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Sport: Absturz am Abend

Sven Hannawald enttäuscht auch im dritten Springen der Ski-WM – Kombinierer Ackermann wird bester Deutscher

Val di Fiemme. Am liebsten hätte sich Sven Hannawald nach seinem zweitem Sprung versteckt. Das wäre auch nicht schwer gewesen, denn gleich neben der Schanze in Val di Fiemme, hinter den Zuschauerplätzen, war es am Freitagabend stockduster. Doch ein schneller Abgang wurde Hannawald nach dem Springen von der Normalschanze bei der nordischen Ski- Weltmeisterschaft nicht gestattet. Schließlich hatten er und seine deutschen Kollegen enttäuscht. Sprungstar Hannawald war nur auf Platz 24 gelandet, mit einem Rückstand von umgerechnet 26 Metern hinter dem neuen Weltmeister Adam Malysz aus Polen. Nach seinem letzten Sprung jubelte Malysz mit erhobenen Fäusten – und Hannawald musste nach einer völlig verpatzten WM kritische Fragen beantworten. Die einzige Medaille für das deutsche Skiteam holte am Freitag Ronny Ackermann, der in der Sprint- Kombination Zweiter wurde.

„Ich habe bei dieser WM nur Müll abgeliefert, und ich weiß nicht einmal, woran es liegt“, sagte Hannawald. „Solche Leistungen fressen sich ins Selbstbewusstsein. “ Als Favorit war der Führende im Gesamt-Weltcup bei der WM in Italien angetreten, nach Rang Sieben von der Großchance und dem vierten Platz mit der Mannschaft ging auch der dritte Versuch, doch noch eine Medaille zu gewinnen, für Hannawald daneben. Nach einem Sprung über 95 Meter im ersten Durchgang sprang er im zweiten Versuch nur 94 Meter weit und wurde damit sogar schlechtester Deutscher: Michael Uhrmann wurde Dreizehnter, Christof Duffner kam auf Platz 20 und Georg Späth auf Rang 22.

Der wegen Formschwäche nicht nominierte viermalige Weltmeister Martin Schmitt stellte sich trotz des schwachen Abschneidens der deutschen Springer demonstrativ hinter Bundestrainer Reinhard Heß, der erstmals in seiner zehnjährigen Amtszeit keine Medaille von einem Großereignis nach Hause bringt. „Ich glaube nicht, dass Reinhard vom Turm steigt“, sagte Schmitt. „Man sollte jetzt nicht alles in Frage stellen.“ Der Trainer offenbarte am Freitag allen seine eigene Enttäuschung. „Es war leider schon nach dem ersten Durchgang alles verloren“, meinte Heß. „Wir werden gründlich analysieren, ob Fehler gemacht wurden.“

Waren die deutsche Skispringer unglücklich, so war war Ronny Ackermann überglücklich. Silber glänzt eben auch, erst recht wenn man wie der Deutsche bereits zwei Medaillen auf dem Konto hat. Der Weltmeister in der klassischen Kombination und in der Mannschaftswertung trauerte dem knapp entgangenen zweiten Titel bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft nur kurz nach. „Ich bin sehr stolz, dass ich in allen drei Wettbewerben eine Medaille geholt habe“, sagte Ackermann nach der Sprint-Kombination. Erst im Endspurt hatte er Sieger Johny Spillane passieren lassen müssen, der mit nur 1,3 Sekunden vor dem Deutschen gewann. Der Amerikaner machte Ackermanns Träume von einem weiteren Weltmeistertitel zunichte – zur Überraschung vieler Beobachter. Spillane hatte bisher noch keinen internationalen Wettbewerb gewonnen. Mehr noch: Sein Triumph im Val di Fiemme ist der erste Titel für die USA bei Nordischen Skiweltmeisterschaften überhaupt. Im Endspurt des 7,5-Kilometer-Sprints war Johnny Spillane so schnell, dass Ronny Ackermann nur Silber blieb.

Trotzdem wurde der 25-jährige Oberhofer mit einmal Gold und nun zweimal Silber zum erfolgreichsten deutschen Athleten der WM 2003. Denn Evi Sachenbacher und Claudia Künzel hatten nach ihrem Gold und Silber vorher im letzten Damen-Wettbewerb, dem 30 Kilometer-Skating, keine Chance mehr auf eine dritte Medaille. Sachenbacher kam auf Rang sechs, Künzel belegte Platz 20.

Hartmut Scherzer

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