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Neue Tour. Contador startete am Mittwoch bei der Algarve-Rundfahrt. Foto: AFP

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Radsport: Contador: Spanien freut sich, die Welt empört sich

In der Heimat des Tour-de-France-Sieger wird der Freispruch von Alberto Contador bejubelt. Im Ausland wird gehofft, dass der Spanier doch noch wegen Dopings gesperrt wird.

Die Szenerie erinnerte an eine Gameshow: Ein blauer Hintergrund, gedämmtes Licht und dazu ein leger gekleideter Kandidat, der spielend leicht und bestens gelaunt auf alle Fragen eine Antwort hat. Dabei ging es für Alberto Contador gar nicht ums Gewinnen, als er am Dienstag im spanischen Fernsehen auftrat. Gewonnen hatte Contador an diesem Tag schon genug, und so war der des Dopings beschuldigte Radsportstar nach seinem Freispruch durch den spanischen Radsportverband (RFEC) bester Dinge. „Ich bin erleichtert und glücklich“, sagte Contador, während ihm der Moderator des TV-Senders „Veo7“ ein verständnisvolles Nicken entgegenbrachte.

Contadors Fernsehauftritt war der groteske Höhepunkt und passte irgendwie in das Bild, das spanische Medien in den vergangenen Tagen im Bezug auf den dreimaligen Tour-de-France-Sieger abgaben. Der Freispruch für Contador traf auf landesweite Zustimmung. „Der Freispruch Contadors ist gerecht. Man kann keine Dopingsperre gegen jemanden verhängen, der sich nicht gedopt hat“, meinte die Zeitung „El Mundo“. In einer Kampagne war im Vorfeld von Medien und Politik Stimmung für den Madrilenen gemacht worden – selbst Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero sprach sich für einen Freispruch aus. In vielen Internetforen diskutierten Leser intensiv über das Urteil. Ein User auf marca.com schrieb: „Glückwunsch Alberto, ich habe immer gewusst, dass du unschuldig bist. Das muss jetzt auch die mafiöse UCI anerkennen.“

Der Rad-Weltverband UCI hatte beim spanischen Verband eine Sperre für Contador gefordert, nachdem dem 28-Jährigen während der Tour de France geringe Mengen des Muskelaufbaupräparats Clenbuterol nachgewiesen wurden. Contador hatte die positiven Werte mit dem Verzehr von baskischem Rindfleisch erklärt, welches seiner Meinung nach mit Clenbuterol belastet gewesen ist. So kam der größte Protest über Contadors Freisprechung auch vom Verband der spanischen Rindfleischproduzenten. „Er (Contador) versucht nur, seinen Namen auf unsere Kosten reinzuwaschen. Das ist Unrecht“, heißt es in einer Erklärung der Fleischproduzenten, die mit ihrer Meinung in der spanischen Öffentlichkeit weitestgehend allein dastehen. Die Parteiergreifung vieler Spanier für Contador kommt nicht von ungefähr. Erfolgreiche Sportler werden oft heldenhaft verehrt, wie Siege zustande kommen, interessiert eher selten. Spanien ist auch für seine laxe Dopingpolitik bekannt. Zuletzt zeigte sich das am Umgang mit der Leichtathletin Marta Dominguez. Die 35-Jährige wurde nach einem Dopingfund in ihrem Haus im Dezember kurz nach ihrem Verhör wieder freigelassen.

Im Ausland sorgte die Entscheidung des spanischen Radsportverbandes dagegen für Empörung. „Skandalös! Spanien hat in Sachen Doping eine andere Vorstellung“, schrieb die italienische „Gazzetta dello Sport“. „Contadors Freispruch ist ungerecht. So gewinnt der Kampf gegen Doping nicht an Glaubwürdigkeit.“ Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) will im Fall Contador die komplette Urteilsbegründung abwarten, ehe sie zu dem Doping-Freispruch für den Radprofi Stellung nimmt. Wie die Wada am Mittwoch mitteilte, könne dies noch einige Woche dauern. Thomas Bach, Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), drängt dagegen auf ein Eingreifen: „Ich hoffe sehr, dass UCI und Wada durch einen Einspruch beim internationalen Gerichtshof Cas den Fall wirklich klären“, sagte Bach.

Alberto Contador lässt die Kritik an seiner Person dagegen kalt. Nur wenige Stunden nach der Urteilsverkündung machte er sich schon auf den Weg nach Portugal, um an der Algarve-Rundfahrt teilzunehmen. Am Flughafen sagte er mit einem Lächeln: „Dieses Urteil wird den Radsport verändern.“ Damit könnte er Recht behalten. (mit dpa)

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