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Sport: Aufstand der Zwerge beim Fifi Wild Cup

Hamburg - Die Strickmütze in den blau-schwarz-grünen Farben Sansibars hat Salum Ussi Hamad über seine Ohren gezogen, den Kragen seiner Trainingsjacke steil nach oben gestellt. Unangenehm kalt ist so ein Sommer in Deutschland.

Hamburg - Die Strickmütze in den blau-schwarz-grünen Farben Sansibars hat Salum Ussi Hamad über seine Ohren gezogen, den Kragen seiner Trainingsjacke steil nach oben gestellt. Unangenehm kalt ist so ein Sommer in Deutschland. Vor zehn Tagen ist der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler mit den anderen Kickern des Fußball-Nationalteams Sansibars nach Hamburg gekommen, um im Millerntorstadion des FC St. Pauli eine Mission von nationaler Bedeutung zu erfüllen. Weltmeister wollten sie werden. Zwar nur auf unterster sportlicher Ebene, auf Augenhöhe mit den „Fußball-Zwergen“ dieser Welt, aber immerhin.

Nach dem 2:1-Halbfinalsieg gegen die „Republik St. Pauli“, einer Juniorenelf des Gastgebers, wuchs die Zuversicht. Durch nichts und niemanden würden sie sich noch vom Erreichen des großen Ziels abbringen lassen, versprach Hamad. Nicht einmal durch das nasskalte Wetter, das ihnen zu Beginn des „Fifi Wild Cups 2006“, der ersten Fußball-WM für Nicht-Fifa- Mitglieder, zu schaffen gemacht hatte. „Wir mussten uns erst an die Kälte gewöhnen. Das war nicht leicht“, sagte Hamad.

Sansibar startete mit einem 0:1 gegen die Türkische Republik Nordzypern in das Turnier. Es folgte ein 4:2 gegen Grönland und das 2:1 im Halbfinale. Im Endspiel (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) bot sich den Ostafrikanern, in deren Reihen auch TV-Moderator Oliver Pocher mitwirkt, die Gelegenheit zur Revanche. Die Türkische Republik Nordzypern hatte sich in ihrem Semifinale gegen Gibraltar mit 2:0 durchgesetzt. Tibet und Grönland waren nicht über die Gruppenphase hinaus gekommen.

Auf Sansibar, einer zu Tansania gehörenden Inselgruppe vor der Ostküste Afrikas, reicht kein anderer Sport an die Popularität des Fußballs heran. 640 Teams gibt es. Von den rund 800 000 Einwohnern spielen 40 000 in einem Verein. Geld lässt sich damit aber nur schwer verdienen, sagte Hamad. „Mein Leben ist nicht sehr gut, aber ich kann von meinem Gehalt als Fußballer meine Familie ernähren.“ Profispieler wie Hamad verdienen bis zu 150 US-Dollar. Viele der Nationalmannschaftskollegen arbeiten als Automechaniker, in der Fabrik oder in Handwerksbetrieben. Sie alle vereinen zwei Wünsche: Zum einen hoffen sie, dass Sansibar bald Fifa-Mitglied wird, damit sie an WM-Qualifikationsspielen teilnehmen dürfen. Zum anderen träumen sie von einer Karriere in Europa. „Es wäre für mich das Größte, in der Bundesliga spielen zu dürfen“, sagte Hamad.

Christian Görtzen

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