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Die Meistermacher. Tom Brady (l.) und Trainer Bill Belichick haben mit den Patriots eine Dynastie begründet.

© AFP

New England Patriots gewinnen Super Bowl LI: Das größte Comeback der Football-Geschichte

Mit dem fünften Erfolg im Superbowl setzen sich New Englands Quarterback Tom Brady und sein Trainer Bill Belichick ein Denkmal.

Tom Brady hielt sich die Hände vors Gesicht und sank auf den Platz. Dabei musste er zusehen, nicht erdrückt zu werden von all den Kamerateams und Reportern, die ihn umlagerten. Als sich die Traube langsam aufgelöst hatte, erlangte der Held des Abends auch die Fähigkeit der Artikulation zurück, die ihm zwischenzeitlich abhanden gekommen war. „An diesen Tag werden wir uns ein Leben lang erinnern“, sprach Brady mit Tränen in den Augen – und das war wirklich nicht zu dick aufgetragen. Es entsprach schlichtweg der Realität.

In der Nacht zu Montag deutscher Zeit ist dem Quarterback der New England Patriots und seinen Mannschaftskollegen Historisches gelungen: Das Team aus Boston setzte sich im Endspiel der US-amerikanischen National Football League (NFL) mit 34:28 gegen die Atlanta Falcons durch und gewann damit seinen fünften Super Bowl in den vergangenen 16 Jahren – die Definition einer Dynastie. Weil New Englands Spielmacher in dieser Zeit immer Tom Brady hieß und der Trainer stets Bill Belichick, ging es in der unmittelbaren Nachbetrachtung des Dramas vor allem um sportgeschichtliche Dimensionen und die Frage: Waren die 71.000 Zuschauer in Houston und die vielen Millionen vor den Fernsehgeräten weltweit gerade Zeugen des vielleicht größten Football-Spielers in der Geschichte geworden, in Kombination mit dem größten Trainer? Die Antwort fiel bei ehemaligen Profis wie Beteiligten relativ eindeutig aus: Ja, waren sie. „Wenn es noch ein Spiel brauchte, um das zu beweisen, haben wir es heute gesehen“, sagte der zweifache NFL-Champion Deion Sanders.

Fünf Siege im Super Bowl, das war vor Brady nur Verteidiger Charles Haley vergönnt gewesen, aber eben keinem Quarterback. Bis zum Sonntag hatte sich der 39-Jährige den Rekord mit den legendären Spielmachern Terry Bradshaw (Pittsburgh Steelers) und Joe Montana (San Francisco 49ers) geteilt, durch den neuerlichen Triumph überholte er das Duo nun.

Erstmals gab es in einem Super Bowl Verlängerung

Allerdings war der Abend in vielerlei Hinsicht historisch: Zum einen, weil die größte Einzelsportveranstaltung der Welt bei ihrer 51. Auflage erstmals in der Verlängerung entschieden werden musste – und zum anderen, weil es dazu unter normalen Umständen nie hätte kommen dürfen. Lange Zeit dominierten die Falcons Spiel und Gegner, zur Halbzeit führte das Team aus der Südstaatenmetropole scheinbar mühelos 21:3. Quarterback Matt Ryan spielte fehlerfrei und setzte seine offensiven Waffen zielführend ein – soweit nichts Überraschendes vom besten Angriffsteam der Saison. Erstaunlich war, wie die Falcons des Gegners Angriffsserien stoppten: gut vorbereitet und meist sehr schnell. Spätestens nach Ryans Touchdown-Pass auf Taylor Gabriel zum 28:3 Mitte des dritten Viertels schien das Match entschieden. Aber so etwas gibt es im American Football eben nicht. „Es ist ein verrücktes Spiel“, sagte Brady später, „schwer zu glauben, dass wir das noch gedreht haben.“

In seiner Dramaturgie war das NFL-Endspiel mindestens vergleichbar mit dem großartigen Finale der Fußball-Champions-League im Jahr 2005, als der AC Mailand zur Pause bereits 3:0 führte und am Ende noch im Elfmeterschießen dem FC Liverpool unterlag. 28:9, 28:12 – angeführt vom in Halbzeit zwei herausragenden Brady verkürzte New England den Rückstand, aber die Uhr tickte scheinbar gnadenlos gegen den Favoriten. Nach einem Touchdown und einem verwandelten Zwei-Punkt-Versuch zum 28:20 machte sich bei den Falcons jedoch allmählich Nervosität breit. 57 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit glich Brady tatsächlich aus und rettete sein Team in die Verlängerung, die mit dem erfolgreichen Abschluss der ersten Angriffsserie und Titel Nummer fünf für New England und Brady zu Ende ging.

Mit dem Rekordwert von 466 Yards Raumgewinn wurde Brady anschließend auch zum wertvollsten Spieler des Finals gewählt, bereits zum vierten Mal in seiner großen Karriere, der er am Sonntag das finale Meisterstück verpasste. Allerdings betonte er auch, nicht im Ansatz über das Karriereende nachzudenken, bis Mitte 40 könne er ja noch spielen. Für die anderen 31 NFL-Teams muss das wie eine Drohung klingen.

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