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Sport: Dem Fußball voraus

Bernhard Peters hat im Hockey-Bund erfolgreich gearbeitet, weil er immer offen für Neues war

Es passiert nicht oft, dass Bernhard Peters an der modernen Technik verzweifelt. Vor anderthalb Jahren bei einem Turnier in Amstelveen verlor er jedoch immer mehr die Beherrschung. Peters, Trainer der deutschen Hockey-Nationalmannschaft, sprach in das Mikrofon seines Headsets, um mit seinem Kotrainer Stephan Decher Kontakt aufzunehmen, doch Decher antwortete selbst auf mehrmalige Nachfrage nicht. Decher hatte schon vor dem Spiel gesagt, dass er in der zweiten Halbzeit nicht mehr auf dem Videoturm hinter dem Tor stehen werde, weil er zu einer Hochzeit müsse. Peters hatte das im Eifer ganz einfach vergessen.

Es gibt zwei Bernhard Peters’. Der eine steht am Spielfeldrand, tobt und flucht auf seine Spieler. Der andere ist ein kühler Analytiker, der seinen Sport fast wissenschaftlich seziert, sich sogar über die neuesten Erkenntnisse der Schlafforschung informiert, um herauszufinden, wann seine Spieler am besten ins Bett gehen sollten. Vieles, was Bundestrainer Jürgen Klinsmann bei der Fußball-Nationalmannschaft noch erprobt, ist dank Peters im Hockey seit vielen Jahren Standard: der Rückgriff auf Spezialisten, vom Psychologen bis zum Torschusstrainer, ein effizientes Nachwuchskonzept oder die Nutzung technischer Hilfsmittel wie der Videoanalyse. Jürgen Klinsmann hat aus dieser Erkenntnis einen treffenden, aber auch mutigen Schluss gezogen: Bernhard Peters soll neuer Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) werden.

„Bernhard hat in letzter Zeit so viel von Jürgen Klinsmann und vom Fußball erzählt, dass wir uns schon Sorgen gemacht haben“, sagt Dieter Schuermann, der Teammanager der Hockey-Nationalmannschaft . Die Sorge ist nicht unbegründet, auch wenn der Deutsche Hockey- Bund (DHB) einen Wechsel seines Bundestrainers als Beleg für seine gute Arbeit werten würde. Peters, vor 45 Jahren in Rheine (Westfalen) geboren, in Krefeld am Niederrhein zu Hause, arbeitet seit 1985 für den DHB. Schon früh hat er ein Nachwuchs- und Sichtungskonzept installiert, mit dem der Verband seine strukturellen Nachteile kompensiert. Bei nur 60 000 Mitgliedern kann es sich der Hockey-Bund gar nicht erlauben, ein Talent durch die Lappen gehen zu lassen. Früher ist Peters selbst durch die Landesverbände getourt und hat gezielt Spieler für die Juniorenkader gesucht, die dann über Jahre hinweg gefördert wurden. Es gibt keinen aktuellen A-Nationalspieler, der diesen Weg nicht gegangen ist.

Dass der Hockeyverband irgendwann zu eng für Peters werden könnte, hat sich schon länger abgezeichnet. Nachdem er Ende des vorigen Jahres mit einer unerfahrenen Mannschaft den bemerkenswerten vierten Platz bei der Champions Trophy belegt hatte, schrieb er einigen Leuten aus dem DHB eine Mail, in der er enttäuscht feststellte, dass der Erfolg kaum Beachtung gefunden habe. Als Sportdirektor beim DFB würde Peters’ Arbeit auf sehr viel mehr Interesse stoßen. Das hat er schon in den vergangenen Tagen erfahren, als sein Name, offenbar in Folge einer gezielten Indiskretion, in die Öffentlichkeit geriet. Noch am Dienstag sagte Peters zu dem Gerücht, er werde neuer Sportdirektor: „Davon weiß ich nichts.“

Dass er Interesse an der Aufgabe hat, steht außer Frage. Peters hat immer schon über den Hockeyplatz hinausgeblickt: Beim Nationalen Olympischen Komitee (NOK) war er für einen Posten zur Spitzensportförderung im Gespräch, er hält Vorträge in der freien Wirtschaft gibt beim Trainerlehrgang des DFB Kurse zum Coaching und zur Videoanalyse. Für die angehenden Trainer war es eine ganz neue Erkenntnis, dass die Videoanalyse nicht nur dazu dient, die eigenen Spieler zu langweilen, sondern dass man aus ihr auch neue Trainingsformen entwickeln kann. Bernhard Peters hat einmal über seine Erfahrungen beim Trainerlehrgang gesagt: „Es gab wenige Gruppen, wo so viel mitgeschrieben wurde.“

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