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Christian Streich ist seit fast zehn Jahren Trainer des SC Freiburg.

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Klare Worte zum Verkauf von Newcastle United: Christian Streich ist erst Mensch, dann Trainer

Freiburgs Trainer zeigt immer wieder eine klare Haltung zu wirklich wichtigen Themen. Auch jetzt wieder. Das ist nicht hoch genug einzuschätzen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Der Fußball deformiert. Nicht nur den Körper, sondern manchmal auch den Geist. In ganz besonderem Maße gilt das für den Profifußball.

Zum Glück gibt es auch in dieser Branche Ausnahmen. Eine heißt Christian Streich und ist Trainer beim Bundesligisten SC Freiburg. Obwohl Streich seit fast zehn Jahren im Profifußball tätig ist, hat er sich nie verbiegen lassen. Das mag mit dem besonderen Biotop im Breisgau zu tun haben, mit der Verlängerung des Uni-Proseminars in den Strafraum. Vor allem aber liegt es daran, dass Streich – allen Verheerungen zum Trotz, denen man im Fußballbetrieb ausgesetzt ist – ein normaler Mensch geblieben ist.

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Während seine Trainerkollegen in den sogenannten Spieltagspressekonferenzen über die Unterschiede von Vierer- und Fünferkette referieren (oder wortreich gar nichts sagen), widmet sich Streich bei diesen Pflichtveranstaltungen immer wieder auch den wirklich wichtigen Dingen.

In der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Rasenballsport Leipzig hat er sich zur Übernahme des englischen Premier-League-Klubs Newcastle United durch ein Konsortium aus Saudi-Arabien geäußert. Noch ein Schurkenstaat, zumindest indirekt, der sich durch sein Engagement im Fußball ein bisschen reinzuwaschen hofft.

Die Bilder jubelnder und feiernder Newcastle-Fans nach der Übernahme haben einen nicht nur am menschlichen Verstand zweifeln lassen, sie haben auch die generelle Skepsis gegenüber dem Profifußball weiter verstärkt. Insofern ist es schön, dass Christian Streich diese Skepsis nicht nur teilt, sondern dass er auch die Traute hat, sie öffentlich zu äußern.

Ein Plädoyer für 50+1

„Da passieren immer wieder Dinge im Fußball, die jegliches Maß überschritten haben“, hat Streich gesagt. Unfassbar sei es, wer in diesem Konsortium alles dabei sei, Personen, die in schwere Menschenrechtsverletzungen verstrickt seien. „Da muss ich sagen, wenn die Leute damit ein Problem haben, dann kann ich mich zu diesen Leuten dazuzählen.“

Die Bedeutung solcher Sätze ist gar nicht hoch genug einzuschätzen – gerade in einer Zeit, in der die 50+1-Regelung im deutschen Fußball gern als gefährlicher Anachronismus dargestellt wird. Denn genau das ist sie nicht. 50+1 ist und bleibt die effektivste Maßnahme, um zu verhindern, dass wir unseren Fußball an Leute verlieren, an die wir ihn ganz sicher nicht verlieren möchten. Es ist die 50+1-Regelung, die uns vor einem echten Dilemma bewahrt: dass wir irgendwann einem fiesen Schurken zu tiefem Dank verpflichtet sein müssen, weil er unserem Klub diesen wunderbaren Stürmer spendiert hat.

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