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War in der ersten Boxnacht nach der Coronapause mit dabei: Der ehemalige Weltmeister Jack Culcay.

© Axel Heimke/dpa

Nach Kampfnacht in den Havelstudios: Der Boxsport hofft nach der Corona-Pause auf Veranstaltungen mit Publikum

Die Generalprobe unter Hygienebedingungen in Charlottenburg ist geglückt, andere Boxställe schauen nun erleichtert auf den Boxstall Agon - und hoffen auf Open Air-Veranstaltungen.

Hinter verschlossenen Türen ist Europas Wiedereinstieg im Boxen gelungen, der Neustart machte jedoch ein Problem deutlich. In Hallen, Gyms und Studios sind unter Coronavirus-Beschränkungen auf längere Sicht keine Zuschauer erlaubt. Open Air, so die Spekulationen der deutschen Promoter, wird es in absehbarer Zeit unter Einhaltung der Hygieneregeln aber wohl möglich sein, Publikum zuzulassen. Dabei setzen die Boxer große Hoffnungen auf den Fußball als Vorreiter, weil er allmählich seine Stadien füllen will. Deshalb werden Veranstaltungen in Autokinos und auf Freilichtbühnen geplant.
Der Berliner Agon-Stall hat nun zunächst drinnen losgelegt. Nach dem geteilten Europa-Einstieg der Boxer am Freitagabend in den Berliner Havelstudios – zeitgleich veranstaltete auch ein polnischer Promoter in einem niederschlesischen Dorfhotel Kämpfe – erfasst wieder Optimismus das Lager der finanziell angeschlagenen Boxer. „Es war wichtig, endlich wieder kämpfen zu können“, sagte der ehemalige Weltmeister Jack Culcay. Agon hatte vom Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf die Genehmigung für sein Konzept mit sieben Kämpfen erhalten. „Organisatorisch und vom Ablauf war es super“, sagte Horst-Peter Strickrodt, Anwalt und Teammanager des Veranstalters Agon. „Nur dass zwei unserer Boxer verloren haben, war nicht ganz so schön.“

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Es gab keine Verstöße gegen das Konzept. Die Boxer waren schon im Vorfeld zweimal auf das Coronavirus getestet worden; Trainer, Betreuer und Ringrichter, die zuvor eine Woche ebenfalls in Quarantäne verbracht hatten, verzichteten auf einen Mundschutz – was sie durften. Selbst Polizei und LKA, die sich zur Kontrolle einfanden, seien laut Strickrodt zufrieden gewesen.
Auch die Bilanz von Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer, fiel positiv aus: „Das war eine Initialzündung für Europa“, resümierte er den ersten Kampfabend nach knapp dreimonatiger Coronavirus-Pause. „Boxen hat wieder eine Duftmarke gesetzt. Darauf haben viele Promoter gewartet.“ Auch wenn die Kämpfe via Internet übertragen wurden, so blieb die Atmosphäre im Studio aber steril. „Ohne Publikum ist Boxen etwas ganz Anderes“, sagte Pütz. „Boxfans wollen Teil des Spektakels sein.“

Andere Boxställe schauen erleichtert auf Agon

Andere Ställe in Deutschland schauen erleichtert auf Agon. „Super. Das ist genau das richtige Signal“, sagte Promoter Ulf Steinforth vom SES-Stall. Deutschlands Nummer eins will Mitte Juli mit einer Open-Air-Veranstaltung im Magdeburger Amphitheater Seebühne starten. Dann, so die Hoffnung, mit Zuschauern – natürlich unter Einhaltung der Abstandsregel. Steinforth hat seit Wochen ein umfangreiches Konzept für Boxen unter Coronavirus-Bedingungen ausarbeiten lassen. „Wir haben mit Virologen, Ingenieuren, Fachbüros zusammengearbeitet. Das hat viel Geld gekostet“, sagte Steinforth.

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Andere Promoter haben andere Ideen. Der Hamburger Ismail Özen-Otto beabsichtigt, am 11. Juli in einem Düsseldorfer Autokino kämpfen zu lassen. „Mehr als 500 Autos mit jeweils zwei Personen dürfen rein“, sagte Özen-Otto. Der Agon-Stall will am 28. August erneut in den Havelstudios veranstalten. Die Organisatoren glauben, dann Publikum unterbringen zu dürfen. „Wir planen mit 300 bis 400 Zuschauern“, sagte Strickrodt. Denn auf Dauer können die Boxer, denen schon die TV-Sender verlustig gegangen sind, ohne Ticketeinnahmen nicht leben. (dpa/Tsp)

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