidende Finale gegen Waspo Hannover
In einer sehr hektischen Partie kämpfen sich die Wasserfreunde nach schwachem Auftakt noch einmal heran. Doch der neue deutsche Wasserballmeister heißt Waspo.
Stand:
Karsten Seehafer hatte fast das ganze Spiel gestanden, mit einem Ball unter den Arm geklemmt. Etwa anderthalb Minuten vor dem Ende setzte sich der Trainer von Waspo Hannover auf einen der weißen Plastikstühle und zog sich Schuhe und Socken aus. Sein Team führte zu diesem Zeitpunkt mit drei Toren. Seehafer wusste: Gleich geht es zum Jubeln ins Wasser.
Etwa zehn Meter entfernt stand Hagen Stamm und zeigte keine Regung. Der Präsident der Wasserfreunde Spandau 04 wusste: Die deutsche Meisterschaft ist verloren. Nach einer 2:0-Führung in der „Best-of-Five“-Serie. Sekunden später feierten Seehafer und sein Team im Becken, der favorisierte Titelverteidiger war durch die 6:9 (1:3, 0:1, 3:1, 2:4)-Niederlage im fünften Spiel überraschend den Titel los.
Für die Niedersachsen ist es die fünfte gewonnene Meisterschaft in sieben Jahren. Der jahrzehntelange Dauergewinner Spandau bleibt bei 38 Meisterschaften stehen, gleichzeitig gibt es einen unerfreulichen Eintrag in die Wasserball-Geschichtsbücher: Erstmals seit Einführung des aktuellen Modus im Jahr 2001 hat ein Team, das die ersten beiden Finalbegegnungen gewonnen hatte, am Ende das Nachsehen.
Präsident Stamm war enttäuscht – und sauer. „Ich gratuliere natürlich Waspo. Aber, und das soll jetzt nicht nach schlechter Verlierer klingen, heute haben die Schiedsrichter das Spiel entschieden.“ Schon während der äußerst hektischen Partie am Samstag vor etwa 200 Zuschauern in der Schwimmhalle Schöneberg hatte sich Stamm mehrmals lautstark über Entscheidungen aufgeregt. Das tat allerdings Waspos Präsident Bernd Seidensticker, der von der anderen Seite des Beckens zuschaute, auch.
Kaum ein Durchkommen gegen Hannovers Defensive
Stamm hatte im Vorfeld noch einmal vor allem jene Spieler in die Pflicht genommen, die den Verein verlassen. Das sind mehr als ein halbes Dutzend. Am Einsatzwillen mangelte es den Gastgebern auf keinen Fall, allerdings fanden sie lange in der Offensive überhaupt keine Mittel gegen Hannovers starke Defensive.
So dauerte es fast zum Schluss des ersten Viertels, bis Tamas Sedlmayer der erste Treffer gelang. Da hatten die Gäste schon zweimal getroffen und taten es kurz vor dem Ende des Abschnitts noch einmal.
Insgesamt war die alles entscheidende Partie auf beiden Seiten von Nervosität und Fehlern geprägt. Im zweiten Viertel fiel nur ein Tor – das machte erneut Waspo in Person von Niclas Schipper. Bezeichnend für die Spandauer Angriffsbemühungen war eine Aktion von Andrei Prioteasa, dem der Ball beim Wurfversuch aus der Hand rutschte.
Mit 1:4 ging es in die letzten beiden Viertel der Saison. Das Spiel am vorigen Mittwoch mitgerechnet, war den Wasserfreunden in drei Abschnitten mit je acht Minuten genau ein Tor gelungen.
Denis Strelezkij sieht in seinem letzten Spiel für Spandau die Rote Karte
Auch im dritten Viertel kamen sie zunächst nicht näher ran. Dann sah es noch düsterer aus: Denis Strelezkij, der nach der Saison zu Waspo wechselt, war augenscheinlich mit einer Schiedsrichterentscheidung gar nicht einverstanden – und sah die Rote Karte. Beim Stand von 2:5 schienen Spandaus Hoffnungen endgültig wegzuschwimmen.
Doch dann kassierte Waspos Kristof Takacs kurz vor Ende des dritten Viertels ebenfalls die Rote Karte und sein Team musste darüber hinaus vier Minuten in Unterzahl spielen. Marin Tomasovic gelangen zwei Tore innerhalb von 30 Sekunden. 4:5, Spandau war wieder da.

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Weng später hieß es allerdings auch bei den Berlinern: Rot und vier Minuten ein Mann weniger, diesmal hatte es Sedlmayer ereilt. Der Ausgeschlossene war so erbost, dass er auf den Schiedsrichter am Rand zuschwamm und von Teamkollegen beruhigt werden musste.
Spandau schaffte viereinhalb Minuten vor dem Ende trotzdem den 6:6-Ausgleich durch Prioteasa. Die komplette Wende folgte jedoch nicht mehr. Im Gegenteil. Waspo zog zum Meistertitel davon.
„Ich bin unfassbar stolz auf das Team. Es war nie so einfach uns zu schlagen wie in diesem Jahr. Nächste Saison werden wir stärker sein“, sagte Trainer Seehafer. Hagen Stamm blickte ebenfalls in die Zukunft, allerdings weniger euphorisch: „Für uns ist die Niederlage ein Desaster.“ Denn die Mannschaft muss als Vizemeister in die schwierige Qualifikation für die Champions League.
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