
Hertha BSC will ins Pokal-Halbfinale: Berlin, wir kommen!
Bei einem Sieg in Heidenheim würde Hertha BSC erstmals seit 35 Jahren wieder ein Halbfinale erreichen und wäre nur noch einen Sieg vom Finale im Olympiastadion entfernt.
Manches Mal ist die Zunge Pal Dardais fast so schnell wie das Licht. Dieses Los ist ein Geschenk, platzte es aus Herthas ungarischen Trainer heraus, als seine Mannschaft gerade dem Zweitligisten 1. FC Heidenheim im DFB-Pokal zugelost worden war. Es ging immerhin um das Pokalviertelfinale, zwei Spiele entfernt vom großen Finale. Und das rückte mit diesem Los gefühlt ein Stückchen näher. Dardai ist kein unhöflicher Mensch, er sprach damals nur aus, was vermutlich alle, die zu Hertha halten, gedacht haben. Es hätte happiger kommen können für die Berliner. Bayern München zum Beispiel, oder Borussia Dortmund, oder Bayer Leverkusen. Nee, bei Hertha waren sie richtig zufrieden mit dem Los, äh, mit dem Geschenk. Heute Abend, ab 19 Uhr, wird ausgepackt.
Gut eineinhalb Monate später hört sich Pal Dardai bedachter an. „Das wird ein schwieriges Spiel.“ Was soll er auch anderes sagen? Jede Mannschaft, die es ins Viertelfinale des Pokalwettbewerbs schafft, verfügt über Qualitäten. „Heidenheim hat eine gut organisierte Mannschaft, einen guten Trainer und egal, gegen wen sie spielen, sie haben immer einen Plan“, sagt Dardai. Gleiches könnte man eben über die Berliner sagen. Tun sie jedenfalls in Heidenheim. Auch wenn das Pokalspiel gegen den Bundesligadritten aus Berlin bis eben noch auf dem Index stand. „Ich habe den Spielern nicht verboten, an Hertha zu denken, aber ich habe nie etwas zu Hertha gesagt“, sagte Trainer Frank Schmidt am vergangenen Wochenende zum Rückrundenauftakt in der Zweiten Liga. „In 26 Einzelgesprächen im Trainingslager habe ich 26 Mal gesagt, dass das wichtigste Spiel Düsseldorf ist. Die Spieler sind intelligent genug zu wissen, was das heißt.“
Nun, Heidenheim gewann das Spiel bei der Fortuna mit 1:0. Die Pflicht war damit erfüllt, nun kommt für den Tabellenachten der Zweiten Liga die Kür im Pokal. „Das ist ein absolutes Highlight, für uns, für die Stadt und für den Verein. Wir werden uns auf jeden Fall wehren“, sagte der Heidenheimer Innenverteidiger Mathis Wittek. Vor allem aber haben sie in Heidenheim eines nicht vergessen. Die Sache mit dem Geschenk. Auf die Frage, worauf sich Hertha am Mittwoch in Heidenheim einzustellen habe, antwortete Schmidt trocken: „Auf ein Geschenk.“
Dieser Vergleich ist seinerzeit in Heidenheim nicht ganz so gut angekommen. „Dann wollen wir ihnen auch ein Geschenk machen“, sagte Schmidt. „Wie es verpackt ist, werden wir dann sehen.“ Hertha darf sich auf was gefasst machen können. Der Heidenheimer Trainer hat angekündigt, dass er der spielerischen Qualität Herthas „mit Leidenschaft entgegentreten“ möchte. Und: „Wir werden zu Torchancen kommen, da bin ich mir sicher.“
Losglück? Ja. Aber natürlich werde man den Gegner nicht unterschätzen, sagt Pal Dardai
Pal Dardai sagt nicht nur, was er denkt, Er handelt auch so. „Wir werden diese Mannschaft nicht unterschätzen. Ich rechne mit einem Pokalfight, der vielleicht über 120 Minuten gehen kann“, sagte er vor der Reise nach Ostwürttemberg. Erschwerend für die Berliner kommt hinzu, dass zentrale Spieler wie Kapitän Fabian Lustenberger und Vladimir Darida auszufallen drohen. Beide Mittelfeldspieler hatten sich beim 0:0 gegen Dortmund Verletzungen zugezogen. Am Spieltag wird es noch einen Belastungstest für die beiden Schlüsselspieler geben. Erst kurz vor dem Spiel soll eine Entscheidung fallen, wer aufläuft. Dardai: „Wir werden etwas zusammenbasteln, wir wollen da gut aussehen und weiterkommen.“
Vor allem aber soll der Traum vom Pokalfinale im eigenen Stadion fortleben. Im vergangenen Sommer hatte Dardai seinen Traum öffentlich gemacht und war dafür anfangs verlacht worden. Inzwischen hat Hertha drei Pokalrunden überstanden – mehr oder minder souverän. Heidenheim ist jetzt der vierte Zweitligist nacheinander. „Von Vorteil für uns ist, dass wir jetzt dreimal gegen Zweitligisten gespielt haben, und zwei von diesen Spielen waren eng“, sagt Dardai.
Heidenheim sei nun eine ganz wichtige Station für Hertha. „Wir träumen vom Finale“, sagt der Trainer. Er weiß, dass jetzt die „schwierigste Phase in diesem Wettbewerb“ kommt. Letztmals hatte Hertha 1981 das Halbfinale im DFB-Pokal (0:1 Eintracht Frankfurt) erreicht. Das Endspiel, das seit 1985 im Berliner Olympiastadion ausgetragen wird, erreichten in dieser Zeit nur die Amateure des Vereins – 1993, 0:1 gegen Leverkusen.
In Heidenheim haben sie am Montag und Dienstag im Training Standards geübt. Ja, auch Elfmeter, wie Trainer Frank Schmidt erzählte „Jeder einen. Nicht mehr.“ Das kann man selbstbewusst nennen, oder auch realitätsbezogen. Im Ligaalltag empfängt der 1. FC Heidenheim am kommenden Samstag den SV Sandhausen. Und Schmidt sagt: „Sandhausen ist definitiv das wichtigere Spiel für uns.“ Geschenkt wird einem eh nichts mehr.
So spielt Hertha: Jarstein – Weiser, Langkamp, Brooks, Plattenhardt – Hegeler, Darida – Haraguchi, Baumjohann, Kalou – Ibisevic.