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Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl ballt die Faust.

© dpa

Bester Aufsteiger seit 25 Jahren: RB Leipzig: Der erste große Beutezug

Der Aufsteiger aus dem Osten triumphiert im Auswärtsspiel beim Hamburger SV mit 4:0. Die großen Ziele von Sportdirektor Ralf Rangnick könnten nun schon viel früher erreicht werden.

Der beste Start eines Aufsteigers seit 25 Jahren – mit solchen Statistiken kann niemand besonders viel anfangen. Besonders dann nicht, wenn es um einen Neuankömmling mit den Ambitionen des RB Leipzig geht. Mag ihr 35-Millionen-Euro-Kader noch sehr irdisch wirken (auch verglichen mit den 50 Millionen des HSV), sind die Möglichkeiten des Unternehmens aus dem Imperium des Dietrich Mateschitz doch ganz andere als die gewöhnlicher Aufsteiger. Und sollte der Retortenklub aus Sachsen so weitermachen, wie er jetzt in die Saison gekommen ist, können die großen Ziele des Sportdirektors Ralf Rangnick schon viel früher erreicht werden.

Sieben Punkte hat die Mannschaft des neuen Trainers Ralph Hasenhüttl jetzt gesammelt, und das ist der beste Start eines Aufsteigers seit 25 Jahren. Wenn das späte 1:0 gegen Borussia Dortmund vor einer Woche das Erweckungserlebnis der Leipziger gewesen ist, war das verblüffende 4:0 beim Hamburger SV am Samstagnachmittag der erste große Beutezug in der Fremde. „Wir wollen viel, wir wollen alles. Wir sind mit einem Punkt nicht zufrieden. So wollen wir als Verein auftreten“, sagte Hasenhüttl mutig und lobte den Gegner schon generös wie ein Bayern-Trainer: „Es war trotz des 4:0 ein enges Spiel.“

Leipzig liegt in der Tabelle jetzt auf dem zweiten Platz

Wie alt Tradition im Duell mit Eroberergeist aussehen kann, demonstrierten Hasenhüttls Männer vor 53 000 Zuschauern im Volksparkstadion. „Wir haben sie mit unseren Toren geschockt“, sagte Emil Forsberg, der beste Leipziger an diesem sonnigen Nachmittag. Stimmt. Als der mit 35 Millionen Euro Investment runderneuerte HSV nach einer Stunde dachte, er habe das Spiel im Griff, schlug Leipzig zu. Schon bis dahin hatte Hasenhüttls Team geordnet gespielt, aber kaum Chancen herausgearbeitet. Nun wartete man auf Konter und die ganz gewöhnlichen Fehler.

Das Unheil nahm seinen Lauf, als René Adler in der 66. Minute im Strafraum Timo Werner foulte. Forsberg traf aus elf Metern zur Führung. Werner war nach der Pause für Naby Keita gekommen und wurde zum Mann des Nachmittags. Erst das Foul am ehemaligen Stuttgarter, dann zwei Tore von ihm: „Ich habe ihm am Samstagmorgen gesagt, dass ich ihn erst draußen lasse, er aber dann zum Matchwinner werden könne“, sagte Hasenhüttl.

In der 72. und 77. Minute erfüllte er seinen Auftrag und machte den Nachmittag zu einem peinlichen Erlebnis für alle, die zum HSV halten. Nichts mehr klappte, daran änderten auch die Hereinnahmen von Alen Halilovic, Luka Waldschmidt und Michael Gregoritsch nichts. Im Gegenteil – Hasenhüttls Händchen blieb golden und der eingetauschte Davie Selke traf in der Nachspielzeit zum 4:0-Endstand. „Es ist ein Traum, hier so zu gewinnen“, sagte Timo Werner, als die Feierstunde mit den Fans beendet war.

Übrigens brachten die Leipziger mehr Anhänger mit in den Norden als Ingolstadt, Hoffenheim und Wolfsburg zusammen. Trotzdem – was die HSV-Fans von den Neureichen aus dem Osten halten, war auch zu lesen: „Rasenball – die Spitze der Wettbewerbsverzerrung“, stand auf einem Plakat. Wobei es ja nur noch eine Frage der Perspektive ist, ob die Millionen von Red Bull besser, schlechter, gerechter oder ungerechter sind als Klaus-Michael Kühnes Millionen.

Während Leipzig produktiv und letztlich erfolgreich spielte, hat der HSV einem Fehlstart hingelegt. Ein Punkt aus drei Spielen, nach Freiburg kommen die Bayern: Der Druck auf Trainer Bruno Labbadia wird zunehmen, nicht nur, weil Kühne einen Gegenwert für seine Millionen sehen möchte. Die Neuen Kostic, Wood, Halilovic und auch Douglas Santos spielten am Samstag erstmals gemeinsam. Besser wurde wenig, ähnlich wie in Leverkusen brach die Mannschaft nach dem Gegentor zusammen. Und selbst wenn man Labbadias Wunsch nach Geduld respektiert, bleiben Zweifel, ob er derjenige sein kann, der diesen nominell starken Kader zu einer erfolgreichen Mannschaft formt.

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