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„Als würde man mit Messi oder Ronaldo spielen“: Erling Haaland ist einfach nicht zu stoppen
Borussia Dortmund dürfte seinen einstigen Torjäger derzeit besonders vermissen – denn Erling Haaland trifft wieder wie in seinen besten Zeiten. Und das ausgerechnet vor dem Wiedersehen in der Champions League.
Stand:
Erling Haaland stand stockstill im Strafraum und grinste wie ein Kind. Dann fing er auf einmal an, wie ein Roboter zu tanzen. Ein sehr bescheidener Jubel, der trotzdem viel über seine aktuelle Verfassung verriet. Die Freude ist zurück beim Stürmer von Manchester City, und mit ihr die fast maschinenhafte Verlässlichkeit vor dem Tor.
Grund genug, um aus deutscher Sicht etwas ängstlich zu werden. Am Mittwoch trifft Haaland nämlich in der Champions League auf seinen ehemaligen Arbeitgeber Borussia Dortmund (21:00, Dazn), und für den BVB kommt das Duell mit City zur Unzeit. Denn nach der enttäuschenden vergangenen Saison kommt Pep Guardiolas Team gerade langsam wieder in seine Bestform. Und zwar vor allem dank des früheren Dortmunders Erling Haaland.
Mit zwei Toren in der ersten Hälfte leitete Haaland etwa am Sonntag ein 3:1 gegen Bournemouth, und damit einen wichtigen Sieg gegen einen formstarken Gegner ein. Es war sein sechster Doppelpack in dieser Saison und sein vierter in den letzten fünf Wochen. In der Liga steht er schon bei 13 Toren, wettbewerbsübergreifend bei 17. Nur er und der frühere Newcastle-Stürmer Les Ferdinand haben in den ersten zehn Spieltagen einer Premier-League-Saison schon öfter getroffen. Seinen eigenen Rekord von 36 Toren in einer Spielzeit hat der Norweger jetzt schon klar vor Augen.
In Manchester ist die Freude daran spürbar. Als er über Haalands Schusstechnik beim ersten Tor gegen Bournemouth sprach, knurrte Guardiola, als wäre er davon fast schon physisch erregt. Kurz darauf griff er zu einem fast gotteslästerlichen Vergleich: „Es ist ein bisschen so, als würde man mit Messi oder Cristiano Ronaldo spielen. Sein Einfluss ist einfach so groß.” Als er gefragt wurde, ob er das ernst meine, konterte der Katalane mit einer Gegenfrage: „Hast du seine Statistiken gesehen?“
Die Hoffnung auf einen Titel ist nach Manchester zurückgekehrt
Nun hatte Guardiola schon immer einen Hang zur Übertreibung und in Wirklichkeit dürfte es noch ein paar Jahre dauern, bis Haaland ernsthaft in einem Atemzug mit Messi oder Ronaldo erwähnt werden darf. Doch zumindest, was die letzten Wochen angeht, hat der City-Trainer nicht Unrecht.
Aktuell ist Haaland für seine Mannschaft von genauso unschätzbarem Wert, wie es Messi und Ronaldo einst für Barcelona, Real Madrid, Argentinien oder Portugal waren. Von den 26 Toren, die City in dieser Saison erzielt hat, war Haaland für 17 verantwortlich. Ohne seine Tore stünde die Mannschaft in der Liga auf Platz 16.
Wenn ich mit Erling spiele, ist es sehr einfach. Mein Job ist, ihm den Ball zu geben, und dann trifft er.
Rayan Cherki, Spieler von Manchester City
In Wirklichkeit steht City nun auf Platz zwei und beginnt so langsam wieder daran zu glauben, dass es die verlorene Meisterschaft wieder zurückgewinnen könnte. Noch steht man sechs Punkte hinter dem Tabellenführer Arsenal. Doch Guardiolas City hat schon größere Rückstände aufgeholt. Solange Haaland weiter trifft, wird man in Manchester weiterhin an den Titel glauben.
Die Frage ist nur, was ohne Haaland passiert. In der City-Offensive mangelt es zwar nicht an Qualität, doch der Spielstil ist zunehmend auf den Norweger geschnitten. Wie sein Teamkollege Rayan Cherki, selbst ein französischer Nationalspieler mit theoretischem Marktwert von 45 Millionen Euro, sagt: „Wenn ich mit Erling spiele, ist es sehr einfach. Mein Job ist einfach, ihm den Ball zu geben, und dann trifft er.“
Auch deshalb ging Guardiola zuletzt äußerst vorsichtig mit seinem Kronjuwel um. Schon vergangene Woche gab es für City einen Schreck, als Haaland im Spiel gegen Aston Villa mit dem Pfosten kollidierte. Danach saß er im Carabao Cup auf der Bank. Über seinem Einsatz gegen Bournemouth schwebte ebenfalls für einige Tage noch ein Fragezeichen.
Als Guardiola ihn in der 82. Minute auswechselte, war es schon das dritte Mal, dass Haaland nach zwei erzielten Toren heruntermusste, und ihm damit ein möglicher Dreierpack verwehrt blieb. Mit einem Augenzwinkern beschwerte sich der Norweger am Sonntag darüber: „Es gibt vermutlich einige Fantasy-Football-Spieler, die nach dieser Auswechslung frustriert waren“, sagte er der BBC.
Im echten Fußball ist er aber schlichtweg zu wichtig, um unnötige Risiken einzugehen. So könnte es auch gegen Dortmund so kommen, dass er vorzeitig das Spielfeld verlässt. Die Frage ist nur, wie viele Tore er dann schon geschossen hat.
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