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„Ein Highlightspiel in einem der schönsten Stadien“: Grischa Prömel freut sich auf die Rückkehr zu Union
Fünf Jahre spielte Grischa Prömel für den 1. FC Union und war der Liebling der Fans. Dann wechselte er nach Hoffenheim, wo ihn das Glück verließ. Nun hofft er auf einen Neuanfang.
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Im Stadion an der Alten Försterei gehört es bekanntlich zum guten Ton, dass man Heimkehrer willkommen heißt. Gibt es beim Gegner ein Spieler, der vorher beim 1. FC Union Berlin gespielt hat, wird er bis auf ganz wenige Ausnahmen als „Fußball-Gott“ begrüßt. Einmal Unioner, immer Unioner.
Die Tradition gehört mittlerweile so fest zur Köpenicker DNA, dass sie am ersten Spieltag der laufenden Saison sogar für Helmut Schulte gepflegt wurde, der zwischen 2015 und 2018 Unions Lizenzbereich leitete und seitdem die Leihspieler beim VfB Stuttgart betreut. Wobei das dann einige auf den Rängen doch kalt erwischt hat. Denn nicht alle hatten den 57-Jährigen vor dem Spiel auf dem Schirm.
An diesem Samstag dürften hingegen alle mit brüllen, wenn die TSG 1899 Hoffenheim zu Gast in Berlin ist (15.30, Sky). Denn mit den Kraichgauern kommt auch Grischa Prömel zurück nach Köpenick. Und Grischa Prömel hat hier nun wirklich keiner vergessen.
Der Mittelfeldspieler der TSG ist nämlich nicht irgendein früherer Union-Spieler, sondern eine der wichtigsten Identifikationsfiguren der neueren Klubgeschichte. Zwischen 2017 und 2022 spielte er im rot-weißen Teil von Berlin, und damit auch in der wohl erfolgreichsten Union-Ära überhaupt. Im Mittelfeld vom Erfolgstrainer Urs Fischer war er jahrelang gesetzt, und begleitete Union so von der Zweiten Liga bis nach Europa.
Dabei war Prömel nicht nur Aufstiegsheld, sondern auch Publikumsliebling. Es gab kaum einen Spieler dieser Generation, der von den Fans so geschätzt wurde und wohl keinen, der ein so enges Verhältnis zur Waldseite pflegte.
Als er in Unions erster Bundesliga-Saison das Auswärtsspiel gegen den FC Bayern München verletzt verpasste, schaute Prömel nicht in der VIP-Loge zu. Er stand ganz vorne im Gästeblock mit den Vorsängern der Ultras. Als er drei Jahre später den Verein verließ, soll er den Ultras seine Entscheidung auch persönlich kommuniziert haben, bevor es öffentlich wurde.
Jene Entscheidung löste bei vielen Unverständnis aus. Prömel war schon längst Vizekapitän und viele hatten damit gerechnet, dass er in Berlin länger bleiben würde. Die Entscheidung begründete er damals mit der besseren sportlichen Perspektive in Sinsheim, was damals schon fragwürdig klang und sich in den Monaten danach tatsächlich als Irrtum erweisen sollte. Während Union in den zwei Jahren nach seinem Abgang in der Europa League und der Champions League spielte, dümpelte Hoffenheim nur im Mittelmaß herum.
Auf die Rückkehr am Sonnabend freut sich Prömel nun ganz besonders. Es werde „ein Highlightspiel in einem der schönsten Stadien“ betonte er vergangene Woche. Und für ihn könnte es auch sportlich von riesiger Bedeutung sein.
Ein Jahr ist es her, dass sich Prömel im Training einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen hat. Er fiel für den Rest der Saison aus und kehrte erst zur Vorbereitung auf die aktuelle Spielzeit zurück ins Mannschaftstraining.
„Das war ein langer Weg zurück“, sagte er zuletzt über das schwierige vergangene Jahr. Nach einem zweiminütigen Einsatz gegen Bayer Leverkusen am ersten Spieltag meldete er sich vor zwei Wochen wuchtig in den Spielbetrieb zurück, als er beim 1:3 gegen Eintracht Frankfurt ein zwar bedeutungsloses, aber dennoch brillantes Fernschusstor erzielte. Gegen Union hofft er nun, erstmals wieder in der Startelf zu stehen.
„Ich probiere natürlich, so schnell wie möglich topfit zu werden. Vom Kopf her muss man frei sein, dafür habe ich viel gearbeitet. Ich war lange raus, und die Spritzigkeit kommt jetzt über die Spielpraxis“, so Prömel. „Wenn ich dann der richtige Mann bin, wird der Trainer mich schon aufstellen.“
Denn als Reservespieler ist Prömel auf Dauer nicht gedacht. Trotz der Langzeitverletzung hat sich der frühere Berliner in den letzten Jahren als Führungsspieler in Sinsheim etabliert. Zur aktuellen Saison ersetzte er sogar den erfahrenen Andrej Kramaric als Vizekapitän. Ein Startelfeinsatz ist in Köpenick also auf jeden Fall möglich, und der wäre vermutlich sogar ganz im Sinne der Union-Fans.
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