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Die Paralympischen Spiele in Paris sind vorbei. Die Stadt verabschiedet sich mit einer großen Party im Stade de France von den Athletinnen und Athleten.

© IMAGO/Xinhua

Abschlussfeier der Paralympics: Déjà-vu im Regen von Paris

Die Paralympischen Spiele in Paris sind vorbei. Die Organisatoren verabschieden sich mit einer großen Party von den Athletinnen und Athleten.

Von Vincent Busche

Stand:

Am Sonntagnachmittag regnete es in Paris in Strömen, und der ein oder andere Pariser, der sich für die Abschlusszeremonie der Paralympics eine Karte gekauft hatte, dürfte ein Déjà-vu erfahren haben. Nachdem der Sportsommer in der französischen Metropole mit einer verregneten Eröffnungszeremonie für die Olympischen Spiele begonnen hatte, war der graue Himmel zum Ende der Paralympischen Spiele dann irgendwie doch ein runder Abschluss.

Während sich gegen 19 Uhr die ersten Zuschauer ins Stade de France begaben, fanden sie die Athletinnen und Athleten dort schon vor, auf Klappstühlen auf der Tartanbahn sitzend. Glücklicherweise waren ihnen Regencapes ausgehändigt worden. Das Stade de France ist ähnlich gebaut wie das Berliner Olympiastadion, in eine ovale Form gegossen und einem offenen Dach, das nur die Zuschauer vor Regen schützt.

Vor 64.000 Zuschauenden begann der Abend spektakulär mit Lichtershow und der französischen Sängerin Santa, die in langem Kleid und großem Pathos in der Stimme die Bühne im Innenraum betrat. Der Tenor des Abends, die Spiele in Paris „mit einer großen Party zu beenden“, hatte Romain Pissenem, der musikalische Direktor der Abschlusszeremonie, vorher verlauten lassen. Als dann die Kapelle der republikanischen Garde im Marschschritt das Stadion betrat und kultige Popsongs wie „I will survive“ anspielte, sprangen die Zuschauer ein erstes Mal vor Freude auf.

Dennoch bedeutete dieser Abend auch Abschiednehmen in Würde. Tony Estanguet, der Organisationschef der Sommerspiele von Paris, und Andrew Parsons, Chef des Internationalen Paralympischen Komitees, hatten knapp zwei Wochen zuvor bei der Eröffnungsfeier den Beginn einer „paralympische Revolution“ ausgerufen – und bestätigten nun, dass dieser auch stattgefunden habe.

Wir waren alle im Himmel. Auch wenn diese Emotionen flüchtig waren, wird die Erinnerung an diesen historischen Sommer für immer bei uns bleiben.

Tony Estanguet, Organisationschef der Sommerspiele von Paris

Estanguet spannte einen klugen Bogen zwischen bemerkenswerten Einzelleistungen der (französischen) Athletinnen und Athleten, der besonderen Atmosphäre durch das begeisterungsfähige (französische) Publikum (das für den Blindenfußball die „stille Laola“ erfand) und den Beitrag, der damit (kulturell und gesellschaftlich) geleistet wurde: Stichwort Vorbilder, Stichwort kollektive Erinnerung.

Der 46 Jahre alte frühere Kanute tat dies in seiner Rede auf eine Weise, die die Sache in den Vordergrund rückte, was ihm die Zuschauer mit „Tony! Tony!“-Rufen dankten. Ein anderer Auftritt als der von Parsons, der einmal mehr den großen Frontmann spielte und auffällig lange Pausen setzte nach Sätzen, für die er wohl Applaus eingeplant hatte.

Als in Paris um 21:35 Uhr die Paralympischen Spiele 2024 für beendet erklärt worden waren, wechselte auch die Regentschaft des Abends kurzzeitig in die Hände der US-amerikanischen Verantwortlichen. Sie stellten „LA 2028“ in schmissigen Kurzfilmen vor, die auf zwei Leinwänden im Stadion ausgestrahlt wurden. Wieder Lichtshow, diesmal sogar mit Flammen und ein bisschen Feuerwerk.

Und dann sollte sie beginnen, die große Party im Stade de France: 24 französische DJs, die in kurzen Zeitslots hintereinander auftraten. Inzwischen waren alle freiwilligen Helferinnen und Helfer der Paralympics in die Stadionmitte gelaufen und wuselten herum, von der Tribüne sah es aus wie ein Platzsturm, begleitet von elektronischer Musik.

Irgendwer hatte in den vergangenen Jahren entschieden, dass uninspirierte House Musik total der Zeitgeist ist – und dem wurde bis heute nie weitläufig widersprochen. Die zwei letzten Stunden der Paralympics boten nun Anlass, das zu tun. Vor allem in einem Stadion, in dem sich die meisten Leute bei einem Minimum an Beinfreiheit quasi alle Tanzschritte gegenseitig blockierten, war das musikalische Spektakel voller synthetischer Bässe kein Vergnügen. Als einer der DJs später einen bekannteren Popsong abspielte, dankte das Publikum sofort mit einem akustischen Lebenszeichen.

Produzent Martin Solveig feiert umringt vom französischen Athletinnen und Athletin.

© IMAGO/Bestimage

Der französische House-DJ und Produzent Martin Solveig beendete den Abend dann als einzig wirklich prominenter kontemporärer musikalischer Gast, und, nun ja, die französische Delegation durfte sich bestätigt sehen, dass sie die Latte für eine gelungene Paralympics-Party hochgelegt hatte. Die US-amerikanischen Organisatoren werden sich strecken müssen.

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