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Für Krzysztof Piatek und Hertha BSC ging in letzter Zeit fast alles schief.

© REUTERS/Annegret Hilse

Berliner seit neun Spielen ohne Sieg: Bei Hertha BSC ist Zeit für Zählbares

Krzysztof Piatek hat sich wie das Team von Hertha BSC gesteigert. Doch die Erfolgserlebnisse fehlen - und gegen Augsburg müssen die Berliner unbedingt punkten.

Krzysztof Piatek hat eine schmerzhafte Erinnerung an das letzte Spiel von Hertha BSC mit zurück nach Berlin gebracht. Eine deutlich sichtbare noch dazu. Marin Pongracic vom VfL Wolfsburg war ihm in der Schlussphase mit dem Fuß auf das Sprunggelenk gestiegen. Dafür sah der Wolfsburger die Gelb-Rote Karte und Piatek hat seitdem „eine Riesenblessur“, die nicht schön aussieht, wie Trainer Pal Dardai unter der Woche mitteilte.

Doch der Stürmer setzte nicht aus, er trainierte immer voll mit. Diesen Einsatz wollte Sportdirektor Arne Friedrich am Donnerstag noch einmal herausstellen: „Er haut sich richtig rein im Training. Das ist genau das, was wir im Moment brauchen. Der absolute Wille und die Überzeugung, über den Schmerz hinauszugehen.“ Ein Sonderlob für Piatek hier, ein generelles Lob von Dardai für die Trainingswoche dort: „Ich bin sehr zufrieden mit meinen Spielern.“ Er habe nicht groß antreiben oder „reinquatschen“ müssen.

In das Spiel im Olympiastadion gegen den FC Augsburg (Samstag 15.30 Uhr, live bei Sky) will Dardai ohne Hektik gehen. Ruhe, Gelassenheit, Optimismus – das ist die eine Seite vor dem eminent wichtigen Spiel gegen Augsburg. Friedrich spricht dem Team „das volle Vertrauen“ aus. Aber da ist auch die andere Seite: neun Partien in Serie ohne Sieg, die letzten vier Spiele im Olympiastadion verloren, Platz 17 in der Rückrundentabelle. Kurzum: Der Berliner Fußball-Bundesligist schwebt in höchster Abstiegsgefahr.

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In dieser Saison geht es um nichts anderes als den Klassenerhalt. „Der Verein hatte große Wünsche und hat sich nach meinem Geschmack ein bisschen von Null auf Hundert verplant“, sagt Dardai: „Jetzt muss man sich retten. Es ist schwierig, aber wir können da mit Unterstützung aller rauskommen.“

Es sei „ein schmaler Grat“, die richtige Mischung zu finden „zwischen Lockerheit und Seriosität im Abstiegskampf“, betont Friedrich. Diese Mischung ist seiner Ansicht nach da. Aufbauen, stark reden, all das tun er und Dardai. Einerseits. Andererseits wird das Team diesmal auch deutlich in die Pflicht genommen: „Wir können viel reden, aber am Ende sind die Jungs auf dem Platz gefragt“, sagt Friedrich. Ein Sieg muss her. Dringend.

Gegen einen Gegner, der zuletzt 1:0 beim FSV Mainz 05 gewann und damit einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf landete. Genau das, was Hertha seit Wochen fehlt. Als die Gelegenheit dafür schon einmal recht günstig erschien, beim Aufsteiger VfB Stuttgart, verkrampfte die Mannschaft in der ersten Halbzeit völlig. Nach einer Steigerung hieß es am Schluss immerhin 1:1.

Keine Tore, keine Punkte, kein Umschwung

Die Zeit, in denen ordentliche Leistungen gegen Gegner aus der obersten Etage der Tabelle für einen recht positiven Gesamteindruck reichten, sind nun vorbei. Auch zuletzt in Wolfsburg sah es vor allem in der zweiten Halbzeit mal wieder gut aus, was die Berliner anboten. Piatek und Sturmkollege Jhon Cordoba waren für die verletzten Nemanja Radonjic und Matheus Cunha eingewechselt worden. „Sie haben gut Druck ausgeübt“, sagt Dardai. Beide hatten jeweils eine große Chance, doch – Herthas bekanntes Manko – ein Tor wollte nicht gelingen. Also hieß es erneut: keine Tore, keine Punkte, kein Umschwung.

Vor allem Piatek hatte es bei seiner Gelegenheit gut gemacht, der Schuss landete aber am Pfosten. Insgesamt hat sich der 25-Jährige sehr gesteigert, seit Dardai da ist. Der Coach sagte von Anfang an, dass er, anders als Vorgänger Bruno Labbadia, auf ihn setzen wird. Getroffen hat Piatek jedoch in den vergangenen Wochen erst einmal. Wie beim ganzen Team kam bei allem Fortschritt noch nicht viel Zählbares heraus.

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Insgesamt steht er bei fünf Treffern, genau wie Cordoba, der allerdings bereits zweimal verletzungsbedingt lange fehlte. Da Cunha und Radonjic ausfallen, wird es diesmal die Formation Piatek/Cordoba in der Startelf geben: Cordoba, der den Ball halten kann oder klatschen lässt. Piatek, der im Strafraum zur Stelle sein soll – Dardai ist überzeugt, dass das passt. Hertha braucht im ersten Schritt mal wieder ein Tor. Als Erfolgserlebnis für den Kopf, das dann im besten Fall den Rest etwas leichter macht.

Während ganz vorn personell alles klar ist, stellt sich die Frage, wer den ebenfalls verletzten Sami Khedira ersetzt. Santiago Ascacibar kommt ebenso infrage wie Mattéo Guendouzi für eine offensivere Variante. Guendouzi hat jedoch zuletzt durch seine Nachlässigkeiten im Spiel wenig Werbung in eigener Sache betrieben. Ascacibars Auftritte wirkten deutlich stabiler. Letztlich zählt, egal in welcher Besetzung, für Hertha BSC das, was Arne Friedrich so umschreibt: „Jetzt müssen wir einfach nur mal endlich diese drei Punkte holen.“

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