
© Reuters/Annegret Hilse
Bundesligarekord, Traumtor, Klassenerhalt: Unions Leopold Querfeld ist das Gesicht eines verrückten Spiels
Beim 4:4 des 1. FC Union Berlin gegen den VfB Stuttgart trifft der junge Österreicher Leopold Querfeld aus 34 Metern mit 118 km/h. Anschließend sendet er eine Botschaft an seine spottenden Mitspieler.
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Leopold Querfeld wollte keine Namen nennen, doch der 21 Jahre alte Österreicher hatte eine Botschaft für einige Mitspieler. „Ich werde immer mal wieder belächelt, warum ich mir im Training aus so großer Distanz den Ball auflege und schieße“, sagte der Innenverteidiger des 1. FC Union Berlin. Seit Samstagabend wird ihm bei seinen Übungen eher Ehrfurcht als Spott entgegenschlagen.
Beim historischen 4:4 gegen den VfB Stuttgart erzielte Querfeld eines der schönsten Tore in Unions mittlerweile schon sechs Jahre währender Bundesligageschichte.
„Ein Sonntagsschuss am Samstag. Ich habe die Wiederholung noch nicht gesehen, aber der war schon ziemlich sehenswert“, sagte Querfeld.
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In der 38. Minute passte ihm Diogo Leite von der linken Seite den Ball zu. Querfeld stand der Mittellinie näher als dem gegnerischen Tor, legte sich den Ball einmal vor und zog aus 34 Metern ab.
Mit 118 Kilometern pro Stunde schlug die Kugel rechts oben im Winkel ein. Stuttgarts Torwart Alexander Nübel war mit der Hand noch dran, konnte den Gewaltschuss aber nicht abwehren.
Leo hat einen sehr guten, sehr scharfen Schuss, aber ich habe damit gar nicht gerechnet.
Union-Trainer Steffen Baumgart über das Traumtor von Leopold Querfeld
Das Tor wies einen Expected-Goals-Wert von 0,01 auf. Statistisch betrachtet landet in solch einer Spielszene also nur jeder 100. Schuss im Netz. „Leo hat einen sehr guten, sehr scharfen Schuss, aber ich habe damit gar nicht gerechnet“, sagte sein Trainer Steffen Baumgart.
Selbst VfB-Coach Sebastian Hoeneß war voll des Lobes, auch wenn er sich erst noch nach dem Vornamen des Torschützen erkundigen musste. „Leo hat ein Tor geschossen, das ich so noch nicht oft gesehen habe.“
Fester Teil der Dreierkette
Querfeld ist noch relativ neu in der Bundesliga, sein Name dürfte aber bald weitgehend geläufig sein. Nach seinem Wechsel von Rapid Wien nach Köpenick im vergangenen Sommer hat er etwas Zeit gebraucht und sich erst mal hinten anstellen müssen. Als Kevin Vogt länger verletzt ausfiel, hat Querfeld seine Chance allerdings genutzt und ist mittlerweile im Zentrum der Dreierkette gesetzt.
Der junge Österreicher, dessen Eltern in Wien einige bekannte Kaffeehäuser betreiben, überzeugt mit einer beeindruckenden Ruhe, Kopfballstärke und Entschlossenheit.
Als Verteidiger wünscht man sich natürlich nicht, dass man vier Gegentreffer kassiert, aber wir Verteidiger waren auch ziemlich beteiligt daran, dass wir vier Tore erzielt haben.
Leopold Querfeld über das wechselhafte Spiel von Union
Wobei seine Leistung am Samstag genauso wechselhaft war wie das gesamte Spiel. Das 2:0 durch Leite bereitete er vor, kurz darauf verlor er Deniz Undav vor dem Stuttgarter Anschlusstreffer folgenreich aus den Augen, und schließlich schoss er Union mit seinem Traumtor wieder in Führung.
„Als Verteidiger wünscht man sich natürlich nicht, dass man vier Gegentreffer kassiert, aber wir Verteidiger waren auch ziemlich beteiligt daran, dass wir vier Tore erzielt haben“, sagte Querfeld. „Da weiß man gar nicht, wie man diese Emotionen verarbeiten soll.“
Union sichert sich den Klassenerhalt
Es gab viele große Themen an diesem denkwürdigen Samstag. Union beseitigte durch den Punktgewinn auch mathematisch die letzten Zweifel am Klassenerhalt, die Mannschaften sorgten mit acht Toren in der ersten Hälfte für einen neuen Bundesligarekord, Christopher Trimmel wurde nach seiner Vertragsverlängerung ausgiebig gefeiert und leitete drei Tore durch Standards ein.
Doch das Gesicht dieses verrückten Spiels war Querfeld, der auch nach Abpfiff ein paar Schüsse abgab. Einige Kollegen von der Bank hätten gesagt, er solle nicht schießen, andere, dass sie bei einem solch schönen Tor noch nie live auf dem Rasen gestanden hätten. „Es freut mich, dass ich ihre Karriere bereichern konnte“, sagte Querfeld und lachte.
Die Stimmung war ausgezeichnet an diesem Samstagabend, und das lag vor allem am nun feststehenden Klassenerhalt. Vor Wochen deutete vieles auf ein Zittern bis zur letzten Sekunde hin, nun feierten die Fans die Mannschaft minutenlang und sangen: „Nie mehr Zweite Liga!“
Dass Union schon vier Spieltage vor Schluss gerettet ist, war nicht abzusehen. „Gerade nach dem schweren Programm der letzten Wochen ist das einfach wunderschön“, sagte Querfeld.
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