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Hilfe von oben. Eisbären-Trainer Uwe Krupp bekommt wohl nicht nur neue Spieler, sondern auch einen Kotrainer vom Eigner in Los Angeles.

© dpa/Stache

Eisbären in der Krise: Ab in den Winterschlusseinkauf!

Die Eisbären geben die Saison nicht auf – nun sollen schnell neue Spieler her. Zudem soll Uwe Krupp von einem neuen Co-Trainer bekommen.

Den Strand hat Peter John Lee nicht gesehen. Der Geschäftsführer der Eisbären Berlin hat die vergangenen Tage beim Eigentümer des Klubs in Los Angeles verbracht. Längst hat sich die aktuelle Krise des Rekordmeisters der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bis nach Kalifornien herumgesprochen, sie war bei den Gesprächen großes Thema. Wichtigstes Ergebnis: Die Eisbären müssen sich keine Sorgen um die mittelfristige Zukunft machen, die Anschutz Entertainment Group (AEG) sieht die Berliner Dependance weiterhin als zentralen Bestandteil ihrer Pläne in Berlin. Deshalb soll es sportlich möglichst schnell wieder aufwärts gehen mit dem Klub, denn „Meisterschaften gehören zum Geschäftsmodell von Anschutz“. So hat es Lee nach seiner Rückkehr am Donnerstag formuliert.

Auch wenn in dieser Saison nicht mehr viel gehen dürfte, hat der Eigentümer kurzfristige Hilfe in Aussicht gestellt. So könnte schon in den kommenden Tagen neues Personal den Weg nach Hohenschönhausen finden. „Wir haben noch zwei Ausländerlizenzen frei, deshalb wollen wir in dieser Saison noch mindestens einen neuen Spieler holen“, sagte Lee. Auf der Wunschliste ganz oben steht „ein Mittelstürmer für die erste oder zweite Reihe, der Tore schießen und uns auch im Power-Play helfen kann“, ergänzte Sportchef Stefan Ustorf. Dazu soll auch ein Co-Trainer kommen, vermutlich aus dem Umfeld der Los Angeles Kings, dem Klub von AEG in der National Hockey League (NHL).

Abschenken wollen die Eisbären Ustorf zufolge die bisher so verkorkste Saison nicht. „Wir haben uns in eine sehr schwierige Situation gebracht, da müssen wir uns jetzt Spiel für Spiel herausarbeiten.“ Dafür benötige das Team jetzt Hilfe, und deswegen werde nun noch einmal Geld in die Hand genommen. „Und wenn dann noch unsere Verletzten zurückkommen und wir die Play-offs erreichen, geht es für alle Teams wieder bei null los“, glaubt der Sportliche Leiter.

Die Hoffnung auf ein versöhnliches Saisonende bei den Berliner überdeckt nicht die Probleme des Klubs

Das hat ein bisschen was vom Glauben an den Weihnachtsmann, andererseits ist es in der DEL gar nicht so einfach, sich nicht wenigstens für die Pre-Play-offs zu qualifizieren. Für zehn von 14 Klubs geht die Saison nach der Hauptrunde weiter. Dass die Eisbären aktuell so schlecht sind wie seit Einführung der Dreipunkteregel vor zwei Jahrzehnten nicht mehr, spielt dabei keine Rolle. Selbst zwei weitere Niederlagen am Freitag (19.30 Uhr/Arena am Ostbahnhof) gegen Mannheim und Sonntag (16.30 Uhr) im Auswärtsspiel bei den Adlern würden daran nichts ändern.

Die Hoffnung auf ein irgendwie versöhnliches Ende bei den Berliner überdeckt aber nicht die tatsächlichen Probleme des Klubs. „Wir müssen zugeben, dass wir Fehler gemacht haben, gerade bei der Kaderplanung“, sagte Lee am Donnerstag. Auch Ustorf musste zugeben, dass er sich von dem einen oder anderen Spieler mehr erwartet hätte: „Wir haben das nach der guten letzten Saison so sicher nicht kommen sehen, auch wenn uns irgendwo klar war, dass wir insgesamt etwas tun müssen, um an alte Erfolge anknüpfen zu können.“

Damit die Mannschaft in Zukunft wieder besser aufgestellt ist, wird es nicht nur bei den angesprochenen kurzfristigen personellen Veränderungen bleiben. „Fakt ist: Wir brauchen einen tieferen Kader“, sprach Ustorf. „Dafür wird es einen Schnitt in den nächsten ein, zwei Jahren geben.“ Und Lee deutete zum wiederholten Male an, sich im Sommer von ein, zwei Spielern trennen zu wollen – selbst wenn diese noch einen Vertrag besitzen sollten. Wichtiger sei allerdings die mittelfristige Entwicklung der Talente aus der eigenen Jugend. „Wir müssen uns unsere Kadertiefe selbst mit jungen deutschen Spielern bauen. Auch da werden wir künftig mehr Geld investieren.“ Die Idealvorstellung sei ein Team mit zwei erfahrenen, vielen jungen Deutschen und dazu echten Top-Ausländern.

Wo die herkommen sollen, ist unklar. In anderen europäischen Ligen haben die Klubs finanziell mehr Möglichkeiten und auch in der DEL gibt es Teameigner, die deutlich mehr in die Hand nehmen als Anschutz. Trotzdem sei Berlin Ustorf zufolge „immer noch eine sehr angesehene Adresse“ im internationalen Eishockey. Wenn ein Profi allerdings noch in dieser Saison um Titel mitspielen will, dürfte er hier an der falschen Adresse sein.

Wie es aussieht, müssen sich die Eisbären und alle, die es mit ihnen halten, auf eine längere Durststrecke einstellen. Einen radikalen Umbruch kann es aufgrund von bestehenden Verträgen vorerst gar nicht geben. Dazu betont Trainer Uwe Krupp stets, dass die Jungen noch nicht so weit sind, um dem Team schon helfen zu können. Krupp selbst ist übrigens in alle personellen Entscheidungen mit einbezogen, eine Spielerverpflichtung gegen seinen Willen gab es nicht und wird es auch nicht geben.

„Die Lage in der Liga hat sich seit unserer letzten Meisterschaft 2013 verändert“, sagte Lee. Immerhin haben sie das bei den Eisbären nun auch erkannt.

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