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Sport: Brisantes Material

Fuentes-Urteil hat Auswirkung aufs Sportverfahren

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Berlin - Jan Ullrich kommt mit den Klarstellungen gar nicht mehr nach. Ständig muss er auf seiner Homepage etwas berichtigen, dementieren oder verbessern, was wieder öffentlich völlig falsch dargestellt worden ist, aus seiner Sicht natürlich. Die neuste Klarstellung: Er, der Tour-de-France-Sieger von 1997, wird selbstverständlich Berater, Werbeträger und Repräsentant des zweitklassigen österreichischen Radstalls Team Volksbank. Aber er will nicht alle Aufmerksamkeit absorbieren und sein Umfeld zu Statisten degradieren, deshalb habe er bei der offiziellen Teamvorstellung gefehlt. Dieses Fehlen bedeute aber keineswegs das Ende des Volksbank-Engagements.

Noch viel lieber hätte er bestimmt klargestellt, dass das Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen Betrugsverdachts eingestellt ist. Schließlich will der spanische Ermittlungsrichter Antonio Serrano die Akten im „Fall Fuentes“ schließen, und in denen gibt es Hinweise, dass Ullrich Dopingkunde des spanischen Sportarztes Fuentes gewesen sein könnte. Ullrich bestreitet das heftig. Doch die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt weiter gegen ihn wegen möglichen Betrugs.

„Die Entscheidung in Spanien hat keine Auswirkungen auf unsere Ermittlungen“, sagt Fred Apostel, Sprecher des Landgerichts Bonn. „Das Rechtshilfeersuchen läuft unverändert.“ Die Bonner Staatsanwälte warten auf Blutkonservenbeutel, die die spanische Polizei bei Fuentes gefunden hat und auf denen „JAN“ und „Hijo Rudicio“(Sohn von Rudicio) steht. „Hijo Rudicio“ ist möglicherweise ein Hinweis auf Ullrichs damaligen Betreuer Rudy Pevenange, gegen den in Bonn wegen Beihilfe zum Betrug und Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz ermittelt wird. Um festzustellen, ob wirklich Ullrichs Blut in den Beuteln ist, wollen die Fahnder das darin enthaltene Erbmaterial im Labor mit Ullrichs DNS abgleichen lassen. Auch die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt weiter gegen den Ex-Radprofi. Hier geht es um eine falsche eidesstattliche Versicherung. Die spanische Staatsanwaltschaft kann aber noch Einspruch gegen Serranos Beschluss einlegen.

Interessanter ist die Entscheidung von Serrano, das Strafverfahren in Spanien einzustellen, für ein Sportgerichtsverfahren. Der Radsport-Weltverband UCI ist dabei als Nebenkläger zugelassen worden und hat damit Zugriff auf alle Ermittlungsergebnisse, sobald die freigegeben sind. Fraglich ist aber, ob die UCI in ihrer Anklage gegen mutmaßliche Dopingsünder im Verfahren auch die Erkenntnisse aus Abhörprotokollen verwenden darf.

Gespannt auf die Akten ist auf jeden Fall auch der Schweizer Radsportverband. Der ist für Ullrich zuständig, weil der eine Schweizer Lizenz besaß. Der Verband hat schon signalisiert, dass er bei entsprechender Beweislage Ullrich lebenslang sperren könnte. Auch wenn das nur symbolischen Charakter hätte. Ullrich wird Berater, definitiv, sofern nicht die nächste Klarstellung kommt.

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