zum Hauptinhalt
Vielleicht schon in der nächsten Saison: Berliner Derby zwischen Union und Hertha BSC.

© imago images / Matthias Koch

Aus Hertha 03 wird Hertha BSC: Bundesligist will drei Teams aus Zehlendorf übernehmen

Hertha will drei Frauenteams von Hertha 03 künftig für sich spielen lassen. Trainiert wird aber weiter im Berliner Süden.

| Update:

Es klang schön einfach und einfach schön. Denn der Wunsch vieler Vereinsmitglieder bei Hertha BSC war plausibel. Als letzter aller 18 Fußball-Bundesligisten sollten die Berliner endlich auch (wieder) Frauenteams an den Start schicken. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung am 14. November ging der Antrag durch. Von drei neuen Teams zum Aufbauauftakt war die Rede und ein paar Wochen später deutet sich nun an, dass Hertha tatsächlich mit drei Frauenteams in der kommenden Saison an den Start geht.

Und Hertha wäre nicht Hertha, wenn Hertha nicht oben angreifen würde: Bei den B-Juniorinnen wird kommende Saison womöglich sogar schon in der Bundesliga in blau-weiß gespielt. Die C-Juniorinnen (Berlin-Liga) und vor allem eine erste Mannschaft in der drittklassigen Regionalliga kommen dazu - von Hertha 03 Zehlendorf.

Der Klub aus dem Süden Berlins, bereits Kooperationspartner von Hertha BSC, soll künftig drei seiner zehn Frauenteams am Olympiastadion spielen lassen. Dass die Verhandlungen über diesen Deal bereits im fortgeschrittenen Stadium sind, bestätigen beide Klubs. Kamyar Niroumand, Präsident von Hertha Zehlendorf sagte dem Tagesspiegel: „Das ist offiziell eine Option, inoffiziell ist da viel dran. Wir reden gerade mit Hertha.“

Das Vorhaben des Bundesligisten ist einfach nachzuvollziehen: Berlins größtem Fußballklub fehlt die Infrastruktur, um aus eigener Kraft eine Abteilung für Fußballerinnen aus dem Boden zu stampfen. Auf dem Olympiagelände sind alle Plätze bis zum Anschlag verteilt an die männlichen Fußballspieler, zudem fehlt es an Mitteln, kurzfristig eine Abteilung für Frauen hochzuziehen.

Hertha hat schon mit zwei anderen Klubs über so einen Deal verhandelt

Hertha BSC hat auch schon mit Türkiyemspor und dem SV Blau-Weiss Hohen Neuendorf  – wie Hertha 03 ebenfalls in der Regionalliga vertreten  – verhandelt, ist aber nun wohl allein bei Hertha Zehlendorf gelandet.

Der Klub aus dem Süden Berlins soll seine Spielerinnen weiterhin auf dem eigenen Gelände trainieren lassen, nur gespielt werden soll dann bei Hertha BSC – womöglich im Amateurstadion zunächst. Für Hertha-03-Präsident Niroumand ist das eine gute Sache: „Wir machen den Schritt gerne mit, weil es bei uns für die Frauen ja keine Perspektive nach oben gibt. Und das Meiste wird ja bei uns auf dem Gelände stattfinden, unsere Trainer sind weiter dabei.“

 „Wir machen keinen Handel, es gibt begleitende Maßnahmen“  

Kamyar Niroumand, Präsident von Hertha Zehlendorf

Und natürlich soll es nicht zum Schaden für die Zehlendorfer sein, auch wenn Niroumand sagt: „Wir machen keinen Handel“  – und dafür von „begleitenden Maßnahmen“ spricht. Zum Hertha-Paket gehört etwa, dass die Männer-Bundesligaprofis einmal pro Saison bei Fünftligist Hertha 03 vorbeischauen zum Freundschaftsspiel, die Einnahmen behält der Gastgeber. Und auch sonst wird hier und da wohl noch unterstützt.

Anders als die Bundesligakonkurrenz müsste Hertha damit nicht den steilen Weg des Neuaufbaus gehen, der auch – siehe etwa Borussia Dortmund und Schalke 04  – teuer und beschwerlich sein kann  – siehe RB Leipzig, die seit Jahren in Liga zwei bei den Frauen kleben.

Herthas Präsident Kay Bernstein sagte dem „RBB“: Man müsse die Fehler der Anderen ja nicht nachmachen. „Zu schnell zu viel wollen, die internen Ressourcen nicht bedenken.“ Dazu gehörten halt Geld und Personal. Und die zur Zeit neben Zehlendorf anderen drei Regionalligisten bei den Frauen  – Türkiyemspor, Union und Viktoria ­ müssen die Konkurrenz aus dem Westend wohl erst mal nicht fürchten. Bernstein sagte nämlich: „Wir wollen nicht gleich in die Bundesliga, nicht in die zweite Liga. Das wäre einfach viel zu schnell.“

Noch ist allerdings nichts beschlossen und genehmigt, denn diverse Fußball-Verbände müssen noch zustimmen zu dieser Symbiose von großer und kleiner Hertha.  „Da müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten“, sagt Zehlendorfs Präsident Niroumand.

Zur Startseite