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Ein Franzose in England: Arsenal-Coach Arsene Wenger.

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Kolumne: Meine Champions League: Arsene Wenger - zwei Jahrzehnte später

Seit fünf Jahren scheitert der FC Arsenal mit schöner Regelmäßigkeit beim Versuch, das Viertelfinale der Champions League zu erreichen. Heute geht es gegen den AS Monaco, den ehemaligen Klub von Trainer Arsène Wenger.

Arsène Wenger hat ein bisschen rumgedruckst, als er da im vergangenen Herbst erzählen sollte, warum er denn so zufrieden sei mit der Auslosung. Wenger sprach von der Erinnerung an die alten Zeiten, von der schönen Stadt und den lieben Menschen dort. Alles schön und richtig, aber in erster Linie ist es eine sportlich dankbare Aufgabe. AS Monaco zählt nicht zu den europäischen Topklubs, trotz seiner russischen Financiers (die ihr Geld ohnehin langsam abziehen). Viel besser hätte es Wengers FC Arsenal nicht treffen können. Seit fünf Jahren scheitern die Londoner mit schöner Regelmäßigkeit beim Versuch, das Viertelfinale der Champions League zu erreichen. Zuletzt ging es gegen Barcelona, Milan und zweimal die Bayern. Da kommt Monaco im Winter 2015 gerade recht.

Für den Weltbürger aus dem Elsass ist es ein Rendezvous mit der Vergangenheit. Seit bald 19 Jahren gibt er im Norden Londons die Kommandos – länger als so manche Trainerkarriere andauert. Die von Wenger hat schon ein bisschen früher begonnen, daheim in Frankreich und im fußballerisch assoziierten Monaco, wo er fast sieben Jahre lang amtierte. „Monaco und Arsenal sind 25 Jahre meines Lebens“, hat Wenger vor dem Hinspiel am Mittwoch in London erzählt, „das ist schon ein kleiner emotionaler Schock.“ Es ist das erste Pflichtspiel gegen seine alte Liebe.

Einkäufer mit dem Instinkt für preisgünstige Talente

Wenger hat Arsenal zu einer der ersten Adressen des internationalen Fußballs gemacht und das mit durchaus bescheidenen Mitteln. Bis zur 50 Millionen Euro schweren Verpflichtung von Mesut Özil pflegte Wenger einen Ruf als Einkäufer mit dem Instinkt für preisgünstige Talente, die er später für viel Geld weiterverkaufte, wenn sie seinem Jugendstil nicht mehr genügten. Er steht für Arsenals One-touch-football, für neue Trainingsmethoden und Ernährungsgewohnheiten, ja sogar für das neue Stadion, dessen Planung er in allen Details überwachte.

Begonnen hat alles, nach ersten Experimenten in Straßburg, Cannes und Annecy, bei der Association Sportive de Monaco. Wenger war 37 Jahre jung, als er 1997 seine Arbeit im Stade Louis II begann. Er holte gleich im ersten Jahr die Meisterschaft, unter tatkräftiger Unterstützung der von ihm verpflichteten Engländer Mark Hateley und Glenn Hoddle. Es war ein erster indirekter Kontakt mit dem englischen Fußball, der sein späteres Leben prägte. Die Zeit an der Cote d’Azur endete 1994 mit der Entlassung. Über einen Umweg nach Japan landete Wenger 1996 in der Premier League, wo nicht-britische Trainer damals die große Ausnahme waren. Wenger hat einmal erzählt, wie die englischen Buchmacher großzügige Quoten boten für Wetten auf seine baldige Entlassung – und dass sie später keine Wetten mehr annahmen, „weil sie pleite- gegangen wären, wenn man mich tatsächlich entlassen hätte“.

Wenger gewann mit Arsenal fünfmal den FA Cup und dreimal die Meisterschaft. Alle paar Jahre verlängert er seinen Vertrag, der aktuelle läuft bis 2017. Das Murren über seinen Jugendwahn, die Missachtung englischer Spieler und nicht mehr ganz zeitgemäße Methoden nimmt von Jahr zu Jahr ein wenig zu. Aber Wenger ist längst eine Institution und kann sich allenfalls selbst entlassen. Andere Klubs sind für ihn uninteressant. Vor einem Jahr erst lehnte er das Angebot eines Interessenten ab, es hätte ihm 28 Millionen Pfund in drei Jahren eingebracht.

Das Angebt kam von den russischen Financiers seiner alten Liebe AS Monaco.

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