
© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch
Nach Verletzung von Fabian Reese: Für Fairness muss man einstehen – da ist kein Statement zu viel!
Nach der schweren Verletzung von Herthas Topspieler entwickelte sich in den letzten Tagen ein Schlagabtausch mit Energie Cottbus. So unnötig, wie ihn viele fanden, so wichtig war er auch.
Stand:
Im vergangenen Dezember bekam das Stadion von Energie Cottbus einen neuen Namen. Das traditionelle „Stadion der Freundschaft“ musste dem Namen des Hauptsponsors weichen. So weit, so gut. Seit vergangenem Dienstag aber hat diese Namensänderung einen bitteren Beigeschmack. Da fand nämlich das Testspiel zwischen Energie Cottbus und Hertha BSC statt – mit dramatischem Ausgang.
Begonnen hatte alles mit einem zu motivierten Auftritt des frischgebackenen Drittligisten. Viel zu hart für ein Testspiel gingen die Cottbusser zu Werke. Eine unnötig rüde Grätsche hier, ein Treffer im Gesicht dort. Die Bilanz: Hertha ging mit zwei langen Ausfällen aus der Partie, die eigentlich nur ein letzter Leistungscheck vor dem Trainingslager sein sollte.
Allen voran die Verletzung von Fabian Reese schlug Wellen. Der Flügelspieler hatte sich durch ein rüdes Foulspiel des Cottbusers Filip Kusic eine Sprunggelenksverletzung zugezogen und musste operiert werden. Er wird den Berlinern wochenlang fehlen.
Aus dem Krankenhaus meldete sich der 26-Jährige am Samstag daraufhin mit einem emotionalen Statement. Ein Statement, das eine besondere Bedeutung hatte. Denn zwischen Selbstdarstellung und von Beraterfirmen gemanagten Social-Media-Accounts sind ehrliche und von den Spielern selbst verfasste Stellungnahmen Mangelware.
Wenn es an Fairness mangelt, muss darauf aufmerksam gemacht werden. Und wo, wenn nicht auf Instagram & Co.? Reese ist einer der wenigen aktiven Fußballer, der regelmäßig mit klaren Meinungen zu relevanten Themen auch außerhalb des Platzes für Aufmerksamkeit sorgt. Und das ist gut so!
Die Reaktion von Energie Cottbus hingegen nicht. Ebenfalls mit einer Stellungnahme reagierten die Lausitzer auf Reeses Instagram-Statement und stuften dieses als „nicht förderlich“ ein. „Nicht förderlich“ vor allem, weil Filip Kusic und der Verein selbst danach wohl von Hass und Hetze überflutet wurden. Und klar, hier zu widersprechen verbietet sich. Dennoch ist das Signal von Energie nicht das Richtige.
Reaktion von Cottbus nicht zielführend
Zumal man im gleichen Atemzug auch Fabian Reese als Lügner in das Fußball-Rampenlicht stellte. So behauptete Cottbus, Kusic habe sich in einer Trinkpause entschuldigt. Und tatsächlich war in den Bildern der Spielübertragung zu sehen, wie der Innenverteidiger zu Reese geht und ihn abklatscht. Ein kurzes Abklatschen, während Reese unter Schmerzen an der Seitenlinie behandelt wird, reicht aber nicht aus.
Wenn man erfährt, dass man einen Kollegen fast schon mutwillig ins Krankenhaus und in eine wochenlange Pause gegrätscht hat, gehört es sich, ihn nach dem Spiel zu kontaktieren. Ein Abklatschen allein ist keine Entschuldigung.
Die Unterstellung, dass Reese lügen würde, ist daher nicht zielführend. Im Gegenteil: Reese passierte das, was Cottbus einen Tag zuvor in Bezug auf seinen Spieler noch angekreidet hatte: eine Flut an Hasskommentaren. Herthas Topspieler musste seinen Instagram-Account zwischenzeitlich sogar auf privat stellen.
In den vergangenen Tagen wurden Stimmen laut, die behaupteten, dass es unnötig gewesen sei, die Diskussionen um Reeses Verletzung öffentlich auszutragen. Alles hätte so viel einfacher sein können, wenn der Zwist schnell und ohne großes Aufsehen geklärt worden wäre. Doch Platz, um Fairness einzufordern, muss immer sein. Fußballer sind nach wie vor Vorbilder und werden es auch bleiben. Da ist kein Instagram-Beitrag oder Statement zu viel.
Am Ende des Tages brachte es Reese selbst in seinem Statement am besten auf den Punkt: „Bei allen Emotionen: Lasst uns den Hass nicht als Ventil im Fußball nutzen. Lasst uns gemeinsam, und auch gegeneinander die Teams nach vorne peitschen und den Fußball hochleben lassen.“ Immerhin: Filip Kusic und der Herthaner haben genau das mittlerweile vorgemacht. Beide sollen telefoniert und die Diskussionen ausgeräumt haben.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: