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Abschied mit Meisterschaft. Nach seinem insgesamt vierten Titel für Alba wechselt Niels Giffey nach Litauen.

© imago images/camera4+

Abschied von Alba Berlin nach 14 Jahren: Niels Giffey geht als Vereinslegende

Niels Giffey hinterlässt mit seinem Wechsel nach Kaunas eine große Lücke bei Alba Berlin. Auf dem Parkett, aber vor allem als Integrationsfigur. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Niels Giffey ist ein ausgezeichneter Basketballer. Der 30 Jahre alte Forward kann werfen, verteidigen, passen, ist stark mit dem Rücken zum Korb und kräftiger, als es auf den ersten Blick wirkt. Ein echter Allrounder, der nicht umsonst regelmäßiger Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft ist. Nun wechselt Giffey aus seiner Heimatstadt Berlin zum litauischen Serienmeister und Euroleague-Teilnehmer Zalgiris Kaunas. Bei Alba wird er eine große Lücke hinterlassen – auf dem Parkett, aber vor allem daneben. Denn mit dem Kapitän verliert der Deutsche Meister eine Identifikationsfigur par excellence.

Der gebürtige Berliner ist nicht der klassische Anführer, der sein Team mit Körpersprache und Lautstärke mitreißt. Seine Führungsqualitäten erschließen sich dem Publikum nicht immer auf den ersten Blick, sie sind aber stark ausgeprägt. Dass die Stimmung in der Mannschaft seit Jahren herausragend ist, war auch ein Verdienst von Giffey. Über Monate verbringen die Spieler mehr Zeit miteinander als mit den eigenen Familien, und das birgt Konfliktpotenzial. Als Kapitän vermittelte Giffey und organisierte auch mal ein gemeinsames Abendessen.

Gerade die jungen Spieler haben in den vergangenen Jahren enorm von ihm profitiert. Ob man mit Jonas Mattisseck, Malte Delow oder dem künftigen NBA-Profi Franz Wagner spricht, alle betonen, wie wichtig Giffey für ihre Entwicklung war. Denn er hatte immer ein offenes Ohr und konnte gerade den jungen Profis viele Erfahrungen weitergeben. Für den Kurs, den die Berliner gerne den Alba-Weg nennen und der viel Wert auf die Entwicklung der eigenen Jugend legt, war Giffey der perfekte Mentor. „Er steht wie kein Zweiter für unser Nachwuchsprogramm und die Integration von vor allem Berliner Talenten“, sagt auch Albas spanischer Sportdirektor Himar Ojeda und betont: „Wir hätten ihn gern gehalten.“

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2007 kam der damals 16-Jährige von den Marzahner Bären zu Alba und blieb dem Klub abgesehen von vier Jahren an der University of Connecticut bis zum Ende der nun abgelaufenen Saison treu. Er hat alle Stadien der Entwicklung vom Nachwuchstalent zum Kapitän erlebt – und dabei auch schwierige Zeiten durchgemacht. Jugendspieler genossen nicht immer so viel Vertrauen wie heute unter Trainer Aito Garcia Reneses und Giffey musste sich durchbeißen. Und das hat er getan.

Wenn er Alba nun in Richtung Zalgiris Kaunas verlässt, stehen in seiner Bilanz 398 Profieinsätze (mehr haben nur Henrik Rödl und Teoman Öztürk), zwei Meisterschaften, zwei Pokalsiege und der sichere Status als zukünftige Vereinslegende. Es wäre keine Überraschung, wenn sein Trikot mit der Nummer fünf irgendwann neben jene von Rödl und Wendell Alexis unter das Hallendach gehängt würde.

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