
© IMAGO/Sven Simon
Badminton in Berlin: Eine Hochburg, die langsam verblasst
Das Interesse an Badminton ist groß und trotzdem gestaltet sich die finanzielle Unterstützung für Berliner Vereine schwierig. Ein Klub musste trotz Aufstieg seine Mannschaft abmelden.
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Lange war Berlin die Hochburg für den Badminton-Sport. Vereine spielten in den oberen Ligen und die Stadt war Gastgeber internationaler Turniere, zum Beispiel für das German Junior, das 2024 zum letzten Mal in Berlin ausgerichtet wurde. Dass diese Meisterschaften dieses Jahr sogar mit einem Rekord von 336 Spielerinnen und Spielern aus 29 Nationen stattfanden, kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich etwas verändert hat. Der Badminton-Sport scheint an Bedeutung verloren zu haben.
„Ich denke, dass Berlin immer noch eine Badminton-Hochburg ist. Die Vereinsdichte ist enorm, und es wird wirklich sehr viel Badminton in Berlin gespielt“, meint Marcus Köster, Leiter der Abteilung Badminton bei der Sportgemeinschaft Empor Brandenburger Tor (EBT). „Die verschiedenen Vereine entwickeln sich unterschiedlich, je nach Leistungsgedanken. Aber prinzipiell ist Berlin schon noch so etwas wie eine Hochburg, nur vielleicht etwas anders als noch vor zehn Jahren.“
EBT Berlin selbst konnte in den letzten Jahren nicht an seine Erfolge von vor zehn Jahren anschließen. Von 2011 bis 2013 stand der Verein an der Spitze der Bundesliga. Dass diese Erfolge derzeit ausbleiben, liegt nach Ansicht Kösters unter anderem am Generationswechsel, an wirtschaftlichen Aspekten und an generellen Veränderungen im Ehrenamt.
„Der Verein befindet sich mitten in einem Generationswechsel, nicht nur in Bezug auf die Spieler, sondern auch auf die Vereinsführung“, gibt der Abteilungsleiter zu bedenken. „Junge Spieler, die das Fundament des sportlichen Aufstiegs bildeten, sind mittlerweile im fortgeschrittenen Alter und zum Teil selbst im Funktionärsteam.“ Obwohl der Verein grundsätzlich kein Nachwuchsproblem habe, sei die benötigte Breite laut Köster aus diversen internen und demografischen Gründen nicht gegeben gewesen.
Crowdfunding, um die Liga zu halten
Dass vor allem auch die finanzielle Situation vieler Vereine ein zentrales Problem ist, bekam unter anderem der SV Berliner Brauereien, der in der 2. Bundesliga spielt, zu spüren. Die Verantwortlichen des Klubs aus Prenzlauer Berg mussten auf ein Crowdfunding zurückgreifen, um die Kosten der Liga zu stemmen.
Auch Eintracht Südring, einst ein sehr erfolgreicher Badmintonverein, der in den späten 1990er Jahren mehrfach Deutscher Meister wurde und 1999 sogar den Europapokal gewann, sah sich in den folgenden Jahren mit erheblichen finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Um die finanzielle Belastung des Vereins aus Kreuzberg zu verringern, wurde die erfolgreiche Badminton-Abteilung ausgegliedert. Diese Entscheidung war notwendig, um den Betrieb der Abteilung weiterhin aufrechtzuerhalten, da die Kosten für die Organisation von Wettkämpfen und den laufenden Betrieb zu hoch wurden.
Damit, dass ein Mangel an Finanzierung sogar einen Aufstieg verhindern kann, sah sich der EBT Berlin konfrontiert. Aufgrund fehlender finanzieller Unterstützung konnte der Verein in diesem Jahr den Aufstieg in die 1. Bundesliga nicht realisieren. „Wir sind mehr denn je von externen Geldern abhängig, und durch den kurzfristigen Rückzug mehrerer zahlungskräftiger Förderer konnten wir die finanzielle Lücke nicht aus eigener Kraft schließen“, erklärt Marcus Köster. Schließlich trat sogar das schlimmste Szenario ein: Die betroffene Mannschaft musste komplett abgemeldet werden.
Das Problem liegt laut Köster darin, dass das Interesse am Badmintonsport grundsätzlich eher gering ist. „Das haben auch die TV-Übertragungszeiten während der Olympischen Spiele gezeigt. Das hat zur Folge, dass jeder öffentliche und oder private Euro an Unterstützung hart erkämpft werden muss. Wir haben den Kampf leider verloren“, so Köster.
Hallensituation in Berlin ist katastrophal
Trotz dieser Herausforderungen bleibt die jüngste Entwicklung des Badmintonsports, zumindest in Berlin, insgesamt vielversprechend. „Tatsächlich bekommen wir so viele Anfragen, dass wir zurzeit keinerlei Werbeaktionen unternehmen. Wir müssen eher schauen, ob wir alle unterbekommen“, sagt Köster und bezieht sich dabei vor allem auf den Nachwuchsbereich.
Bei anderen Vereinen ist das nicht die Norm. Hinzu kommt, dass für viele Vereine die Hallensituation in Berlin katastrophal ist. „Der Sanierungsstau ist ganz deutlich zu spüren. Mittlerweile geht es so weit, dass zum Teil Ranglistenturniere nicht ausgerichtet werden können, weil sich kein Ausrichter mit geeigneten Hallenkapazitäten findet“, erzählt Köster.

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Erfolgreich ist Berlin trotzdem. So spielt der SV Berliner Brauereien derzeit im Erwachsenenbereich in der 2. Bundesliga und ist auch im Schüler- und Jugendbereich stark. Das Jugenddoppel Lovis Deters und Jannes Ernst hat bei den European U15 Championships in Polen 2024 die Bronzemedaille gewonnen. Auch in der Seniorenklasse erreichten Berliner Spielerinnen bei der Europameisterschaft in Saarbrücken im April vier Medaillen, was die Breite des Erfolgs im Berliner Badminton unterstreicht.
Für Köster bleibt Badminton auch mit allen Herausforderungen eine persönliche Leidenschaft. „Ich mag diese Vielfalt zwischen Geschwindigkeit, Präzision, Körpergefühl und Schlagtechnik. Es ist ein so umfangreicher Sport, nebenbei die schnellste Rückschlagsportart der Welt. Irgendwann hat es mich gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen.“
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