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Ball und Rasen statt Pinsel und Leinwand: Herthas neuer Künstler heißt Ibrahim Maza
Hertha BSC gelingt gegen Jahn Regensburg der erste Saisonsieg. In einer spielerisch dürftigen Partie rettet Ibrahim Maza die Berliner.
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Drei Stunden nach Abpfiff im Olympiastadion stand in Berlin direkt die nächste Großveranstaltung an: Die lange Nacht der Museen, von 18 Uhr bis 2 Uhr öffneten Berliner Galerien und sonstige Orte der Kunst ihre Türen. Was das mit dem 2:0 (0:0)-Sieg von Hertha gegen Jahn Regensburg zu tun hat? Hertha beteiligte sich, vorgezogen sozusagen, mit einem eigenen Künstler daran. Ein Künstler, der auf den Namen Ibrahim Maza hört.
Zugegebenermaßen, mit Kunst hatte das Spiel gegen Jahn Regensburg nicht viel zu tun. Und lange Zeit blieb auch der 18-Jährige eher unscheinbar, ehe er in der 90. Minute doch noch seinen großen Auftritt hatte und damit genau da weitermachte, wo er zuletzt aufhört hatte. Der Youngster wurde – unter Mithilfe des Regensburger Torwarts – zum Matchwinner in einer von der Hitze gezeichneten Zweitliga-Begegnung.
Ein Youngster als Taktgeber
Dabei besteht Mazas Kunst nicht nur aus technischen Feinheiten und schönen Toren. Er ist viel mehr als das. Dafür exemplarisch stand das 2:0 gegen Regensburg. Maza, der im Berliner Mittelfeld mal den Achter und mal den Zehner gibt, stand dabei zwar nicht im Rampenlicht, gefühlt war er in diesem Spiel aber trotzdem überall auf dem Platz zu finden und immer unterwegs zwischen defensiver Viererkette und offensiver Dreierkette. Er forderte Bälle und dirigierte seine Nebenmänner – ein Youngster als offensiver Taktgeber. Nicht umsonst trägt er seit dieser Saison die Nummer 10 auf dem Rücken.
Ibrahim Maza, der 2016 mit zehn Jahren von den Reinickendorfer Füchsen den Weg zu Hertha fand, ist ein Spieler, den die Berliner lange nicht hatten. Das Fehlen von Fabian Reese ließ ein Vakuum im Berliner Spiel entstehen. Ibrahim Maza kam und füllte in dem durchwachsenen Saisonstart mit eben jenem Spielwitz dieses Vakuum.
So auch an diesem Samstagnachmittag. Als schon alles nach einem 0:0 aussah, spielte Ibrahim Maza einmal mehr das aus, was ihn primär ausmacht. In einer dicht gestaffelten Regensburger Defensive zog er erst die Gegenspieler auf sich, hebelte sie dann mit einem Pass aus, drang in den dadurch entstandenen offenen Raum, bekam den Ball zurück und zog aus spitzen Winkel ab. Den Rest besorgte Regensburg Torwart Felix Gebhardt, der den Schuss durch die Beine ins eigene Tor abfälschte.
Maza ließ sich feiern, dabei sorgt er auf so vielen Ebenen für Begeisterung. Den größten Sprung aber hat der 18-Jährige in seinem Defensivverhalten gemacht. Noch im April wurde er beim Heimspiel gegen Hannover in der Halbzeitpause lautstark von Ex-Trainer Pal Dardai genau dafür kritisiert. So hart, dass in der Kabine Tränen geflossen sein sollen.
„Normalerweise denkst du auf so einer Position, wenn du fußballerisch so gut bist, nicht an dieses andere, das nennt sich Verteidigen. Das macht er unglaublich gut.“
HerthasTrainer Cristian Fiél über Ibrahim Maza
Dazwischen liegen acht Monate später Welten. „Normalerweise denkst du auf so einer Position, wenn du fußballerisch so gut bist, nicht an dieses andere, das nennt sich Verteidigen. Das macht er unglaublich gut“, befand auch Cristian Fiél. „Aber er arbeitet mit. Er weiß, dass das eine wichtige Aufgabe ist.“
Poker um Ibrahim Maza
Maza ist das Kronjuwel des Berliner Weges. Natürlich bleibt seine Kunst auch der Konkurrenz nicht verborgen. Gut möglich also, dass in den kommenden Wochen noch einige Bundesligisten bei Hertha vorstellig werden, um einen Wechsel zu forcieren. „Bisher sind noch keine Angebote reingekommen. Ich bin ganz entspannt, dass nichts mehr passieren wird“, sagte Herthas Geschäftsführer Benjamin Weber nach dem Spiel.
Das Gute für Hertha ist: Durch den Verkauf von Haris Tabakovic sind die Berliner nicht mehr derart dringend auf Transfereinnahmen angewiesen. Und so wird seit der letzten Woche gemunkelt, dass der neu gewonnene finanzielle Spielraum auch direkt in den Youngster reinvestiert wird. Für ein deutlich höheres Gehalt soll Maza ein neuer Vertrag angeboten werden.
Direkt nach dem Spiel bestätigte der 18-Jährige auch die Gespräche mit den Hertha-Verantwortlichen. Gut möglich also, dass der Künstler noch ein bisschen länger im Olympiapairk bewundert werden kann.
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