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Zum Wegdrehen. Sexismus ist beim Boxen gang und gäbe.

© Westend61/Imago

Boxerin wehrt sich gegen Sexismus im Sport: Das muss keine Frau aushalten

Frauen müssen im Sport sexistische Sprüche aushalten – oder auch nicht. Die Boxerin Sarah Scheurich hat genug davon, und das ist gut so. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Inga Hofmann

Die deutsche Boxerin Sarah Scheurich hat einen Vorstoß gemacht. Sie fordert Box-Verbände dazu auf, Athletinnen zu schützen und zu unterstützen. Im Hinblick auf sexistische Sprüche werde ihr oft gesagt: „Wir sind beim Boxen, da geht es halt so zu.“

Dieser Satz lässt auf die tieferliegende und strukturelle Problematik schließen: Indem Frauen gesagt wird, dass das „halt so“ sei, wird ihnen vermittelt, dass etwas mit ihnen nicht stimme. Dass sie zu sensibel seien und lernen müssten, den sexistischen Sprüchen standzuhalten und darüber hinwegzusehen.

Im Leistungssport sind traditionelle Geschlechterstereotype noch immer spielbestimmend. Besonders männerdominierte Sportarten wie Boxen verhaften zumeist in eng gedachten Vorstellungen von Geschlecht. Das ist problematisch, weil dadurch Personen, die nicht in dieses Raster passen, diskriminiert werden.

Außerdem werden sexistische Strukturen reproduziert, die sexualisierte Gewalt begünstigen können. Spätestens seit der von der Universität Ulm und der Sporthochschule Köln durchgeführten Studie „Safe Sport“ aus dem Jahr 2016 ist bekannt, dass im Leistungssport jede*r dritte Athlet*in schon einmal Opfer von sexualisierter Gewalt geworden ist.

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Sarah Scheurich hat recht. Keine Frau muss einem derben Spruch „standhalten“ können, denn damit wird sexualisierte Gewalt Stück für Stück normalisiert. Scheurich hat auch recht, wenn sie fordert, dass so etwas nicht zum Alltag gehören dürfe und Verbände sich dem entgegenstellen müssten. Genau wie Scheurich betont, braucht es unabhängige Ansprechpersonen, an die Betroffene sich wenden können – nicht nur im Boxsport, sondern überall im Leistungssport.

Es ist schwierig genug, Fälle von sexualisierter Gewalt zu melden beziehungsweise Anzeige zu erstatten. Das darf durch Vereine nicht weiter erschwert werden, denn viele Sportlerinnen stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Trainern oder höher gestellten Personen. Zugleich sollte es nicht dabei bleiben, nur Frauen dazu zu ermutigen, sich Hilfe zu suchen und Fälle von sexualisierter Gewalt öffentlich zu machen.

Darüber hinaus müssen die Vereine selbst sich gegen jede Form von Sexismus stellen und vermitteln, dass vermeintlich „lustige Sprüche“ weder toleriert noch ignoriert oder gar belächelt werden. Dazu gehört auch, männliche Stereotype und Machoverhalten nicht mehr zu idealisieren, sondern grundsätzlich infrage zu stellen.

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