
© Sebastian Wells/OSTKREUZ/Sebastian Wells
Als Volunteer bei den Special Olympics: Ein besonderer Austausch mit Athleten aus aller Welt
Insgesamt helfen rund 16.000 Volunteers bei den Special Olympic World Games in Berlin. Unsere Autorin ist eine davon und berichtet von ihren Erfahrungen.
Stand:
Am Freitagmorgen sitze ich gegen 10.30 Uhr in der S-Bahn, als mich ein älteres Paar anspricht. „Messe?“, fragt die Frau. Nachdem die ersten Verständigungsschwierigkeiten überwunden sind, erkläre ich ihnen, an welcher Station sie aussteigen müssen, um zum Messegelände zu gelangen. Sie seien gestern aus Israel angekommen und wollten nun ihre Akkreditierung abholen, berichten sie. Aufgrund meines lila Volunteer-T-Shirts habe sie vermutet, dass ich zu den Special Olympic World Games gehöre, meint die Frau.
Als ich ihr erzähle, dass ich auf dem Weg ins Olympiastadion bin, um bei der morgigen Eröffnungsfeier zu helfen, bedanken sich beide mehrmals bei mir. Ohne Volunteers sei dieses wichtige Event nicht möglich. Ihr Sohn nehme als Judoka teil. Berlin sei bereits ihr viertes Turnier, vorher seien sie unter anderem nach Abu Dhabi zu den World Games gereist.
Kurz bevor sie aussteigen, bedanken sie sich noch einmal für meinen Einsatz. Eine Dankbarkeit, die ich in dieser Form nicht erwartet hätte. Schon bevor ich meine erste Schicht als Volunteer überhaupt antrete, wird mir klar, welche Bedeutung die Special Olympics haben.
Besonders gute Stimmung verbreitet das südafrikanische Team
Mein erster Einsatz beginnt dann direkt am Olympiastadion. Am Osttor können sich alle Volunteers mit ihrer Akkreditierung anmelden. In der Volunteers-Lounge im Inneren des Stadions bekomme ich meinen Einsatzbereich zugeteilt. Am Tag vor der Zeremonie helfen wir zunächst bei den Proben und bereiten alles für die Show am nächsten Tag vor. Dazu gehört auch das Verteilen von blauen und weißen Klatschpappen im gesamten Unterrang. Gemeinsam macht allerdings auch diese Aufgabe Spaß, zumal das Endergebnis mit dem Schriftzug „Unbeatable together“ wirklich beeindruckend ist.
Den ganzen Samstag über empfangen wir die Delegationen und Athlet*innen an einer der sogenannten „Loadzones“. Zu elft begrüßen wir die mit Bussen ankommenden Gruppen und weisen ihnen den Weg zu den „Waiting Areas“. In den vier Bereichen warten die Delegationen, bis sie in den Tunnel des Olympiastadions zum Einlaufen gehen können.
Besonders gute Stimmung verbreitet Südafrika. Schon von weitem hören wir bei der Ankunft des Teams Gesang und Gelächter. In einheitlicher Kleidung, mehr tanzend als gehend, betreten die Athlet*innen das Gelände. Südafrika ist eines der Länder mit den meisten Teilnehmenden. Die USA erscheinen mit der größten Gruppe von fast 200 Athlet*innen und lauten „USA! USA!“-Rufen. Mit den Färöer-Inseln oder St. Vincent und die Grenadinen gibt es aber auch kleine Gruppen mit weniger als zehn Teilnehmenden.
Da die Delegationen alle frühzeitig kommen, um rechtzeitig im Tunnel des Olympiastadions zu sein, habe ich das Glück, fast pünktlich zu Beginn der Eröffnungsfeier ebenfalls im Oberrang zu sitzen. Gemeinsam bejubeln wir dort die einlaufenden Athlet*innen und genießen die Zeremonie. Schließlich geht es mit dem Ende der Eröffnungsfeier eigentlich erst richtig los.
Am Sonntag beginnen die ersten Sportveranstaltungen. Nachdem ich Anfang der Woche erst zwei Trainings für die Siegerehrungen besucht habe, darf ich am Donnerstag das erste Mal die Athlet*innen ehren. Das Besondere an den Special Olympics ist, dass nicht nur die ersten drei Plätze Medaillen erhalten, sondern auch die Viert- bis Achtplatzierten.
Sowohl bei den Siegerehrungen als auch bei den Wettkämpfen herrscht dabei eine ganz besondere Atmosphäre. Gleiches gilt für den Umgang der Volunteers untereinander. Innerhalb einer Woche habe ich die Möglichkeit, mit anderen Ehrenamtlichen aus Taiwan, Indien, den USA oder Niederlanden zu sprechen. Letztendlich ist es genau dieser Austausch, der die Special Olympic World Games ausmacht. Bemerkt habe ich das allerdings schon an meinem ersten Tag, nach der Begegnung mit den beiden Israelis.
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