
© AFP/Frank Molter
Aus der WNBA zur Basketball-EM: Wo Leonie Fiebich ist, ist der Erfolg
Leonie Fiebich nennt die Basketball-Nationalmannschaft „mein Baby“ und übt auch mal Kritik. Für die EM nimmt sie eine enorme Belastung in Kauf und führt das DBB-Team als Kapitänin an.
Stand:
Leonie Fiebich ist ein Vollprofi, der alles dem Sport unterordnet, doch auch die 25 Jahre alte Kapitänin der deutschen Basketball-Nationalmannschaft ist nicht immun gegen Erschöpfung. Olympia, WNBA, spanische Liga, WNBA, Europameisterschaft – Fiebich spielt und spielt und spielt. Beim erfolgreichen EM-Auftakt gegen Schweden (89:76) am Donnerstag in Hamburg plagten sie zwischenzeitlich Krämpfe, mit 34 Minuten stand sie dennoch länger auf dem Parkett als jede andere Spielerin und erzielte 16 Punkte.
Die Belastung ist enorm, Pausen gibt es kaum. Das gilt für die EM, wo es schon am Freitag (20 Uhr) mit dem zweiten Gruppenspiel gegen Spanien weitergeht. Das gilt aber auch für Fiebichs Karriere. Die WNBA unterbricht den Spielbetrieb nicht für die EM, am 11. Juni war Fiebich noch für ihr Team, New York Liberty, im Einsatz. Am Sonntag kam sie in Hamburg an, ein paar Trainings mit den Kolleginnen und ab in die EM.
Einige europäische Profis aus der WNBA wie die Berliner Satou Sabally verzichten für die Europameisterschaft auf diesen Stress, für die Flügelspielerin aus dem bayerischen Landsberg am Lech war das keine Option. „Das Nationalteam ist mein Baby, da ziehen wir gemeinsam was groß“, sagte sie kürzlich in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.
Ich freue mich total, dass so viele Fans gekommen sind, um uns anzufeuern. Das pusht einen noch mal extra.
Leonie Fiebich über die Stimmung bei der EM
Fiebich ist niemand, der in die Öffentlichkeit drängt, sie lässt am liebsten ihre Leistungen sprechen. Doch das heißt nicht, dass sie nichts zu sagen hat. In der Vergangenheit äußerte sie sich kritisch über die fehlende Professionalität der Basketball-Bundesliga (DBBL) und über fehlende Strukturen. Auch vor der EM legte sie den Finger in die Wunde und bemängelte etwa, dass das Frauennationalteam, im Gegensatz zu den Männern, immer noch keine hauptamtliche Bundestrainerin habe.
Außerdem sei es zwar cool, dass die Vorrunde der EM in Hamburg stattfinde, sie werde aber nicht gut genug promotet. „Wir spielen in einer eher kleinen Halle. Dabei höre ich, dass viele Menschen noch Tickets wollen, aber alle ausverkauft sind. Da hätte man vielleicht anders planen können, damit wir ein größeres Publikum bekommen“, sagte sie der „SZ“.
Die Stimmung beim EM-Auftakt begeisterte sie dann aber doch. „Ich freue mich total, dass so viele Fans gekommen sind, um uns anzufeuern. Das pusht einen noch mal extra“, sagte sie nach dem verdienten Sieg gegen Schweden, der nur der Anfang einer erfolgreichen EM werden soll. Fiebich vermeidet es nach den Absagen und Verletzungen wichtiger Spielerinnen zwar, von einer Medaille zu sprechen, aber eine ehrgeizige Perfektionistin wie sie hat immer große Ambitionen.
Besonderes Spiel gegen Spanien
In der jüngeren Vergangenheit war Fiebich immer dort, wo der Erfolg war – oder umgekehrt. 2023 gewann sie mit Saragossa den spanischen Pokal und wurde zweimal als MVP der dortigen Liga ausgezeichnet. 2024 spielte sie für New York ihre erste Saison in der WNBA und gewann als wichtige Rollenspielerin die Meisterschaft. Anschließend spielte sie, wie viele Basketballerinnen der US-Profiliga, in der Zeit zwischen den Saisons in Europa und gewann auch mit Valencia die Meisterschaft.
Das Gruppenspiel gegen Spanien ist für Fiebich daher ein besonderes. Sie kennt die Kontrahentinnen „in- und auswendig“, wie sie selbst sagt. Mit einem Sieg gegen den stärksten Gruppengegner wäre die DBB-Auswahl bereits vorzeitig für die K.o.-Spiele in Piräus qualifiziert und würde vermutlich Europameister Belgien im Viertelfinale aus dem Weg gehen.
In der Turniervorbereitung gab es gegen die Titelverteidigerinnen zwei hohe Niederlagen, allerdings noch ohne Fiebich und die bei den Dallas Wings aktive Luisa Geiselsöder. Dass die Abstimmung nach nur wenigen gemeinsamen Trainingseinheiten noch nicht perfekt ist, haben die ersten Eindrücke dieser EM gezeigt. „Man sieht auf dem Spielfeld, dass wir noch ein bisschen besser zueinander finden müssen“, sagte Fiebich. Dass die deutsche Mannschaft mit ihren zwei WNBA-Profis deutlich konkurrenzfähiger ist, war allerdings noch deutlicher zu erkennen.
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