
© IMAGO/Jan Huebner
Ärger um ein nicht erkennbares Handspiel: Auch Manuel Gräfe gibt Hertha BSC recht
In Darmstadt gelingt Hertha eine überzeugende erste Hälfte. Dann aber läuft schief, was schieflaufen kann. Das Tor zum 2:1 zählt nicht, und am Ende verlieren die Berliner.
Stand:
Sprache und Körpersprache passten perfekt zueinander, als Christian Fiél, der Trainer von Hertha BSC, nach der 1:3-Niederlage seiner Mannschaft beim SV Darmstadt 98 auf die vielleicht entscheidende Szene des Spiels zu sprechen kam.
„Ich sag’s Ihnen ehrlich: Wir schießen dann das 2:1.“ – Pause. Fiél verzog unwillkürlich seinen Mund. – „Und ähem …“ – Fiél zuckte mit den Schultern. – „Bis jetzt kann ich Ihnen noch nicht sagen …“ – Er kratzte sich an der Stirn. – „Also, es wurde Handspiel gepfiffen, aber so richtig kann ich Ihnen nicht sagen, wo dieses Handspiel war. Ähem, ja …“
So wie dem Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten war es vielen ergangen, die noch einmal auf die Szene aus der 51. Minute blickten. 1:1 stand es zu diesem Zeitpunkt, als Palko Dardai in den Fünfmeterraum der Darmstädter flankte. Jon Dagur Thorsteinsson stoppte den Ball mit der Brust und traf im Anschluss zum vermeintlichen 2:1 für die Gäste. Wo, bitte schön, soll denn dieses Handspiel gewesen? Ähem, ja …
Anders als in allen anderen Situationen auf dem Feld ist es bei der Torerzielung unerheblich, ob ein absichtliches oder unabsichtliches Handspiel vorliegt. Berührt der Ball die Hand oder den Arm des Schützen, darf das Tor nicht zählen. So wollte es der Videoassistent nach Ansicht diverser Einstellungen erkannt haben. Schiedsrichter Patrick Alt bekam daraufhin den Hinweis, dass er den Treffer zurücknehmen müsse.
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Diese Entscheidung erzürnte nicht nur die Hertha-Fans. Auch der frühere Fifa-Schiedsrichter Manuel Gräfe war zumindest irritiert. Am frühen Sonntagmorgen twitterte er, dass der Videoassistent nur bei glasklaren Fehlern eingreifen solle. „Hier doch nicht!“ Die TV-Bilder belegten das Handspiel aus seiner Sicht jedenfalls nicht.
Unter Zuhilfenahme sämtlicher technischer Hilfsmittel, in Superzeitlupe und mit der größtmöglichen Vergrößerung, gab es eine Einstellung, die vielleicht den Anschein erweckte, dass ein Hauch von Hand vorgelegen haben könnte. Klare Fehlentscheidung? Ähem, nein …
Dass dem Treffer trotzdem die Anerkennung verweigert wurde, passte zum Verlauf eines Nachmittags, der für Hertha sehr verheißungsvoll begonnen hatte. Fiéls Team wurde von massiven Personalproblemen geplagt und musste die Dreierkette mit zwei gelernten Außenverteidigern bestücken. „Dass es einen so erwischt, das hab ich noch nie erlebt“, sagte Mittelstürmer Florian Niederlechner.
Trotzdem beherrschten die Gäste aus Berlin in der ersten Hälfte das Spiel. Sie besaßen weitgehend die Kontrolle und ließen die zuletzt formstarken Darmstädter im eigenen Stadion kaum zur Entfaltung kommen. „Eine top Halbzeit“ bescheinigte Niederlechner seinem Team. „Der Gegner hatte ja gar keine Chance.“ Er hatte – im Gegenteil – eher Glück, dass Hertha in dieser top Halbzeit nur einen Treffer durch eben Niederlechner erzielte.
Torhüter Ernst sah zweimal nicht gut aus
Aber dann ging schief, was nur schiefgehen konnte. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte erhielt Darmstadt einen – zumindest umstrittenen – Freistoß kurz vor dem Berliner Strafraum zugesprochen. Der erste Versuch von Philipp Förster wurde geblockt, der zweite so unglücklich abgefälscht, dass Tjark Ernst im Hertha-Tor keine Abwehrchance hatte – und Hertha statt mit einer Führung mit einem 1:1 in die Pause ging.
Nach der Pause dann wurde den Berlinern nicht nur das 2:1 verwehrt, in der Folge machten sich auch die Folgen des personellen Notstands zunehmend deutlicher bemerkbar. Vor dem 2:1 der Darmstädter sah sich der gelernte Außenverteidiger Jonjoe Kenny (1,75 Meter groß) in ein Kopfballduell mit dem Schweden Isac Lidberg (1,86 Meter) verwickelt – und war gegen den besten Torschützen der Zweiten Liga erwartungsgemäß chancenlos.
Tjark Ernst hätte den neunten Saisontreffer des Darmstädter Mittelstürmers mit einem beherzten Eingreifen vielleicht noch verhindern können, entschied sich aber dafür, auf der Linie zu verweilen. Auch beim 3:1 der Hausherren durch einen haltbaren Distanzschuss von Andreas Müller sah der Torhüter der Berliner nicht glücklich aus.
So kam an diesem Samstag viel Schlechtes zusammen und bescherte Hertha „eine Niederlage, die schmerzt“, wie Trainer Fiél sagte. Es war die zweite nacheinander und die erste überhaupt auf fremdem Platz – mit der Folge, dass die Berliner den Kontakt zu den Aufstiegsrängen erst einmal wieder eingebüßt hat. „Wir fahren ohne Punkte heim“, sagte Cristian Fiél, „das ist bitter.“
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