zum Hauptinhalt
Einer von 77.803: Für die deutschen Fans gab es auf Schalke was zu feiern.

© Fishing4

Eishockey-WM: 77.803 sehen 2:1 - für Deutschland gegen die USA

2:1 - diese Zahlen sind noch erstaunlicher als der Zuschauerrekord: 77.803 Eishockey-Fans sehen zur WM-Eröffnung auf Schalke einen Sieg über die USA. Bundestrainer Uwe Krupp dankt "fantastischen Fans".

Die deutsche Nationalmannschaft hat damit eine mittelschwere Sensation hingelegt. 2:1 (0:0, 1:0, 0:1/1:0) nach Verlängerung bezwangen die Deutschen den haushohen Favoriten aus den USA. Felix Schütz schoss das Siegtor. Glück, Kampfgeist und die Unterstützung durch die Zuschauer – das deutsche Team wurde quasi zum Sieg gebrüllt. Denn eine andere Zahl war am Freitagabend in Gelsenkirchen natürlich auch imposant. 77.803 Zuschauer sahen das Eröffnungsspiel der WM, so viele Menschen haben sich noch nie in der Geschichte des Sports um ein Eisoval versammelt. Der zunächst mit 76.000 Besuchern angepeilte Rekord wurde somit noch übertroffen, in der zur Eishalle umfunktionierte ausverkaufte Fußballarena war es besonders auf der riesigen Stehplatztribüne an der Stirnseite unglaublich eng.

Eröffnet wurde das WM-Turnier von Horst Köhler. In seiner kurzen Ansprache warb der Bundespräsident dann noch mal schnell für die deutsche Olympiabewerbung für die Winterspiele 2018 in München. „Wenn ich das Publikum hier sehe und höre, dann ist das ein toller Anfang“, sagte er. Dann bekam Köhler noch ein neues Trikot der Nationalmannschaft überreicht, was vor allem von seiner offensiven Farbgestaltung überraschte. Das gelb-orange Trikot kombiniert mit den schwarzen Hosen erinnerte dann doch ein wenig an einen Fußballklub, der auf Schalke nicht ganz so beliebt ist.

Aber es spielte ja auf dem Eis nicht Borussia Dortmund, sondern die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft. Und was das Team von Bundestrainer Uwe Krupp auf dem Eis so veranstaltete, war schon im ersten Drittel sehr ordentlich. Die Deutschen spielten einfach und schnell – und schafften es so, das Geschehen gegen die Amerikaner offen zu gestalten. Mit ein wenig Glück wäre Deutschland sogar schon in Führung gegangen, doch Felix Schütz scheiterte aus Nahdistanz an US-Torwart Scott Clemmensen. Die Amerikaner hatten allerdings auch ein paar gute Möglichkeiten, die der Augsburger Dennis Endras im deutschen Tor souverän parierte.

War das Publikum im ersten Abschnitt noch eher zurückhaltend, so bekamen die Amerikaner dann im zweiten Drittel mächtig etwas zu hören. Das erste Tor im Rekordspiel schoss ein Iserlohner: Michael Wolf. Einen Schuss von Marcel Müller hatte Clemmensen nur schlecht abwehren können, Wolf schoss den Puck  halbhoch ins Netz. Nach 26 Spielminuten passte also das Ergebnis zum Spektakel. Nach dem Tor von Wolf schlüpften auch die Zuschauer in ihre Rolle, nachdem sich zuvor doch oft die verschiedensten Fanlager auf den Rängen nicht so ganz einig zu sein schienen, was denn nun intoniert werden sollte. Man einigte sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner und besang fortan vorrangig das Land, aus dem am Freitag in der Schalker Arena die meisten Zuschauer kamen.„Es war ein unglaubliches Gefühl, vor dieser Kulisse zu spielen", sagte Wolf später.

Die Deutschen agierten nach ihrem Führungstreffer dann eher vorsichtig und defensiv gut geordnet, was es wiederum dem läuferisch doch ein wenig überlegenen Gegner schwer machte. Mit ein wenig Glück und viel Einsatz retteten die Deutschen ihre knappe Führung in die zweite Drittelpause. Die Frage war nun vor dem letzten Abschnitt, ob die Nationalmannschaft die Kraft haben würde, weiterhin das hohe Spieltempo der Amerikaner mitzuhalten.

Tatsächlich erhöhten die USA die Geschwindigkeit in ihrem Spiel dann im Schlussabschnitt noch einmal erheblich und rannten auf das deutsche Tor an. Nach 48 Spielminuten erzielte die Amerikaner den Ausgleich. Ryan Carter war mit seinem glücklichen Stochertor der Spielverderber für die Zuschauer, die nun leiser wurden. Doch das deutsche Team rettete sich in die Verlängerung und hatte damit schon einen Punkt gewonnen.

Doch in der Verlängerung wurde daraus mehr. Felix Schütz, der bei den Portland Pirates in den USA sein Geld verdient, schoss nach 21 Sekunden das Siegtor. Die Halle bebte, die Sensation war perfekt und die Chancen der Deutschen auf das Erreichen der Zwischenrunde sind nun gut. „Kann sein, dass uns die Amerikaner unterschätzt haben", sagte Siegtorschütze Schütz. "Wir haben super gekämpft und sind selbstbewusst in das Spiel gegangen." Das habe sich gelohnt.

„Unser Team hat sehr inspiriert gespielt, die Spieler wussten, was sie den vielen Fans schulden", sagte Bundestrainer Krupp. Dennis Endras habe exzellent gehalten, "und dann hatten wir ein bisschen Glück und die fantastischen Fans". Sein Team habe sehr hart für dieses Spiel gearbeitet. "Ich habe immer daran geglaubt, dass wir gewinnen können. Das glaube ich übrigens vor jedem Spiel, mit Pessimismus kommt man im Sport nicht weit.“ Am Montag geht es nun für die Deutschen in der Vorrunde weiter, mit dem Spiel gegen Finnland in Köln.

An diesem Abend hatte US-Trainer Scott Gordon das letzte Wort: „Es war eine großartige Veranstaltung hier. Die Organisatoren haben hervorragende Arbeit geleistet, für uns war es eine tolle Erfahrung", sagte er fair. "Bis auf das Ergebnis hat alles gepasst.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false