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Comeback nach der großen Enttäuschung: Deutsche Eishockeyspielerinnen wollen Olympia-Ticket lösen
Beim Olympiaqualifikationsturnier in Bremerhaven ist das Ziel klar: Das deutsche Frauen-Eishockeyteam will 2026 nach Mailand. Es wäre die vierte Olympiateilnahme im achten Turnier.
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Am Abend des 11. November 2021 war es eiskalt in der großen Eishalle am Kobelhang im Eishockey-Bundesleistungszentrum in Füssen. Und es war auch mucksmäuschenstill.
Im sehnsüchtig erwarteten und wichtigsten Turnier bis dorthin, das erstmals komplett live im Fernsehen übertragen wurde, hatte das hochfavorisierte deutsche Frauen-Eishockeyteam gerade das Auftaktspiel gegen die Österreicherinnen mit 0:3 verloren. Diese Auftaktniederlage vermochte das Team nicht mehr wettzumachen, die Olympischen Spiele 2022 fanden, wie schon 2018, ohne die deutschen Frauen statt. Die Enttäuschung war riesengroß.
Obwohl in der Folge dieser Nichtqualifikation das Bundesinnenministerium und die Bundeswehr, als quasi einzige echte finanzielle Förderer des Fraueneishockeys, nochmal genauer hinschauten und hier und da auch Mittel strichen, da diese Unterstützung stets leistungsbezogen ist, ist seitdem eine Menge passiert. Rund um das Frauen-Nationalteam intensivierte der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) seine Arbeit, weitete beispielsweise den Deutschland-Cup auf Frauenteams aus und installierte eine Leistungssportreferentin fürs Fraueneishockey.
Aus dem Team von 2021 sind kaum mehr Spielerinnen dabei
Dies trug Früchte. Nach Platz neun 2022 und Platz acht 2023 erspielte sich das Team des neuen Bundestrainers Jeff MacLeod 2024 Rang sechs. Nun soll zum ersten Mal seit 2014, als die Frauen die einzigen Aktiven waren, die Eishockey-Deutschland vertraten, die Olympiaqualifikation folgen. „Wir wollen das Ticket auf jeden Fall lösen und freuen uns schon auf das Turnier in Bremerhaven“, sagt Daria Gleißner aus Memmingen. Die Kapitänin ist ein wichtiges Puzzleteil im Team, bringt viel Erfahrung mit und geht oft voran.
Die 31-jährige gebürtige Kaufbeurerin fehlte vor etwas mehr als drei Jahren krankheitsbedingt. Überhaupt sind aus dem Team von 2021 nur noch die Hälfte der Spielerinnen dabei. Darunter auch die Eisbärinnen Laura Kluge und Franziska Feldmeier. Letztere, Topscorerin der Berlinerinnen, meint, der Schlüssel zu drei Siegen gegen die Gegnerinnen aus Österreich, Ungarn und der Slowakei liegt beim deutschen Team.
Wenn wir selbstbewusst unser Spiel durchziehen, können wir alle drei Teams dominieren.
Franziska Feldmeier, Eishockey-Nationalspielerin
„Wenn wir selbstbewusst unser Spiel durchziehen, können wir alle drei Teams dominieren“, sagt Feldmeier. Und anscheinend schafft es der Bundestrainer auch, den durchaus vorhandenen Druck, der 2021 in Füssen bis in jede Ecke der Eishalle spürbar war, von seinen Spielerinnen fernzuhalten. „Jeff MacLeod hat eine sehr entspannte Art“, sagt Franziska Feldmeier. Kapitänin Gleißner spricht davon, dass MacLeod dem Team „viel Freude am Spiel vermittelt“.
Die Verantwortung lastet auf mehreren Schultern
In der Weltrangliste steht Deutschland auf Rang neun. Die Ungarinnen sind Zehnte, Österreich und die Slowakei folgen auf 15 und 16. Die Favoritinnen-Rolle ist also klar. „Wir müssen jeden Gegner ernst nehmen“, weiß Gleißner. „Wir wollen physisch spielen, die Scheibe schnell hinten rausbringen, die Verteidigerinnen sollen mit nach vorne arbeiten, wir wollen viele Schüsse zum Tor bringen und unsere Chancen nutzen“, fasst Feldmeier das deutsche Spiel zusammen. Und um den Druck nicht zu groß werden zu lassen, ist die Verantwortung auf „viele Schultern verteilt“.
Im letzten Testspiel gab es am vergangenen Samstag einen 3:1-Erfolg gegen Ungarn. „Wir nehmen aus diesem Spiel sehr viel Selbstvertrauen mit“, sagte die zweifache Torschützin Laura Kluge hinterher. Und wie die Vergangenheit gezeigt hat, wäre ein positiver Turnierauftakt gegen Österreich am Donnerstag (19.30 Uhr, MagentaSport) unglaublich wichtig.
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