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Moritz (links) und Franz Wagner mit ihren Eltern Beate und Axel.

© IMAGO/Tilo Wiedensohler

Basketball-Doku über Moritz und Franz Wagner: Zwischen Kinderzimmer und NBA-Glitzerwelt

Ab Montag ist die Doku über die Berliner Basketball-Weltmeister in der ZDF-Mediathek verfügbar. Die vierteilige Serie überzeugt vor allem mit intimen Einblicken abseits des Parketts.

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Ein Jahr, sechs Millionen Dollar. An einem Tag im Frühsommer 2023 sitzt Moritz Wagner an einem einsamen Sandstrand und zweifelt. Der Basketball-Weltmeister verhandelt gerade über einen neuen Vertrag mit den Orlando Magic und das Angebot, das ihm sein Agent übermittelt, grenzt an eine Beleidigung.

Sechs Millionen Dollar. Natürlich ist das viel Geld für einen Jungen aus Prenzlauer Berg. Aber in der NBA geht es nicht um absolute Zahlen, sondern um die Relationen. Geld ist ein Maßstab für Standing, für Wertschätzung. Und an diesem Tag an der kalifornischen Pazifikküste fühlt sich der 27 Jahre alte Center absolut nicht wertgeschätzt.

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Wagner, der mit seinem charismatischen, lauten Wesen sonst jeden Raum sofort einnimmt, wirkt verletzlich, fast zerbrechlich. „Digga, was mache ich falsch?“, fragt Moritz Wagner seinen jüngeren Bruder Franz und wirkt dabei wie ein kleines Kind, das sich einfach nur nach Liebe sehnt.

Eingefangen hat diese intime Szene die vierteilige Dokuserie „The Wagner Brothers – zwei Brüder, ein Traum“, die ab diesem Montag in der ZDF-Mediathek zu sehen ist. Das Team um die Regisseure Thomas Pletzinger und Timon Modersohn hat die beiden Basketballer über zwei Jahre begleitet. In den USA, wo sie gemeinsam für die Orlando Magic spielen, in ihrer Heimatstadt Berlin und bei der triumphalen WM in Asien.

Herausgekommen ist eine Dokumentation mit vielen Zwischentönen. Anders als viele Sportproduktionen der vergangenen Jahre, die mehr PR als Journalismus sind, geht es nicht nur um Siege, Jubel und Ruhm. Es geht auch nicht nur um Basketball, sondern um das Verhältnis der Brüder und ihr Leben zwischen der Glitzerwelt NBA und ihrem alten Kinderzimmer in einem Berliner Altbau.

Ende September haben Moritz und Franz Wagner die erste Folge der Doku im altehrwürdigen Filmtheater Colosseum in Berlin präsentiert und es kamen ihre Eltern Beate und Axel, viele Freunde, alte Wegbegleiter von Alba Berlin sowie zahlreiche Journalisten. Große Teile der deutschen Basketballszene hatten sich bei Häppchen und Kaltgetränken versammelt.

Hier musste man niemandem erzählen, wie groß die beiden Basketballer mittlerweile sind, auch wenn ihnen an diesem Abend jegliche Starallüren fern lagen. Ähnlich wie bei Eishockey-Nationalspieler Leon Draisaitl ist das herausragende Standing in der breiten deutschen Öffentlichkeit aber noch nicht angekommen.

In Orlando ist das anders. An der Arena hängen riesige Plakate mit den Gesichtern der Spieler, Fans laufen mit Wagner-Trikots umher. Moritz hat sich im Sommer 2023 doch noch auf einen neuen Vertrag mit den Magic geeinigt. Über zwei Jahre und insgesamt 16 Millionen Dollar. Doch der Star ist Bruder Franz.

224
Millionen Dollar verdient Franz Wagner durch seinen neuen Vertrag von 2025 bis 2030

Der 23 Jahre alte Flügelspieler gehörte in den vergangenen Wochen zu den dominantesten Akteuren der gesamten Liga und legte regelmäßig um die 30 Punkte auf. Am Samstag zog er sich jedoch eine Bauchmuskelverletzung zu, die ihn mehrere Wochen außer Gefecht setzen wird. Bis dahin war er auf Kurs, als erster Deutscher seit Dirk Nowitzki zum Allstar gewählt zu werden.

Im vergangenen Sommer hat Franz Wagner einen neuen Vertrag in Orlando unterschrieben, der ihm ab 2025 pro Saison fast 45 Millionen Dollar einbringen wird, über die Laufzeit von fünf Jahren macht das 224 Millionen. So viel hat zuvor kein deutscher Sportler verdient, nicht Michael Schumacher, nicht Dirk Nowitzki. „Natürlich ist das Quatsch“, sagt Wagner in der Doku und schüttelt den Kopf.

Die Brüder leben ein komfortables Leben in Florida. Haus mit Pool, zwei Autos, ein Koch. Luxus und Protz, wie ihn viele NBA-Stars ausleben, liegen ihnen jedoch fern. Schon mit 16 Jahren, als Franz Wagner bei Alba seine ersten Schritte im Profibasketball machte, zeichnete ihn eine erstaunliche Reife aus – und diese hat er sich erhalten.

Wenn die Brüder im Berliner Sommer mit dem Fahrrad zum Dönerimbiss fahren, sind sie nur noch Moritz und Franz. Dann ist das Millionenbusiness NBA ganz weit entfernt. Gerade diesen Kontrast fängt die Doku sehenswert ein.

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