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Defensive Offenbarung gegen den FC Barcelona: Die Schwachstellen der Bayern sind auch ohne Trainerschein deutlich erkennbar
Der FC Bayern will unter Vincent Kompany dominant auftreten. In der Bundesliga funktioniert das, doch international kann das nach hinten losgehen, wie das Spiel in Barcelona gezeigt hat.

Stand:
Es dauerte keine 60 Sekunden, da wurde der FC Bayern am Mittwochabend in Barcelona zum ersten Mal ausgekontert. Erstaunlicherweise mit Joshua Kimmich als einziger und letzten Endes vergeblicher Hoffnung auf Rettung.
Zwei weitere Kontergegentore sollten an diesem dritten Spieltag der Champions League noch folgen, wie das erste erzielt von Barças Raphinha, der einfach schneller und energischer agierte als seine Münchner Gegenspieler.
Was nach der 1:4-Niederlage kommen würde, war dann auch klar: Fragen zur Defensive der Bayern. Genügt die Innenverteidigung um Dayot Upamecano und Min-jae Kim tatsächlich höchsten internationalen Ansprüchen?
Bayern-Sportvorstand Max Eberl reagierte bei diesem Thema einigermaßen angefressen und schleuderte einem Reporter entgegen: „Mach einen Trainerschein!“ Und wählte damit den Angriff als Verteidigungsoption.
Mach einen Trainerschein!
Bayerns Sportvorstand Max Eberl auf eine Reporterfrage zur Münchner Defensive nach dem Spiel
Man kann Eberl zugutehalten, dass er damit nur das fußballerische System der Mannschaft von Vincent Kompany konsequent fortsetzte, denn der FC Bayern kennt unter dem belgischen Trainer nur eine Richtung – nach vorn.
Das funktioniert gegen die meisten Bundesligisten prächtig, weil die in der Regel nicht über die Klasse solcher Angreifer wie Raphinha verfügen. Wobei Frankfurts Omar Marmoush beim 3:3 jüngst gegen die Münchner schon einmal andeutete, wie leicht die Bayern-Abwehr auszuhebeln ist.
Ob die Verteidigung mit anderem Personal stabiler stehen würde, ist allerdings fraglich. Upamecano und Kim mögen international nicht die allererste Garde der Abwehrspieler darstellen, aber sie sind oft genug einfach nur Opfer der Spielweise ihrer Mannschaft.
Die Bayern wollen dominant auftreten, früh pressen, den Ball haben. Phasenweise gelang ihnen das auch in Barcelona gut. Nach dem frühen Rückstand waren es die Gäste aus München, die klar am Drücker waren. Erst mit dem – durchaus umstrittenen – 2:1 drehte sich das Spiel zugunsten von Hansi Flicks Team.
Danach verfiel der FC Bayern in einen Modus, der häufiger mal zu sehen ist, wenn es nicht so läuft wie erhofft. Die Mannschaft ist zwar überlegen, erspielt sich aber kaum noch wirklich zwingende Torchancen. Manuel Neuer, selbst einmal mehr ein Unsicherheitsfaktor, monierte mangelnde Aggressivität, Kimmich sprach von Unsauberkeit im eigenen Spiel.
Nun haben die Bayern gerade einmal elf Pflichtspiele mit dem neuen Trainer absolviert. Niederlagen gehören da sicherlich zum Reifeprozess, zumal bei einem formstarken Gegner wie dem FC Barcelona. Auch deswegen ist es wenig überraschend, dass aktuell keiner im Team oder der Führungsebene in Panik ausbricht.
Ein kleiner Trend ist allerdings auch in dieser Frühphase unter Kompany bereits erkennbar: Gegen kleinere Gegner spielt sich seine Mannschaft schnell in einen Rausch. Gibt es mehr Widerstand, stoßen die Bayern zuweilen an ihre Grenzen, und die Schwächen werden deutlich. Und um diese zu erkennen, braucht es nicht mal einen Trainerschein.
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