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Der FIFA-Präsident Gianni Infantino.

© Foto: Imago/Nick Potts

Update

„Fühle mich homosexuell, fühle mich behindert“: Fifa-Boss Infantino hält bizarre Wutrede in Katar

Am Tag vor dem Eröffnungsspiel kritisiert Gianni Infantino „heuchlerische Kritik“ am WM-Gastgeber. Er verstehe nicht, wieso die Fortschritte in Katar nicht anerkannt würden.

FIFA-Präsident Gianni Infantino hat einen Tag vor dem Eröffnungsspiel eine „Doppelmoral“ westlicher Nationen gegen WM-Gastgeber Katar angeprangert. „Ich denke, was wir Europäer in den vergangenen 3000 Jahren weltweit gemacht haben, da sollten wir uns die nächsten 3000 Jahre entschuldigen, bevor wir anfangen, moralische Ratschläge an andere zu verteilen“, sagte der 52-Jährige während einer Pressekonferenz am Samstag in Al-Rajjan. Es sei „traurig“, diese „Doppelmoral“ erleben zu müssen.

Katar steht seit Jahren wegen des schlechten Umgangs mit Menschenrechten sowie den Lebensbedingungen für ausländische Arbeiter in der Kritik, die auch von unabhängigen Organisationen wie Amnesty International geäußert wurde. Die Regierung des Emirats weist das zurück. 

„Wie viele dieser westlichen Unternehmen, die hier Milliarden von Katar erhalten - wie viele von ihnen haben über die Rechte von Arbeitsmigranten gesprochen? Keiner von ihnen“, sagte Infantino, ohne Beispiele anzuführen. „Wer kümmert sich um die Arbeiter? Wer? Die FIFA macht das, der Fußball macht das, die WM macht das - und, um gerecht zu sein, Katar macht es auch.“

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Er verstehe nicht, wieso die Fortschritte in Katar nicht anerkannt würden, sagte der FIFA-Präsident, der in Doha einen Nebenwohnsitz hat. „Diese Art und Weise, einseitig Lektionen erteilen zu wollen, das ist heuchlerisch.“

Infantino kommentiert Kritik an Arbeitsbedingungen und Berichte über gekaufte Fans

Offenbar um seine Kritik zu untermauern, führte Infantino der „Bild“-Zeitung zufolge folgendes Beispiel an: „Ich habe eine Studie gelesen: 25.000 Menschen sind seit 2014 als Folge der europäischen Migrationspolitik gestorben. Warum fordert niemand, dass die Familien dieser Menschen entschädigt werden? Sind sie weniger wert?“

Vor dem Hintergrund der Kritik an den Arbeitsbedingungen in Katar zog Infantino einen Vergleich zu seiner persönlichen Lebensgeschichte: „Ich bin der Sohn von Gastarbeitern, meine Eltern haben hart gearbeitet, in der Schweiz.“

Weiter sagte der Fifa-Präsident: „Wir organisieren eine WM, keinen Krieg. Schaut Euch die Stadt an, sie ist wunderschön, die Leute sind glücklich!“

Zuvor hatte es außerdem Berichte über gekaufte Fans in Katar gegeben „Darf jemand, der wie ein Inder aussieht, nicht für England und Spanien jubeln? Wissen Sie, was das ist? Rassismus!“

Zudem behauptete er der „Bild“-Zeitung zufolge zu wissen, wie es sei, Rassismus zu erfahren - schließlich hatte er „rote Haare und Sommersprossen“.

Ein weiterer Skandal rund um die WM: Das zwei Tage vor Anpfiff erhobene Alkoholverbot in und um die Stadien. Katar hatte sich in dieser Entscheidung gegen die Fifa und den Biersponsor durchgesetzt.

Auch dies kommentierte der Fifa-Präsident abwiegelnd, zumal man in bestimmten Fan-Bereichen außerhalb der Stadien Alkohol trinken dürfe: „Wenn man das drei Stunden lang nicht kann, wird man das auch überleben. Die gleichen Regeln gelten in Frankreich, Spanien und Schottland. Dort gibt es auch kein Bier beim Fußball.“

Seine Pressekonferenz eröffnete der Schweizer mit: „Heute fühle ich sehr starke Gefühle, heute fühle ich mich als Katarer, heute fühle ich mich als Araber, heute fühle ich mich afrikanisch. Heute fühle ich mich homosexuell. Heute fühle ich mich behindert, heute fühle ich mich als Arbeitsmigrant.“

In der anschließenden Fragerunde vor Journalist:innen wurde Infantino der „Bild“-Zeitung zufolge auch gefragt, ob er sich auch als Frau fühle. „Ja, ich fühle mich auch als Frau“, antwortete der Fifa-Chef demzufolge.

Zum Abschluss der Pressekonferenz, so berichtet es die „Bild“ habe sich der Fifa-Pressesprecher Bryan Swanson zu Wort gemeldet und sich als schwul geoutet - Infantino soll ihm bei dem Schritt geholfen haben. (dpa)

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