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Abgedreht: Mohamed Salah (rechts) jubelt gemeinsam mit Liverpool-Kapitän Jordan Henderson nach seinem 1:0-Führungstreffer.

© Susana Vera/REUTERS

Cleveres 2:0 gegen Tottenham in Madrid: Liverpool gewinnt die Champions League

Ein früher Handelfmeter und ein spätes Jokertor reichen: Liverpool besiegt Tottenham im Champions-League-Finale mit 2:0 und holt den Titel.

Für das größte Fest im europäischen Klubfußball hatte Jürgen Klopp die gewohnte Garderobe gewählt. Er stand stilecht im Trainingsanzug neben dem Platz. Das erwies sich als gute Wahl. Ausladende Gefühlsausbrüche sind darin besser zu bewältigen. Zu diesen sollte es am Samstagabend in Madrid kommen. Der FC Liverpool mit dem deutschen Trainer Klopp hat das Champions-League-Finale gegen Tottenham Hotspur 2:0 (1:0) gewonnen. Ein Jahr zuvor noch war Klopp mit seiner Mannschaft im Finale an Real Madrid gescheitert. Dieses Mal reichte es für die Mannen in Rot.

Klopp hätte sich dabei gewiss einen schöneren Beginn des Champions-League-Abends in Madrid gewünscht. Bevor der slowenische Schiedsrichter Damir Skomina das Spiel anpfiff, hatte es eine Gedenkminute gegeben. Der frühere spanische Fußball-Nationalspieler José Antonio Reyes war am Samstag bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Mit ihm starben auch seine beiden Neffen. Einigen Spielern, vor allem Tottenhams Reservist Fernando Llorente sowie Liverpools Ersatzmann Alberto Moreno, standen die Tränen in den Augen. Llorente und Moreno hatten zusammen mit Reyes beim FC Sevilla gespielt.

Und die Tränen waren noch nicht getrocknet, da brüllte ein Großteil der Fans schon auf. Es waren gerade einmal 23 Sekunden gespielt, da wollte Tottenhams Moussa Sissoko mit ausschweifender Gestik im eigenen Sechzehner seine Mitspieler anleiten. Er dirigierte mit ausgefahrenem rechten Arm und Liverpools Sadio Mané schoss ebendahin. Schiedsrichter Skomina gab Elfmeter, den Mohamed Salah verwandelte.

Die große Jubelgeste von Klopp blieb aus. Er schien etwas überrumpelt von dem frühen Treffer. Den Eindruck machten auch die beiden Mannschaften. Nach dem frühen Treffer boten sie zunächst ein zerfahrenes Spiel mit vielen Ballverlusten. Das Einzige, was in den ersten 45 Minuten beeindruckte, war Liverpools Spiel gegen den Ball. Tottenham brachte kaum kontrollierte Spielzüge zustande, oftmals passten sich die Londoner den Ball im eigenen Strafraum zu, weil ihnen im Mittelfeld die Liverpooler auf den Füßen standen.

Torgelegenheiten erspielte sich das Team von Trainer Mauricio Pochettino so kaum. Dem argentinischen Trainer war das anzumerken. Während Klopp für seine Verhältnisse ruhig das Spiel verfolgte, verlor Pochettino manches Mal leicht die Contenance. Er tigerte die Coaching Zone auf und ab, diskutierte mit dem Schiedsrichter über eine vermeintliche Tätlichkeit, die bei bestem Willen keine war et cetera. Der Mann war sichtlich unzufrieden mit seinem Team.

Liverpool dagegen schaffte es zumindest gelegentlich, gefährlich zu werden. Trent Alexander-Arnold schoss nach 17 Minuten knapp am Tor vorbei. 20 Minuten später war es Robertson, dessen Versuch Tottenhams Torhüter Hugo Lloris über die Latte lenken konnte. Ansonsten aber bot die Paarung wenig Ansehnliches.

Die Präzision fehlt

Die Hoffnung, zumindest für Freunde des ästhetischen Fußballspiels, ruhten auf der zweiten Halbzeit. Für die Anhänger von Liverpool konnte es natürlich genauso weitergehen. Das tat es aber nicht. Tottenham verstärkte gleich nach Wiederanpfiff den Druck. Das Problem aber war, dass schlicht die Präzision fehlte. Tottenhams Jungstar Dele Alli vergab mit seinen Fehlpässen immer wieder gute Angriffssituationen.

Nach ganz oben: Jürgen Klopp feiert mit dem Champions-League-Titel den größten Erfolg seiner Karriere.
Nach ganz oben: Jürgen Klopp feiert mit dem Champions-League-Titel den größten Erfolg seiner Karriere.

© Jan Woitas/dpa

Auf der anderen Seite merkte Klopp, dass das Spiel trotz der offensichtlichen Schwäche im Offensivspiel des Gegners so nicht weitergehen konnte. Früh schon wechselte er. Nach knapp einer Stunde brachte er Divock Origi für den enttäuschenden Roberto Firmino. Nur wenig später betrat James Milner für Georginio Wijnaldum das Feld. Und Milner war es auch, der in der 69. Minute das 2:0 verpasste. Nach einer hübschen Kombination über Mané und Salah kam er aus 16 Metern zum Abschluss. Doch sein Schuss strich knapp am Pfosten vorbei.

In der letzten Viertelstunde drückte dann Tottenham. Doch entweder vermasselten es die Londoner selbst oder der starke Liverpooler Torhüter Alisson stand im Weg, ehe der eingewechselte Origi nach einem Eckball zum 2:0 einschoss. (Tsp)

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