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Sport: Den Fluch bezwungen

Der 1.FC Köln beweist sich, dass er gegen Borussia Mönchengladbach gewinnen kann

Köln. Zum Kampf gegen den bösen Fluch hatten sich selbst die größten Kinder der Stadt zur Verfügung gestellt. Die Höhner, prominenteste Karnevalsband und Gralshüter alles Kölschen, jagten vor dem Anpfiff ihre Verse durch die Lautsprecher des fertiggestellten Stadions und erhielten ein Echo aus vielen tausend Kehlen. Es schien, als habe die Stadt die Beseitigung der schaurigen Bilanz gegen Borussia Mönchengladbach – kein Verein siegte häufiger gegen den FC – zur allgemeinen Aufgabe erklärt.

Es ist also sehr gut möglich, dass der Name Lukas Podolski sehr ehrfürchtig ausgesprochen werden wird in den nächsten Tagen, denn der 18-Jährige erarbeitete sich am Sonnabend in der kommunalen Hierarchie quasi-royalen Rang. Sein Linksschuss von der Strafraumgrenze reichte zum glücklichen, aber keineswegs unverdienten 1:0-Sieg über den rheinischen Rivalen.

„Lukas hat bei seinem Tor gutes Auge und die entscheidende Ruhe bewiesen“, schilderte Kölns Trainer Marcel Koller die spiel entscheidende Szene kurz nach der Halbzeitpause, ehe er geduldig den Lauf des jungen Stürmers erklärte. Ansonsten bot sich wenig Anlass zu blumigen Formulierungen, da die Begegnung vor allem in der ersten Halbzeit keinen höheren Qualitätsmaßstäben gerecht wurde. „Was hier erst los wäre, wenn es mal ein gutes Spiel gäbe“, sagte die kölnische Spielmacher-Legende Wolfgang Overath und forderte damit eine ganze Menge Fantasie ein. Er versicherte, dass es unter den 50 997 Zuschauern in der neuen Arena „auch bei mir ein bisschen in den Beinen kribbelt“. Man hätte sich und dem Spiel seine Dribblings und Pässe gewünscht.

Holger Fach sah das ähnlich. „Ich habe in der Pause gesagt: Wir können hier nur Probleme bekommen, wenn wir dumme Dinge machen“, sagte Gladbachs Trainer, „und genau das haben wir getan.“ Mit „wir“ meinte Fach vor allem Joonas Kolkka, der in scheinbar gefahrloser Situation den Ball verlor und damit das Gegentor einleitete.

„Die Kölner waren in der zweiten Halbzeit aggressiver“, sagte Borussias Sportdirektor Christian Hochstätter. Hinzu kam, wie Kölns Trainer Koller zugab, dass „wir ein bisschen Glück entwickelt haben“. Seine Mannschaft war binnen weniger Sekunden gleich zwei Mal mit dem Pfosten im Bunde. Zunächst traf Joris van Hout den rechten, Bernd Korzynietz den linken. Gladbach erhöhte den Druck, doch Köln rettete den Vorsprung über die Zeit. Vorerst hat der lange Zeit unheimliche Rivale vom Niederrhein also seinen Schrecken verloren. Der Fluch scheint beendet. Zeit für die Höhner.

Daniel Pontzen

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