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Nicht voll, aber auch nicht mehr leer. Die Max-Schmeling-Halle am Mittwochabend vor dem Spiel der Volleys.

© Reuters

Update

BR Volleys spielen wieder vor Fans: „Das ist endlich mal eine Abwechslung“

Knapp 1000 Menschen sind beim Duell der BR Volleys gegen Düren mit dabei - nach fünf Monaten mit ausschließlich Geisterspielen. Wie läuft das ab?

Es war ein einmaliger Anblick: Als die BR Volleys am Mittwochabend in der Max-Schmeling-Halle siegten, da erhob sich ein oranger Block. Rund 800 Fans standen auf ihren Plätzen und beklatschten den Heimsieg. Es schien als würden sie all der Energie, die sich in den Monaten der Geisterspiele angestaut hatte, mit Klatschpappen Ausdruck verleihen.

Es ist das erste Mal seit dem 17. Oktober 2020, dass wieder Zuschauer*innen bei einem Volleyball-Spiel in Berlin dabei sein durften. Für das zweite Halbfinal-Duell gegen Düren waren rund 700 Karten verkauft worden, etwa 200 Sponsoren und Ehrengäste waren außerdem mit dabei. Bereits im Voraus mussten alle Termine für den Coronatest online buchen.
Schon vor dem Spiel standen vor der Halle Menschen in kleinen Grüppchen - manche mit einem Bier in der Hand, andere mit Klatschpappen; aber alle mit dem nötigen Sicherheitsabstand und größtenteils mit FFP2-Masken.Überall leuchteten orange Schals, T-Shirts und Caps auf. Einige Fans trugen Trikots mit den Namen der Spieler ihrer BR Volleys. Immer wieder warfen sie leicht nervöse Blicke auf ihre Handys - vermutlich in der Hoffnung, dass endlich das negative Coronavirus-Testergebnis angezeigt wird und sie in die Halle gelassen werden.

Vor dem Spiel wird getestet, erst dann geht's rein.
Vor dem Spiel wird getestet, erst dann geht's rein.

© Inga Hofmann

Zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn war die Schlange noch kurz und es dauerte gerade einmal fünf Minuten, sich testen zu lassen. Dann noch 15 bis 20 Minuten auf das Testergebnis warten; QR-Code mit dem Handy scannen; hoffen, dass der Bildschirm grün wird und "negativ" anzeigt und ab in die Halle. Die Mitarbeiter*innen wurden bereits früher getestet.
Auch in der Halle galten die Hygienemaßnahmen: Zwischen den Plätzen herrschten 1,5 Meter Abstand und jede zweite Reihe musste frei bleiben. Auf den Plätzen wurden Wasserflaschen verteilt, ansonsten durften keinerlei Speisen oder Getränke konsumiert werden. Jubelgesänge waren auch verboten.
Lars und sein Sohn aus Berlin saßen bereits eine Stunde vorher auf ihren Plätzen. Die beiden Volleys-Fans freuten sich darauf, ihren Lieblingsverein endlich wieder live zu sehen. Bisher mussten sie die Saison vom Wohnzimmer aus mitverfolgen. „Wir freuen uns unwahrscheinlich, das ist endlich mal eine Abwechslung. Hoffentlich gewinnen die Volleys“, sagte Lars.

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Die Coronavirus-Tests halten sie beide für eine „super Idee“: „Wir waren schon 18 Uhr dran und es ging ganz schnell“, berichtete sein Sohn. Auch Andreas aus Hamburg, der extra für das Spiel angereist war, freute sich auf das Spiel. „Die Testungen haben einwandfrei geklappt und waren sehr gut organisiert.“

Auch sportlich ein voller Erfolg

Die allgemeine Stimmung war jedenfalls schon euphorisch, bevor das Spiel überhaupt angefangen hatte. Begleitet von lautem Klatschen und Standing-Ovations konnten die Berliner sich am Mittwoch gegen Düren mit 3:1 durchsetzen und damit ein Entscheidungsspiel im Playoff-Halbfinale erzwingen.
Anton Brehme war überzeugt, dass das Publikum entscheidend zum Sieg beitrug: „Das hat mega Spaß gemacht. Die 800 Menschen haben uns echt beflügelt und Energie gebracht.“ Volleys Manager Kaweh Niroomand zeigte sich nach dem Spiel erleichtert: „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich vorher nicht angespannt war. Ich wusste, welche Chance, aber auch Verantwortung wir da tragen.“

Nicht nur Berlin oder Deutschland schaue auf die Max-Schmeling-Halle, sondern die Welt. Er habe im Anschluss sogar Rückmeldungen aus dem Ausland erhalten. Niroomand, der selbst 25 Jahre in der IT-Branche gearbeitet hat, betonte: „Letztlich hing es von der Software, die unbedingt funktionieren musste, ab.“

Die zweite spannende Frage sei gewesen, wie die 800 Leute sich verhalten würden; ob sie lange warten müssten und ob die Testungen funktionierten. Die Logistik der Halle sah Niroomand als Vorteil: „Der Vorplatz und die Nebenhalle, wo die Tests stattfanden, waren ideal.“

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Im Nachhinein war er froh, dass alles so gut geklappt hat: „Nicht einmal der typische Berliner hatte etwas zu meckern. Alle haben sich bedankt und einige hatten sogar Tränen in den Augen. Das zeigt: „Die Menschen haben Sehnsucht nach Kommunikation und Zusammenkommen.“ Ihn mache es glücklich, dass die Volleys den Menschen genau das bieten konnten. Der „leichte Flair von alten Zeiten“ täte allen Anwesenden gut - sogar Düren, die darin keinen Heimvorteil für die Volleys, sondern eine Chance für den gesamten Sport sehen würden.

Niroomand glaubt angesichts der steigenden Inzidenzzahlen zwar nicht, dass die Volleys in dieser Saison noch einmal zuhause vor Publikum spielen dürfen. Aber er betont: „Wenn die Situation sich etwas entspannt und sich die Frage stellt, wie wir ins normale Leben zurückkehren können, dann wird dieses Spiel ein Beispiel dafür sein, wie genau das funktionieren kann.“.

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