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Hat nie aufgegeben. Leon Goretzka in Aktion.

© dpa/Christian Charisius

Bayerns Mittelfeld-Problem: Warum Kompany jetzt auf Leon Goretzka baut

Auch wenn Leon Goretzka nicht so gut ins System von Vincent Kompany passt, er hat nie aufgegeben. Tatsächlich hat Bayerns Trainer nun keine Alternative zu Goretzka.

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Vincent Kompany hat ein paar Mal angesetzt, um die richtigen Worte in der für ihn fremden Sprache zu finden. Das ist für den Belgier nicht immer ganz einfach, aber bisher ist es dem Trainer des FC Bayern immer ganz gut gelungen. Auch an diesem Donnerstag, als es auf der Pressekonferenz ums Personal beim FC Bayern ging, speziell um das fürs zentrale Mittelfeld.

Dort ist plötzlich ein Vakuum entstanden, weil nach Aleksandar Pavlovic nun auch noch Joao Palhinha ausfällt. Kompany hat durchblicken lassen, dass Leon Goretzka im Bundesliga-Duell mit dem FC Augsburg diese Lücken füllen wird. „Leon hat es gut gemacht“, sagt Kompany. In der Partie gegen St. Pauli vor der Länderspiel-Pause, meinte er, als Goretzka zum ersten Mal in dieser Saison in der Startelf stand. Er habe, ließ der Bayern-Trainer weiter wissen, „hundertprozentiges Vertrauen“. In einen Spieler, der schon gar nicht mehr da sein sollte.  

Es ist nicht so, dass Kompany jetzt erst die Qualität von Goretzka zu schätzen weiß. Er hat stets sehr wohlwollend über ihn gesprochen und betont, dass er wie jeder andere im Team wichtig sei. Allerdings gehört es auch zu den Aufgaben eines Bayern-Trainers, den gesamten Kader bei Laune zu halten, und bisher hat es Kompany bestens verstanden, auch die Spieler mitzunehmen, die nur sporadisch zum Einsatz kommen. Selbst jene, die nicht so gut in sein System passen wie Goretzka. Kompany bevorzugte einen Ballverteiler wie Pavlovic, und nachdem der sich das Schlüsselbein gebrochen hatte, setzte er auf den Abräumer Palhinha. Goretzka ist aber weder das eine noch das andere.  

261
Minuten hat Goretzka in dieser Saison erst gespielt

Das ist allerdings nur ein Teil der Wahrheit, warum man bei den Bayern nichts dagegen gehabt hätte, wenn Goretzka vor der Saison zu anderen Verein gewechselt wäre. Der andere ist, dass einst Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn den Mittelfeldspieler mit einem sehr üppigen Vertrag (bis 2026) ausgestattet hatten, Goretzka aber mittlerweile zu teuer ist für die Rolle, die er bei den Bayern spielt. Aber Interessenten fanden sich keine für den 29-Jährigen im vergangenen Sommer, jedenfalls keine, die bereit gewesen wären, die finanziellen Forderungen des Vereins und vermutlich auch des Spielers zu erfüllen.

Womöglich erinnerte sich Goretzka an das Jahr davor zurück. Da hatte ihm Thomas Tuchel in der Saisonvorbereitung deutlich – und viel weniger feinfühlig wie jetzt Kompany – spüren lassen, dass er nicht seine Idealbesetzung im Mittelfeld ist. Er hatte sich auch damals entschieden, den Konkurrenzkampf anzunehmen – und es am Ende tatsächlich auf 25 Startelf-Einsätze gebracht.

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Goretzka ist kein Spieler, der sich hängen lässt oder schlechte Stimmung verbreitet. Er hat, sagt Kompany, „im Training in den schwierigen Zeiten gemacht, was er machen soll“. Sich engagiert und nicht beklagt. Und immer, wenn Goretzka bisher gespielt hat, zeigte er eine solide bis gute Leistung. Egal, ob als Aushilfs-Innenverteidiger oder im Mittelfeld. Deshalb habe er auch „keine Kopfschmerzen“, sagt Kompany, dass die Qualität nach den beiden Ausfällen von Pavlovic und Palhinha weniger werden würde.

Gerade einmal auf 261 Pflichtspielminuten hat es Goretzka bisher in dieser Saison gebracht. Aber da werden wohl bis Weihnachten noch einige dazukommen. Pavlovic trainiert nach seinem Schlüsselbeinbruch zwar wieder, darf aber vorerst noch nicht in Zweikämpfe gehen. Und auch der Muskelbündelriss in den Adduktoren von Palhinha ist keine Angelegenheit von nur ein paar Tagen Pause, sondern eher von mehreren Wochen.

Tatsächlich hat Kompany keine Alternative zu Goretzka, denn der andere noch fitte Spieler für diese Position, Konrad Laimer, muss als Außenverteidiger aushelfen, das habe der bisher „überragend“ gemacht, findet der Bayern-Trainer. So ein Lob gab es für Goretzka bisher noch nicht. Aber dessen Zeit unter Kompany kommt ja gerade erst.  

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