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Fisnik Asllani (blaues Trikot) war am Samstag kaum zu bremsen.

© imago/Contrast/IMAGO/O.Behrendt

Becherwürfe und Pfiffe in Köpenick: Fisnik Asllani tut dem 1. FC Union sehr weh

Der Hoffenheimer Angreifer Fisnik Asllani wurde einst beim 1. FC Union ausgebildet. Die Köpenicker Fans hätten sich von ihm am Samstag mehr Zurückhaltung gewünscht.

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Vielleicht lag es am Schock. Vielleicht am Jubel, der nicht ganz so zurückhaltend war. Das Tor zum 0:2 nahmen die Fans des 1. FC Union dem Torschützen Fisnik Asllani jedenfalls übel. Als der 23-Jährige nach seinem Kopfballtreffer jubelnd zur Eckfahne rannte, wurde er ausgepfiffen und mit Plastikbechern beworfen. Als er danach für ein kurzes Gebet niederkniete, wurden die Pfiffe noch lauter.

Das war überraschend. Bis vor fünf Jahren spielte Asllani in der Jugend bei Union, und in der Alten Försterei kommt es selten vor, dass ein Rückkehrer ausgepfiffen wird. Schon gar nicht einer, der als 18-Jähriger ohne Groll den Verein verlassen hatte. Doch diesmal kochten die Emotionen hoch. Spätestens nach seinem Doppelpack beim 2:4 am Sonnabend stand fest: Ein gern gesehener Gast wird Asllani in Köpenick wohl nicht mehr.

So unverständlich ein Becherwurf bleibt, war der Frust der Fans sportlich nachvollziehbar. Wenige Minuten zuvor hatte es noch 0:0 gestanden, Union war in der ersten Halbzeit überlegen gewesen. Dann der Doppelschlag vor der Pause: In der Nachspielzeit traf Andrej Kramaric per Elfmeter, zwei Minuten später erhöhte Asllani mit dem Kopf. Zwei Tore aus dem Nichts, die die Alte Försterei kurz verstummen ließen.

Das war überhaupt der Tenor an diesem wechselhaften Nachmittag. Während das Wetter zwischen Starkregen und Sonne schwankte, zeigte sich auch Union launisch. Trotz klarer Überlegenheit und vieler starker Szenen schlugen sich die Berliner am Ende selbst: mit defensiven Aussetzern, vermeidbaren Fehlern und der Hilfe ihres Ex-Jugendspielers Asllani.

Nach der Pause starteten die Berliner furios und waren nach dem 1:2 durch Ilyas Ansah in der 49. Minute wieder im Spiel. Doch nur zwei Minuten später folgte der nächste Schock. Union wurde von einem schnellen Konter überrumpelt. Danilho Doekhi wollte eine Flanke von Bazoumana Toure klären, legte den Ball aber direkt vor die Füße von Asllani, der erneut traf.

Diesmal reagierten die Fans etwas ruhiger, doch es war eine bittere Pille. Denn es gibt mehr als ein Szenario, in dem Asllani an diesem Tag für Union aufgelaufen wäre. Zwischen 2016 und 2020, bis zu seinem 18. Lebensjahr, spielte er hier. Den Sprung zu den Profis schaffte er nicht, blieb aber auf Unions Radar.

In der Vorsaison, als er leihweise beim Zweitliga-Überraschungsteam SV Elversberg überzeugte, sollen die Berliner versucht haben, ihn zurückzuholen. Asllani entschied sich jedoch für Hoffenheim und kehrte so nicht als verlorener Sohn, sondern als nerviges Gespenst der Vergangenheit zurück.

Asllani lief nach dem Spiel mit einem riesigen Grinsen durch die Katakomben. „Alle waren da, meine Familie war da, meine Freunde, sogar ein alter Lehrer“, sagte der gebürtige Berliner. „Deshalb war es ein sehr, sehr schöner Tag in der alten Heimat.“

Zuvor, als er nach gut einer Stunde ausgewechselt wurde, blieben die Pfiffe aus. Die Emotionen hatten sich beruhigt. Doch der Frust hielt an. Denn vieles, was an diesem Nachmittag glänzte, entpuppte sich als Narrengold.

So wurde Tom Rothe zur tragischen Figur im letzten Akt. In der 71. Minute erzielte der Verteidiger den Anschlusstreffer, Union war zurück im Spiel. Zehn Minuten später sah Rothe für ein Foul an Tim Lemperle Rot. Mit einem frechen Panenka machte Lemperle vom Punkt alles klar. Und auf der Bank jubelte Fisnik Asllani zufrieden mit.

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