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Aufstieg des Hamburger SV: Endlich!!!!!!! Und jetzt?
Nach sieben Jahren Zweitklassigkeit schaffen die Hamburger wieder den Sprung in die erste Bundesliga. Der Klub hat sich verändert – und muss es jetzt wieder tun.

Stand:
Jetzt ist es passiert. Der HSV ist tatsächlich aufgestiegen. Endlich! Und doch ist dieser erlösende Ausruf viel zu wenig, um die momentane Gefühlslage zu beschreiben. Da überwiegt bei mir, wie bei allen, die es mit den Rothosen halten, Freude. Klar. Dass es ausgerechnet Trainer-Neuling und Hamburger Jung Merlin Polzin geschafft hat – eine großartige Geschichte.
Aber die vergangenen Jahre haben Spuren hinterlassen, das vergangene Jahrzehnt. Ein ewiges Scheitern. Schock, als man dann im ersten Jahr Zweitklassigkeit nicht wieder aufgestiegen ist, Frust im zweiten Jahr, Unglaube im dritten, später Fatalismus, Trauer, manchmal auch Desinteresse.
Da nicht loszulassen, sich abzuwenden, fiel manchmal schwer. Doch gerade das ist es, was die sieben Jahre Zweite Liga auch bewirkt haben. Die Fans im Schmerz vereint. Hier sind keine Erfolgsfans mehr, hier weiß jeder, dass es der oder die andere ernst meint mit dem Klub.
Nun ist das große Ziel, das alle vereint hat, erreicht. Und wenn die Freude abgeklungen, die Party vorbei ist, geht es doch erst richtig los. Man hat im Verein und unter den Fans gelernt, mit dieser Zweiten Liga umzugehen, mit ihr zu leben. Sie jetzt tatsächlich zu verlassen, ist – auch wenn man es sich immer gewünscht hat – ein Schritt ins Ungewisse. Es gibt Kinder im Stadion, die haben nie einen erstklassigen HSV erlebt.
Für den Verein wird es auf absehbare Zeit erstmal darum gehen, den Abstieg zu verhindern. Haben das alle Fans, Spieler und die Verantwortlichen verstanden? Der HSV muss erstmal wieder zu einem „normalen“ Erstligisten werden. Kein Träumen von Europa, kein „schlafender Riese“ oder Dauerfavorit wie in Liga zwei.
Der Verein hat sich gewandelt in den vergangenen Jahren, gezwungenermaßen. Er wird es nun wieder müssen. Man gehört in der sportlichen Realität jetzt erstmal zu den Kleinen, den Außenseitern. Nur wenn es alle im Verein schaffen, diese Rolle anzunehmen, kann der Klassenerhalt gelingen. Erst dann wird sich dieser Aufstieg wirklich gelohnt haben.
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