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Sport: Das Finale verteidigt

Deutschlands Handballer schlagen Russland 21:15 nach starker Abwehrleistung und spielen um Gold

Gestern Nachmittag hat Christian Schwarzer die Orientierung verloren. Der Kreisläufer der deutschen HandballNationalmannschaft stand im Gang der Helliniko- Sporthalle und sagte: „Man hat nicht das Gefühl, dass wir hier in Griechenland sind, man denkt eher, wir sind hier mitten in Deutschland.“ Als wollten sie ihn noch mehr verwirren, stimmten Fans auf den Rängen den Klassiker des deutschen Freudengesangs an: „Oh, wie ist das schön.“

Mehr als 6000 deutsche Zuschauer trieben die deutsche Handball-Nationalmannschaft gestern in Athen zum 21:15 (9:10) im Halbfinale über Russland. Die Silbermedaille im olympischen Handballturnier ist dem Team bereits sicher. Doch jetzt will es mehr. „Wir sind noch nicht fertig“, sagte Torhüter Henning Fritz. „Jetzt wollen wir Kroatien weghauen.“ Der amtierende Weltmeister aus Kroatien gewann sein Halbfinale gegen Ungarn mit 33:31. Am Sonntag treffen die beiden besten Teams des Turniers nun im Finale aufeinander, wie schon im vergangenen Jahr bei der WM. Damals gewann Kroatien.

Allerdings hatte das deutsche Team gestern eine Halbzeit lang um den Finaleinzug bangen müssen. Immer wieder war es in den ersten 30 Minuten an dem überragenden russischen Torhüter Andrej Lawrow gescheitert. Der 42-Jährige bringt auch im fortgeschrittenen Alter die Angreifer zur Verzweiflung. Momentan sucht er per Zeitungsinserat einen neuen Verein. „Was Lawrow alles gehalten hat, war sensationell“, sagte Henning Fritz, „es ist ihm zu verdanken, dass die Russen so lange mithalten konnten.“

Dass das deutsche Team trotzdem in das Finale einzog, lag an der Abwehr und ihrem Torwart Henning Fritz. Er hielt 50 Prozent aller Würfe, die auf sein Tor flogen. „Es war wichtig, dass ich mich in der zweiten Halbzeit steigern konnte“, sagte der Torhüter des THW Kiel. So ging es der gesamten Mannschaft. Die zweiten 30 Minuten gewann das deutsche Team mit 12:5. In der 45. Minute ging die deutsche Mannschaft durch Stefan Kretzschmar erstmals in Führung: 13:12. In den folgenden Minuten verzweifelten die russischen Angreifer an der deutschen Abwehr. „Wenn man so eine Abwehr hat, läuft man mit gutem Gewissen zurück, wenn man einen Angriff vergeben hat“, sagte Christian Schwarzer, „man weiß, dass man den Ball auch im nächsten Angriff reinmachen kann.“

Bundestrainer Heiner Brand wollte niemanden aus der Mannschaft hervorheben. Doch diesmal hatte Stefan Kretzschmar eine starke Partie auf Linksaußen abgeliefert. Mit fünf Toren war er im Halbfinale der erfolgreichste Torschütze des deutschen Teams. Im Viertelfinale gegen Spanien hatte der 31-Jährige hochnervös gespielt. Nun traf er die Hälfte seiner Würfe. Auch ersetzte Jan Olaf Immel den Routinier Volker Zerbe gut, als dieser in der 51. Minute die Rote Karte sah. „Für die Leute auf der Ersatzbank ist es oft frustrierend“, sagte Henning Fritz, „da ist es umso schöner, dass sie Leistung bringen, wenn sie reinkommen.“

Die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand hat nun die Chance, den zweiten Titel in diesem Jahr zu gewinnen. Im Frühjahr holte sie bereits in Slowenien den Europameistertitel. Allerdings steht noch der amtierende Weltmeister Kroatien zwischen der deutschen Mannschaft und der Goldmedaille. „Die Kroaten sind die spielstärkste Mannschaft in diesem Turnier“, sagte Henning Fritz. Im vergangenen Jahr hat sein Team das WM-Finale in Portugal 31:34 verloren. „Dafür sind wir von der Einstellung und den kämpferischen Fähigkeiten her die stärkste Mannschaft“, sagte Christian Schwarzer.

Womöglich können ihm wieder die vielen deutschen Fans helfen, die auch am Sonntag die Helliniko-Halle bevölkern werden. Damit auch das Endspiel um Gold mitten in Deutschland stattfindet.

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