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Sport: Borussia Dortmund: Auszeit der Offensive

Was haben sie für Schreckensvisionen gehabt von diesem kleinen Wirbelwind. Wenn sein Name fiel, war es, als waberten Nebel des Grauens durch die deutsche Fußball-Landschaft.

Was haben sie für Schreckensvisionen gehabt von diesem kleinen Wirbelwind. Wenn sein Name fiel, war es, als waberten Nebel des Grauens durch die deutsche Fußball-Landschaft. Nach der Niederlage des FC Bayern München im europäischen Supercup gegen Liverpool und vor allem nach dem desaströsen 1:5 der deutschen Nationalmannschaft gegen England hätten sie hierzulande am liebsten einen Steckbrief an alle Abwehrspieler verteilt: "Wanted: Owen, Michael; Alter: 21; Auftreten und Figur: klein und unauffällig; besondere Kennzeichen: schnell; Achtung: schießt ohne Vorwarnung und aus allen Lagen."

Die gute Nachricht vorweg: Michael Owen hat keinen weiteren Flurschaden in deutschen Defensivreihen angerichtet, die Dortmunder Abwehr hat den Stürmer beim Gastspiel des FC Liverpool in der Champions League genauso gut im Griff gehabt wie dessen fast genauso hoch gelobten Sturmpartner Emile Heskey. Die schlechte Nachricht: Nach vorne hat der BVB am Mittwochabend im dünn besetzten Westfalenstadion genau wie sein Gegner von der Insel nicht gerade viel bewegt. Am Ende eines ereignisarmen Abends stand ein gerechtes 0:0.

Solch magische Nächte wie im Mai, als Liverpool im unvergleichlichen Uefa-Cup-Finale gegen CD Alaves im Westfalenstadion mit 5:4 nach Golden Goal gewann und dabei mitreißenden Angriffsfußball bot, lassen sich halt nicht beliebig wiederholen. "Wir haben das Spiel in der Defensive kontrolliert und nie ernsthafte Probleme gehabt", sagte Liverpools Trainer Gerard Houllier, "aber unser Offensivspiel war enttäuschend. Der entscheidende Pass ist nicht angekommen." Die Analyse hätte wort-wörtlich von Houlliers Kollege Matthias Sammer stammen können. Der konstatierte, nach den jüngsten Niederlagen gegen Bayern und Schalke sei es das wichtigste Ziel gewesen, "Ruhe und Sicherheit ins Spiel zu bringen".

Nach dem torlosen Unentschieden wussten sie im Dortmunder Lager nicht so recht, ob sie sich freuen oder ärgern sollten. "Von der Punktezahl ist das eigentlich zu wenig", sagte Sammer. Viel gelang den Dortmundern im Spiel nach vorne nicht, ihre Qualitäten lagen eindeutig im Toreverhindern. Die Dortmunder Abwehr stand, da ließ sich die kreative Auszeit der Edeltechniker Rosicky und Amoroso leichter verschmerzen. Dennoch sieht Sammer nach fünf sieglosen Pflichtspielen in Folge "die Gesamtsituation als nicht unbedenklich". Schließlich kommen die Herausforderungen in den nächsten Wochen im Mittwoch-Samstag-Rhythmus auf die Spieler zu.

Deswegen denken die Dortmunder schon wieder ans Einkaufen. Ein neuer Superstürmer soll die Flaute beenden. Insgesamt vier Pflichtspiele ohne Treffer haben die Transferaktivität beim BVB forciert. Schon in den kommenden beiden Wochen soll der 20 Jahre alte brasilianische Nationalspieler Ewerthon von Corinthians São Paulo geholt werden. "Er ist bei uns im Gespräch", sagte Sportdirektor Michael Zorc am Donnerstag, "wir haben ihn schon lange im Visier. Er ist ein großes Talent." Ewerthon sei keine Notlösung, sagte Zorc angesichts der Langzeitverletzten Otto Addo und Giuseppe Reina. "Am liebsten würden wir ihn ausleihen." Schließlich gibt es da noch die Kostenfrage. In diesem Jahr hat Borussia Dortmund immerhin schon 100 Millionen Mark für neue Spieler ausgegeben. Deswegen ersann Zorc schon mal die Formulierung vom "perspektivischen Kauf". Die angeblich geforderten neun Millionen Dollar (rund 18,5 Millionen Mark) seien jedenfalls "absolut illusionär". Ewerthon war zuletzt bei der Südamerika- Meisterschaft für U 20-Mannschaften aufgefallen, bei der er für Brasilien sechs Tore erzielte.

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