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Tennis Australian Open - Bernard Tomic

© dpa

Autralian Open: Australiens Hoffnung trägt Zahnspange

Melbourne staunt über Bernard Tomic. Der 16-Jährige ist der jüngste Spieler, der je ein Match bei den Australian Open gewann.

Es wirkte ein wenig so, als habe ein Schuljunge einen Preis gewonnen. Einmal in der Rod-Laver-Arena spielen, die Night Session, das Match des Tages. Bernard Tomic hatte sich herausgeputzt für den großen Tag, seine Tennistasche gepackt und war angetreten gestern Abend in Melbourne. Nur war der Junge, der da stolz hereinspazierte, kein dahergelaufener Bub, sondern die neue Hoffnung des australischen Tennis. Drei Monate nach seinem 16. Geburtstag spielte Tomic gestern erst das drittes Profimatch seiner Karriere. Und das in der zweiten Runde der Australian Open. Gegen den 681 Plätze vor ihm in der Weltrangliste platzierten Gilles Muller aus Luxemburg verlor Tomic zwar 6:3, 1:6, 4:6, 2:6. Dennoch ist er der neue Liebling der Australier.

Erstaunlich war, dass Tomic keinerlei Nervosität zeigte. Bereits in der ersten Runde hatte der Junge mit der Zahnspange gegen den Italiener Potito Starace abgeklärt drei Tiebreaks für sich entschieden – und wurde zum jüngsten Spieler, der je ein Match bei den Australian Open gewann. Mit einer Wildcard, die Tomic als erfolgreichster Junior aller Zeiten und Vorjahressieger der Juniorenkonkurrenz erhalten hatte.

Selbstverständlich veranlasst jemand wie Bernard Tomic die Australier zum Träumen. Sie träumen wie sie seit 33 Jahren träumen: davon, dass es endlich wieder einen Australian Open Sieger aus dem eigenen Land geben könnte. Bernard Tomic konnte sie gestern noch nicht erfüllen, jene Hoffnungen, die ein anderer hinterlassen hatte: Lleyton Hewitt war am Dienstag bereits in der ersten Runde ausgeschieden. Der 27-Jährige, der im Herbst letzten Jahres an der Hüfte operiert wurde, konnte bei seinem dreizehnten Anlauf in Melbourne den Chilenen Fernando Gonzales trotz eines fünf Sätze dauernden Kampfes nicht besiegen. Außer Hewitt gibt es derzeit keinen Australier unter den besten hundert der Welt, nur zwei Männer qualifizierten sich direkt für das Turnier.

Den jungen Tomic gleich als „Match des Tages“ in die Night Session der Rod Laver Arena zu schicken, war eine Entscheidung, die von vielen Seiten kritisiert wurde. Paul McNamee, früherer Australien Open Chef, sagte dem australischen Radiosender ABC: „Es gab die Möglichkeit, das Kind zurück zu halten. Er wird noch den Rest seines Lebens in der Rod Laver Arena spielen, das hätte nicht heute Abend passieren müssen.“ Der aktuelle Turnierdirektor aber erwiderte, es sei vor allem Tomics eigene Entscheidung gewesen. „Ich würde den Jungen niemals in eine solche Situation bringen, wenn er es nicht selbst gewollt hätte“, sagte Craig Tiley.

Tiley leugnete aber nicht, dass er bei der Ansetzung auch an die australischen Fans gedacht hat. Lleyton Hewitt, die ehemalige Nummer eins der Welt, stand 2005 zumindest einmal im Finale der Australian Open. Auf einen Sieg von ihm haben die Australier aber jahrelang vergeblich gehofft und viele glauben nicht, dass er noch einmal zurück kommen kann. Nun hoffen sie, ihren zukünftigen Helden gefunden zu haben. Das machte sich gestern auch bei den Zuschauerzahlen bemerkbar. „Eine Stunde nachdem wir die Ansetzungen für die Night Session gemacht hatten waren alle Karten weg“, sagte Tiley. 63 557 Zuschauer kamen am Mittwoch auf die Anlage im Melbourne Park, so viele wie nie zuvor bei einem Grand-Slam-Turnier.

Bernard Tomic sah so aus, als könne ihm all der Trubel nichts anhaben. „Es war eine unglaubliche Erfahrung, hier heute spielen zu dürfen“, sagte er nach dem Match und entschuldigte sich bei seinem Vater, dass er an dessen Geburtstag nicht gewinnen konnte. Alle Grand-Slam-Turniere in einem Jahr will Bernard Tomic einmal gewinnen, die Nummer eins der Welt werden und – was könnte noch fehlen – Roger Federer schlagen. Die Träume eines kleinen Jungen könnte man meinen. Mal sehen.

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