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Sport: Aus Erfahrung Trainer

Der 73-jährige Karl-Heinz Feldkamp bleibt bei Galatasaray Istanbul gelassen

Karl-Heinz Feldkamp hat noch immer Spaß am Fußball. Das ist schnell zu erkennen. Nicht weil er es sagt. Die Freude ist an seinen Augen abzulesen. Der 73-Jährige sitzt in der Lobby des Hotels in Duisburg, in der auch schon die italienische Nationalmannschaft wohnte und sich von dort aus aufmachte, Weltmeister zu werden. Wie alle Profiklubs befindet sich Feldkamp mit seinem Team, Galatasaray Istanbul, in der Vorbereitung auf die neue Saison. Es gibt nur wenige Vereine in Europa, deren Anspruchsdenken so hoch ist und dessen tatsächliche Erfolge sich dagegen doch eher bescheiden ausnehmen. „Die Leute sprechen hier in jedem zweiten Satz vom Gewinn der Champions League. Doch sie sagen nicht, wie sie das machen wollen“, sagt Feldkamp.

Der erfahrene Trainer, der zwischen 1978 und 1992 sechs Bundesligavereine, unter anderem den 1. FC Kaiserslautern, Eintracht Frankfurt und Bayer Uerdingen trainierte und dabei drei Pokalsiege und eine Meisterschaft gewann, soll das mit seiner Erfahrung ändern. Nicht dass er vom Klub gleich den Gewinn der Champions League als Zielvorgabe aufgebürdet bekommen hätte. Aber zumindest national wollen sich die Türken wieder so präsentieren, wie es ihrem Selbstverständnis entspricht. „Ich muss das Tabellenbild verändern. Man kann nicht 14 Punkte hinter Fenerbahce sein. Wir müssen mit Galatasaray Meister werden. Nichts anderes zählt“, sagt Feldkamp.

Seit einem Monat ist er Trainer des Istanbuler Klubs, und er sagt, dass er sich wohl fühle in der Stadt. „Und es wird mir noch besser gehen, wenn ich meine Spiele gewinne. Aber das ist nirgendwo anders.“ Er stehe täglich auf dem Trainingsplatz und verschaffe sich seine Eindrücke. „Ich pumpe auch mal einen Ball auf. Wenn das alles nicht so wäre, hätte ich das Angebot gar nicht angenommen.“

1999 hatte Feldkamp seine Karriere eigentlich aus gesundheitlichen Gründen für beendet erklärt. Doch der „Graue Fuchs“, wie sie Feldkamp nach seiner ersten Amtszeit bei Galatasaray in den Neunzigerjahren am Bosporus nennen, hat offenbar noch einige schwere Aufgaben vor sich. Bereits als Kolumnist einer türkischen Zeitung hätte er Bedenken über politische Gepflogenheiten vorwiegend bei den Istanbuler Vereinen geäußert. „Wenn es nicht gelingt, dass nicht die Presse, sondern die Trainer ihre Mannschaften aufstellen, dann wird es bedenklich“, sagt er. Und auch das Vorpreschen einiger Präsidiumsmitglieder, die ihren Gedanken, ohne Rücksprache zu nehmen, freien Lauf lassen, sei überaus gewöhnungsbedürftig. „Es gibt eine unheimliche Selbstdarstellung von Leuten. Früher hatten wir so etwas auch einmal in der Bundesliga, aber das gibt es nicht mehr so häufig. Damit muss man erst einmal zurechtkommen.“

Seine Erfahrung aus vielen Jahren im Profifußball lasse ihn manches mit großer innerer Ruhe betrachten. „Das hilft mir unheimlich“, sagt Feldkamp.

Und da er als Fußballlehrer vor allem für die sportlichen Belange zuständig sei, könne er sich derzeit recht entspannt zurücklehnen. Er ist auch deshalb zufrieden, weil es ihm gelungen ist, in der Sommerpause Lincoln vom FC Schalke 04 zu verpflichten. „Wenn er so viel bei uns bringt, wie er bei Schalke gebracht hat, dann kann ich schon zufrieden sein“, sagt der Trainer. „Wenn er zwei Jahre lang die Leistungen bringt wie in Gelsenkirchen, dann bin ich mehr als zufrieden. Und wenn er dann im dritten Jahr nachlässt, dann kann ich mir immer noch überlegen, ob er geht oder ich.“ Für drei Jahre hat Karl-Heinz Feldkamp bei Galatasaray unterschrieben, danach soll er im Management des Klubs weiterarbeiten. Ohne Fußball ist ein Leben für ihn nicht vorstellbar.

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