
© imago/Kirchner-Media/IMAGO/David Inderlied
Das eigentliche Problem sitzt in der Führungsetage: Nuri Sahins Entlassung bekämpft das Symptom, nicht die Ursache
Mal wieder hat der BVB einen Trainer verschlissen. Doch die wahren Probleme liegen tiefer. Solange in der Dortmunder Führungsebene Differenzen herrschen, wird der sportliche Erfolg ausbleiben.

Stand:
Als Serhou Guirassy mit etwas Glück den Ball im gegnerischen Tor untergebracht hatte, zögerte er nicht lange und lief zum Jubeln geradewegs zu Nuri Sahin an die Seitenlinie. Die Mannschaft von Borussia Dortmund folgte und die Aktion sollte wohl so etwas wie Einigkeit zwischen Team und Cheftrainer ausdrücken.
Einen Tag später zeigte sich aber, dass an anderer Stelle das Vertrauen gegenüber Nuri Sahin fehlt, die Dortmunder aus der aktuellen Krise zu führen. Nach dem 1:2 beim FC Bologna in der Champions League am Dienstagabend sah sich die sportliche Führung des Bundesligisten gezwungen, den 36-Jährigen freizustellen. Damit geht der achte Cheftrainer innerhalb von neuneinhalb Jahren seit Jürgen Klopp.
Mal wieder hat der BVB also eine Trainerdebatte. Doch sie lenkt nur vom eigentlichen Problem ab, nämlich der Führungsebene. Schon im Sommer war über Spannungen innerhalb der Vereinsführung um Hans-Joachim Watzke, Lars Ricken, Sebastian Kehl, Sven Mislintat und Matthias Sammer berichtet worden. Noch immer scheinen die Verantwortlichen beim BVB nicht an einem Strang zu ziehen.
Die Mannschaft ist körperlich und geistig in einer Nicht-Verfassung.
Matthias Sammer, Berater des BVB
Paradebeispiel ist die Kommunikation am Dienstag. Während Ricken als Geschäftsführer Sport Nuri Sahin zwar Rückendeckung aussprach, von einer Job-Garantie aber absah, hielt sich Sammer mit Kritik am BVB kaum zurück. „Die Mannschaft ist körperlich und geistig in einer Nicht-Verfassung“, polterte der BVB-Berater. Erstaunlich war dabei, dass er sich dafür in keinster Weise verantwortlich zeichnete.
Sebastian Kehl sprach Sahin vor nicht mal einer Woche sein volles Vertrauen aus. Dabei ist gerade der Sportdirektor mit seiner Kaderplanung zumindest in dieser Saison hauptverantwortlich für den sportlichen Misserfolg. Das Vertrauen ihm gegenüber sollte demnach viel eher fehlen.
Die Entlassung Sahins offenbart also nur, dass in Dortmund zu viele starke Meinungen vertreten sind. Und die verhindern mittlerweile den sportlichen Erfolg, anders lässt es sich nicht zusammenfassen. Ein Beispiel dafür ist Thomas Tuchel, der als einziger Trainer seit Jürgen Klopp nicht aus sportlichen Gründen gehen musste. Mit ihm wurde die Zusammenarbeit 2017 aufgrund von Differenzen mit der Klubführung beendet.
Es liegt also auf der Hand, dass mit einem neuen Trainer nicht plötzlich alles besser wird. Höchstens vorübergehend, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Für den langfristigen Erfolg müssen auf ganz anderen Ebenen harte Entscheidungen getroffen werden, damit beim BVB wieder der Erfolg einkehrt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: